Siemens baut in England neues Zentrum für riesige Windkraftanlagen
Siemens baut im englischen Hull für 371 Millionen Euro eine neue Fabrik für Rotorblätter von Windkraftanlagen auf See. Sie soll 2016 in Betrieb gehen und bereits ein Jahr später ausgelastet sein. Um Herstellungskosten weiter zu senken, experimentiert der deutsche Technologiekonzern zeitgleich mit Robotertechnologie.
Um das Geschäft mit Windkraftanlagen anzukurbeln, baut der deutsche Technologiekonzern Siemens im englischen Hull eine neue Fabrik für Rotorblätter. „Unsere Entscheidung, in England eine Fertigung für Offshore-Windenergieanlagen zu bauen, ist Teil unserer weltweiten Strategie: Wir investieren in Märkte mit zuverlässigen Rahmenbedingungen, die für ausgelastete Fabriken sorgen“, erklärt Siemens-Vorstandsmitglied Michael Süß. „Die britische Energiepolitik schafft klare Rahmenbedingungen zum Ausbau der Offshore-Windenergie und würdigt insbesondere das Potential der Windkraft auf See für das Gesamtportfolio der Energieerzeugung.“
Englands Windkraftmarkt birgt für Siemens enormes Potential
Dass sich Siemens auf den Windmarkt in Großbritannien stürzt, liegt an den starken Wachstumszahlen der letzten Jahre. So hat sich in England die Windkraftkapazität innerhalb von nur zwei Jahren auf rund zehn Gigawatt verdoppelt. Bis 2020 will man auf See Offshoreanlagen mit einer Leistung von 14 Gigawatt installieren, Projekte über 40 Gigawatt befinden sich in langfristiger Planung. Bereits heute ist Siemens führender Lieferant für Windkrafttechnik. Das Unternehmen hat in England mittlerweile über 2200 Turbinen mit mehr als 5000 Megawatt installiert.
Der Bau der neuen Fabrik in Hull kommt auch dem englischen Arbeitsmarkt zugute. Insgesamt sollen 1000 neue Arbeitsplätze entstehen. Der Produktionsstart ist für 2016 geplant, bereits ein Jahr später soll die Fabrik voll ausgelastet sein. Partner des 371 Millionen Euro teuren Projekts ist das britische Unternehmen Associated British Ports (ABP). Zum Projekt gehört auch der Bau eines Logistik- und Servicezentrums.
Roboter sollen in Zukunft Rotorblätter bauen
Technologisch hat sich Siemens für die zukünftige Fertigung der Windkraftanlagen hohe Ziele gesteckt. Schon jetzt stellt der Konzern als einziger Anbieter weltweit die bis zu 75 Meter langen Rotorblätter aus einem Guss her. Sie haben keine Nähte, sind somit laut Unternehmensangaben frei von Schwachstellen und können mindestens 20 Jahre lang Wind und Wetter widerstehen. Einziger Knackpunkt ist die relativ aufwendige Fertigung. Mitarbeiter legen die Formen der Rotorblätter derzeit von Hand mit Glasfasermatten und Balsaholz aus und vergießen sie anschließend mit Epoxidharz.
In Zukunft könnten Roboter diesen Job erledigen, ist Felix Ferlemann, Geschäftsführer der Windsparte bei Siemens, überzeugt: „Sie können vollautomatisch die Form entlang fahren und schaffen pro Sekunde drei Meter. So ließe sich die Produktionszeit von 300 auf 150 Stunden halbieren, wodurch wir pro Jahr 30 Millionen Euro Herstellungskosten sparen könnten.“
Noch in diesem Jahr sollen Tests in einer Fabrik im dänischen Aalborg stattfinden, wo Siemens 55 Meter lange Rotorblätter produziert. „Wir setzen dafür konventionelle Industrieroboter ein, die unsere Experten speziell für die Rotorblattproduktion programmieren“, sagt Jan Rabe, Strategiechef der Siemens Wind Power. „Damit sind wir der Konkurrenz weit voraus.“
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