Stromnetze 03.02.2020, 11:09 Uhr

Smart Meter: Was die intelligenten Stromzähler bringen

Smart Meter mit Internetanschluss sollen die Energiewende im Privathaushalt einläuten. Erste Haushalte werden bereits mit den intelligenten Stromzählern versorgt. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat dazu eine Marktanalyse herausgebracht. Zeitgleich beginnt der verpflichtende Einbau der Smart Meter in Deutschland.

Smart Meter des deutschen Herstellers Power Plus

Smart Meter des deutschen Herstellers Power Plus Communications (PPC), Stand auf der Messe E-World 2019 in Essen.

Foto: Stephan W. Eder

Vor zwei Jahren sollte der Einbau der smarten Stromzähler beginnen – nun ist es 2020 geworden. Die meisten Mieter oder Hausbesitzer werden zunächst nicht von der neuen Messung des Stromverbrauchs betroffen sein. Doch es kann sich lohnen, bereist jetzt aktiv zu werden.

„Der lang erwartete Smart-Meter-Rollout wird dafür sorgen, dass unsere Energieinfrastruktur bedeutend smarter wird“, sagt der Bitkom-Energieexperte Robert Spanheimer.

Die Marktanalyse zum Einbau intelligenter Messsysteme lässt sich seiner Meinung nach mit der Einführung der ersten Smartphones vergleichen: Mit der Hardware entwickeln sich völlig neue Anwendungen. Energieversorger, Netzbetreiber, IT-Dienstleister, Immobilienwirtschaft und auch das Gesundheitswesen warten seit Jahren auf die Einführung der Smart Meter.

Was versteht man unter Smart Meter?

Smart Meter bestehen aus zwei Elementen: einem digitalen Stromzähler und einem Kommunikationsmodul. Die Geräte zeigen den aktuellen Zählerstand und speichern die Werte. Verbraucher erhalten so die Kontrolle über den eigenen Stromverbrauch. Über ein Display sind die Werte ablesbar. Zudem lässt sich der Verbrauch mit dem Vormonat abgleichen. Zum intelligenten Messsystem wird ein Smart Meter erst durch das Kommunikationsmodul Gateway. Dieses übermittelt die Verbrauchsdaten automatisch – und zwar verschlüsselt an Stromlieferanten und Netzbetreiber. Ein Ableser muss also nicht mehr ins Haus kommen. „Die Vielfalt der künftigen Dienste, die auf den Smart Metern aufsetzen, lässt sich derzeit nur erahnen“, meint Spanheimer. Doch da Deutschland sich für eine hochsichere Variante der in vielen anderen Ländern längst eingeführten Systeme entschloss, dauerte es seine Zeit.

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Smart Meter sollen das Leben vernetzter machen, sodass man die intelligente Stromzähler unter die Kategorie Smart Home packen kann. Nach der Einführung soll es möglich sein, flexibler auf den Strombedarf zu reagieren. Zum Beispiel geht die Waschmaschine nur noch an, wenn Strom in großen Mengen verfügbar und somit günstig sei.

12 Millionen Stromzähler bis 2022 austauschen

Ein Ausrollszenario von 25 % bis 2022 bedeutet den Austausch von 12 Millionen Stromzählern bei Stromverbrauchern. Das zieht Kosten von 3,9 Milliarden Euro nach sich. Experten kommen nur dann zu zählbaren Effekten, wenn alle erneuerbaren Energien einbezogen würden und sich so der Kreis der Anschlusspflicht für Smart Meter erheblich ausweiten ließe.

Zunächst ist es geplant, Smart Meter bei einem Stromverbrauch von mehr als 6.000 Kilowattstunden im Jahr einzusetzen.

Zum Vergleich: „Das ist in etwa doppelt so hoch als der Standardwert eines Vier-Personen-Haushaltes“, sagt ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen.

Die meisten Haushalte wird die Einbaupflicht also nicht treffen. Wer mit einer Solaranlage mit mehr als 7 Kilowatt Leistung Strom produziert, bekommt auch ein intelligentes Messsystem. Generell soll es in alle Haushalten digitale Stromzähler geben, der Austausch läuft bereits und soll bis 2032 abgeschlossen sein. Diese Geräte kommen aber ohne das Kommunikationstool Gateway aus.

Unterm Strich macht die Maßnahme aus Sicht der Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young Sinn. Durch die Nachrüstung aller Ökostromerzeugungsanlagen mit intelligenter Mess- und Steuertechnik lassen sich die Ist-Einspeisung und der Status der Anlagen jederzeit in Echtzeit steuern und abrufen. Das aktive Einspeisemanagement würde die Netze entlasten und deren notwendigen Ausbau auf Verteilnetzebene erheblich minimieren. Erste Referenzprojekte hätten zudem gezeigt, dass die ins Spiel gebrachte 5 %-Regel zur Spitzenlastreduzierung, die Netzkapazität um 100 % erhöhen würde und sich zugleich mehr Anlagen an die Netze anschließen ließen.

Was kostet mich ein Smart Meter?

Die Kosten für den Einbau eines Smart Meter hängen vom Stromverbrauch oder der Leistung zum Beispiel der Photovoltaikanlage ab. Laut Bundesnetzagentur gibt es für Verbraucher eine Preisobergrenze für den Messstellenbetrieb und die Messung. Diese liegt bei rund 20 Euro im Jahr. Wer freiwillig einen Smart Meter wünscht, kann allerdings tief in die Tasche greifen. Weitere Kosten entstehen, wenn der Zählerschrank für das smarte Messsystem umgebaut werden muss. Laut der Verbraucherzentrale NRW können das bis zu mehrere tausend Euro sein.

Ein freiwilliger Austausch stellt aber Ersparnisse auf lange Sicht in Aussicht. Je nach Höhe der Stromproduktion und der Auslastung der Versorgung, kann der Strombezug zu bestimmten Zeiten günstiger oder teurer sein. An sonnigen Tagen gibt es zum Beispiel mehr Solarenergie.  Smart Meter berücksichtigen die Wetterlage und regulieren den Verbrauch entsprechend.

Große Hoffnungen in Smart Meter

Branchenverbände wie der Digitalverband Bitkom erhoffen sich noch viel mehr von den kleinen Messsystemen. Gas, Wärme und Wasser wären die ersten Bewerber, von denen auch die Immobilienwirtschaft viel erwartet. Die Anwendungsmöglichkeiten, so der Bitkom, sind groß: Haushalte können Stromfresser erkennen und Smart Home-Systeme ließen sich netzdienlich anbinden.

„Darüber hinaus ermöglicht die digitale Infrastruktur das gesteuerte Laden von Elektrofahrzeugen und vermeidet damit erhebliche Kosten für einen sonst benötigten Netzausbau in Wohngebieten“, meint der Bitkom.

Die Bevölkerung zeige sich zudem aufgeschlossen, Smart Meter zu nutzen – da ist sich der Bitkom sicher. Er beruft sich auf eine Befragung, nach der 66 % der Bundesbürger Geräte wie elektrische Heizungen automatisch so steuern lassen würden, dass Ressourcen geschont werden.

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Ein Beitrag von:

  • Sarah Janczura

    Sarah Janczura

    Sarah Janczura schreibt zu den Themen Technik, Forschung und Karriere. Nach einem Volontariat mit dem Schwerpunkt Social Media war sie als Online-Redakteurin in einer Digitalagentur unterwegs. Aktuell arbeitet sie als Referentin für Presse und Kommunikation beim VDI e.V.

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