Smarte Stromzähler sind weder intelligent noch kostensparend
Digitale Stromzähler lohnen sich nicht für deutsche Haushalte. Die Geräte sind weder intelligent noch kostensparend. Im Gegenteil: Nach einem Gutachten im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums verursachen digitale Stromzähler Kosten für Anschaffung und Betrieb, die sich kaum durch Einsparungen ausgleichen lassen.
Digitale Stromzähler sollen helfen, Energie je nach Zeit und Bedarf einzusetzen und damit Kosten zu sparen. Ob dies tatsächlich möglich ist und welche Einsparungen mit dem digitalen Stromzähler möglich sind, wollte das Bundeswirtschaftsministerium wissen und beauftragte die Unternehmensberatung Ernst & Young mit einer Prüfung.
Das Ergebnis ist ernüchternd: Demnach kann ein privater Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 6000 Kilowattstunden etwa 39 Euro jährlich durch Einsatz eines digitalen Stromzählers einsparen. Nicht viel, wenn man bedenkt, dass diese Strommenge nur Haushalte mit vier und mehr Personen verbrauchen.
Kleinere Haushalte sparen noch weniger ein. Der durchschnittliche Verbrauch der Haushalte in Deutschland liegt bei 3500 Kilowattstsunden. Damit zahlen die meisten Haushalte drauf. Denn smarte Stromzähler sind teuer im Betrieb: Je nach dem zahlen Haushalte dafür zwischen 89 und 109 Euro – pro Jahr.
Transparenz des Verbrauchs soll Kosten sparen
Damit schürt das Gutachten erhebliche Zweifel am Zwang, die neuen Zähler in Neubauten verpflichtend einzubauen. Bis 2020 sollen europaweit 80 Prozent der Haushalte mit einem digitalen Stromzähler ausgestattet werden. Eigentlich sollen die Verbraucher dadurch die Möglichkeit erhalten, ihren Bedarf je nach aktuellem Strompreis anzupassen. Günstigere Nebenzeiten in der Nacht beispielsweise könnten für Waschmaschine oder Spülmaschine verwendet werden. Das Problem: Die Strompreise sind rund um die Uhr gleich. Wer nachts die Wäsche wascht, schafft zwar Verbrauch zu Zeiten schwacher Stromnachfrage, wird dafür aber zur Zeit nicht durch niedrigere Preise belohnt.
Doch die Studie stellt auch in Frage, ob die Verbraucher überhaupt auf den smarten Zahler achten. „Es gibt keinen Beleg dafür, dass alleine die Sichtbarkeit des aktuellen Stromverbrauchs zu einer nachhaltigen Verhaltensänderung führt – zumal wenn der Einbau bei Verbrauchern erfolgt, die ihn nicht wollen“, kritisiert der schleswig-holsteinische Piratenabgeordnete Patrick Breyer.
Strompreise belohnten keinen Verbrauch zur Nachtzeit
Dabei ist die Idee der smarten und intelligenten Stromzähler überzeugend: Stromkunden sollen die Möglichkeit haben, ihr Verhalten zu ändern, und ihren Energiebedarf den zeitlich unterschiedlichen Kosten anzupassen. Ein Blick auf den Bildschirm soll genügen, damit der Verbraucher weiß, ob der Strom gerade preisgünstig genug ist, um die Waschmaschine anzuschalten.
Die smarten Stromzähler verfügen über einen Bildschirm, auf dem der Nutzer einen Überblick über seinen Stromverbrauch in Echtzeit erhält. Doch in den meisten Fällen sind die Stromzähler in den Kellerräumen oder im Sicherungskasten angebracht – gut geschützt vor den Blicken der Verbraucher.
Doch ein Blick und das Verschieben stromfressender Tätigkeiten würde kaum etwas bringen. Obwohl Stromanbieter seit dem Jahr 2012 last- und zeitabhängige Tarife anbieten, sind die Strompreise in Deutschland meist gleich – unabhängig von der Tages- und Nachtzeit.
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