Schwimmendes Windkraftwerk in Japan am Netz
In Japan wurde jetzt vor der Küste von Nagasaki das erste kommerzielle schwimmende Windkraftwerk in Betrieb genommen. Die technisch ausgefeilte Turbine ist Teil des ehrgeizigen Regierungsprogramms des japanischen Premierministers Shinzo Abe, erneuerbare Energien zu einem wichtigen Standbein der Wirtschaft des Landes zu machen. Das Umweltministerium in Tokio will die Technologie zügig an zahlreichen Standorten einsetzen.
Die Windkraftturbine, die zwei Megawatt Strom liefert, wurde in einer Wassertiefe von 100 Metern errichtet. Die Anlage schwimmt wie ein Korken auf der Wasseroberfläche. Um die Anlage gegen heftige Taifune, hohe Wellen und auch Tsunami-Wellen zu schützen, entschied man sich für eine schlanke Bauweise. Der Schwimmkörper mit Rotor ist 172 Meter hoch und besteht im oberen Teil aus Stahl und im unteren Abschnitt aus Beton. Damit wird der Schwerpunkt nach unten gezogen und die Anlage mit insgesamt 3400 Tonnen Gewicht stabilisiert. Der Rotor wurde ebenfalls gewichtseinsparend konzipiert. Am Meeresboden befestigte Ketten verhindern, dass die Turbine abtreibt.
Hohe technische Anforderungen
Die Turbinen setzen sich vor allem technisch von anderen Windkraftwerken in der Welt ab. Sie und auch die Schaltanlagen sowie die Transformator-Ausrüstungen schwimmen auf einer gigantischen Plattform, die nicht wie herkömmlich direkt am Meeresboden verankert sind, sondern an drei langen Metallkabeln festgemacht sind.
Diese Technik erweitert damit die Standortmöglichkeiten für den Bau von Windkraftwerken deutlich, da sie nicht mehr nur in relativ flachen Gewässern platziert werden können. Da Japan auf einem Festlandsockel liegt und der Meeresboden schnell steil in große Tiefen abfällt, gab es bislang nur wenige geeignete Standorte für den Bau von herkömmlichen Offshore-Windparks.Das Potenzial gilt als riesig
Schwimmende Anlagen in deutlich tieferen Gewässern könnten Japan theoretisch 1570 Gigawatt an Elektrizität oder achtmal mehr als die derzeitigen Kapazitäten der japanischen Stromversorger zusammengenommen liefern. Das geht aus Computer Simulationen auf der Basis historischer Wetterdaten der Universität von Tokio, einem der Teilnehmer an dem Projekt, hervor. Obwohl die Anlagen strukturell noch weiter optimiert werden müssen, hegen die Japaner große Hoffnungen. „Wir eröffnen damit ein neues Kapitel in der Geschichte der Windkraft,“ meint Takeshi Ishihara, Bauingenieur an der Tokyo University und Leiter des Projekts. Doch je höher die Entfernung, desto höher auch die Kosten. Da die neue Technik es ermöglicht, Strom weit von der Küste zu produzieren, müssen sich die Betreiber allerdings auch mit deutlich höheren Kosten im Vergleich zu anderen Energiequellen auf dem Land vor allem für den Stromtransport auseinandersetzen. Nach Aussagen der beteiligten japanischen Unternehmen hofft man aber durch Design-Verbesserungen und andere Einsparungen, die Kosten so stark zu drücken, dass sie nur noch beim Doppelten der auf dem Land installierten Turbinen liegen.
Windkraftwerk vor Fukushima
Eine weitere schwimmende Pilotanlage, an der auch die deutsche Euros mit einem Turbinenblatt beteiligt ist, entsteht derzeit vor der Küste von Fukushima. Dort soll die Turbine mit drei 35 Meter hohen zylindrischen Metallflössen stabilisiert werden. Diese Anlage gilt als Vorbereitung eines riesigen Offshore-Windparks, der bis 2020 nach bisherigen Planungen mit über 140 Windturbinen mit einer Gesamtleistung von 1000 Megawatt in Betrieb gehen soll. Norwegen und Portugal experimentieren ebenfalls mit schwimmenden Offshore Windparks.
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