So wird aus der Bewegungsenergie von Fußgängern Licht
Jeder Schritt eines gehenden Menschen erzeugt zwischen vier und acht Watt an Energie. Bisher verpufft diese Energie völlig nutzlos. Ein Start-up aus New York will nun in der Casino-Metropole Las Vegas die Straßenbeleuchtung mit Solarenergie und der kinetischen Energie der Passanten betreiben.
Wenn ein wütender Mensch mit dem Fuß auf dem Boden stampft bis die Wände wackeln, kapiert jeder, dass dort Energie in den Boden gelangt. Aber auch ein ganz normal gehender Mensch produziert mit jedem Schritt Energie. Je nach Auftrittsstärke sind das zwischen vier und acht Watt – pro Schritt wohlgemerkt. Da ist es eigentlich verwunderlich, das erst jetzt versucht wird, diese rund um den Planeten in jeder Minute erzeugte Energie gehender Menschen umzuwandeln.
Smart Street Lights am Boulder Plaza installiert
Ausgerechnet in Las Vegas, der Stadt mit den irritierend vielen Leuchtreklamen sollen nun vier Straßenlaternen auf einem Platz am Boulder Plaza im Arts District mit Sonnen- und eben auch mit der Bewegungsenergie von gehenden Menschen betrieben werden.
EnGoPlanet heißt das Öko-Tech-Unternehmen aus New York, welches in der Stadt der Casinos den Beweis antreten will, dass ihre Smart Street Lights funktionieren.
Straßenleuchten erinnern an Palmwedel
Das Prinzip der smarten Straßenlaterne ist ganz einfach: Auf die Gehwege werden stoßempfindliche Fliesen verlegt. Mit jedem Tritt erzeugen die Menschen Druck auf die Fliesen, wobei diese leicht nachgeben. Diese kinetische Energie wandeln drei Mikro-Generatoren im Boden in Elektrizität um. Der Strom wird in einem Akku für seinen Leuchteinsatz in der Nacht gespeichert. Oben auf den an riesige Palmwedel erinnernden Straßenleuchten sitzen Solarzellen, die den Akku zusätzlich mit Energie versorgen.
So wird die Lichtverschmutzung minimiert, weil das Licht gezielt in Richtung Boden gelenkt wird. Die oben angebrachten Solarzellen sind mit einem Wirkungsgrad von 24 % extrem effizient. Neueste LED-Leuchtmittel-Technologie in den Smart Street Lights bewirkt, dass das helle Licht der Lampen nur wenig Energie verbraucht.
EnGoPlanet wurde nach Hurrican Sandy gegründet
Das New Yorker Start-Up EnGoPlanet mit Dependancen in Las Vegas, Belgrad und Nairobi hat für seine Idee der Smart Street Lights gute Argumente im Gepäck. „Keine Ecke des Planeten und kein Sektor der Weltwirtschaft wird in den kommenden Jahren nicht vom Klimawandel betroffen sein. Derzeit produzieren Straßenlaternen in der Welt mehr als 100 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Unsere Generation hat die moralische Verantwortung, unser Energiesystem zu verändern“, sagt Petar Mirovic, Chef von EnGoPlanet.
Gegründet wurde das Start-Up nach dem Hurrican Sandy im Oktober 2012, in dessen Folge die Hälfte von Manhattan für eine volle Woche keinen Strom zur Verfügung hatte. EnGoPlanet hat neben Las Vegas auch Projekte in Philadelphia, Saint Louis und dem Oman initiiert. Ein Ziel der New Yorker Firma ist es, die fehlende Infrastruktur für erneuerbare Energien zu schaffen und die Energieversorgung auch ohne Anbindung an ein Stromnetz zu garantieren.
Zwei USB-Schnittstellen integriert
Damit die neue Art der Straßenbeleuchtung von den Menschen in Las Vegas bemerkt und auch positiv wahrgenommen wird, hat jede Smart Street Light einiges an Zusatznutzen zu bieten. Die LED-Lampe ist mit einer kleinen Ablagefläche und zwei USB-Schnittstellen ausgestattet, an denen jeder kostenlos sein Smartphone oder Tablet aufladen kann.
Ebenfalls bietet die smarte Lampe einen WLAN-Hotspot. Es lassen sich auch Sensoren integrieren, die die Fußgängerdichte oder Umweltdaten wie Luftqualität, Luftfeuchte und Temperatur aufzeichnen.
Auch die Bodenplatten der Londoner Firma Pavegen nutzen die Bewegungsenergie von Fußgängern, um Strom zu erzeugen. Lesen Sie hier mehr darüber.
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