So werden Straßen zu Kraftwerken und produzieren Strom
In Amerika und Europa arbeiten Ingenieure daran, Straßen mit Solarzellen auszustatten, über die selbst Lkw rollen können. Das könnte genügend Energie für Elektroautos bringen und einen Teil der herkömmlichen Kraftwerke ersetzen. In den USA hat gerade ein Start-up den ersten Platz mit begehbaren Solarplatten ausgestattet.
Das Start-up Solar Roadways fängt ganz bescheiden mit einer Sache an, die ganz groß werden könnte. Das amerikanische Jungunternehmen verlegte jetzt in der Kleinstadt Sandpoint im US-Bundesstaat Idaho die ersten Solarmodule auf einem Weg.
Sie sind, wie die Entwickler versprechen, so widerstandsfähig, dass selbst Lkw drüber hinwegrollen können, ohne sie zu zerstören. Die ersten Paneele liegen jedoch nicht auf einer Straße, sondern auf einem öffentlichen Platz, so dass sie nicht allzu stark strapaziert werden.
Mit Leuchtdioden garniert
Damit die Module auffallen, hat Solar Roadways sie mit Leuchtdioden garniert, die ein nur kleines bisschen des erzeugten Stroms verbrauchen. Der Rest versorgt die Pumpe eines Springbrunnens und die LED-Beleuchtung einer öffentlichen Toilette mit Strom.
Im Winter, wenn die Sonne weniger intensiv scheint und weniger Strom produziert wird, bleibt noch weniger für die Nutzanwendung übrig. Denn ein Teil des erzeugten Stroms geht für integrierte Heizelemente drauf, die die Solarmodule schneefrei halten – in Idaho sind die Winter hart und schneereich. Positiver Nebeneffekt: Strom erzeugende Straßen wären nie wieder glatteisgefährdet.
Kraftwerk auf dem Radweg
In den Niederlanden ist man bereits ein bisschen weiter. Nahe Amsterdam ist seit zwei Jahren ein Radweg in Betrieb, der auf einer Strecke von 70 m mit Solarzellen gepflastert ist. Pro Jahr erzeugt er bis zu 10.000 kWh. Das reicht für den Jahresbedarf von fast drei deutschen Durchschnittshaushalten. Würden 42.000 der 140.000 Straßenkilometer in den Niederlanden derart hergerichtet, wäre genug Strom da, um komplett auf Elektroautos umzusteigen, rechnen die Erbauer vor.
1000 Kilometer Solarstraße in Frankreich gepant
Frankreich prescht noch energischer vor. Colar, eine auf Verkehrsinfrastruktur spezialisierte Tochter des französischen Baugiganten Bouygues, will bis 2020 eine 1000 Kilometer lange Straße mit Solarmodulen bedecken. 20 m2 des Wattways genannten System würden etwa 4000 kWh Strom im Jahr erzeugen.
Die ersten 15 m sind bereits in der Nähe von Marseille installiert. Die komplette Straße würde Strom für fünf Millionen Menschen erzeugen, so Colas. Allerdings müsste er irgendwo zwischengespeichert werden. Dazu könnte das öffentliche Stromnetz genutzt werden, wenn es so flexibel wäre, dass andere Kraftwerke Stromlücken stopfen könnten, etwa in der Nacht. Ansonsten wären teure Batterien nötig.
Wie deutsche Ingenieure die Rutschgefahr bannen
In Deutschland arbeiten Ingenieure der RWTH Aachen an der Entwicklung von Solarstraßen. Die Module sollen 5 mm stark sein und an der Oberfläche mit kleinen Noppen ausgestattet werden, um den Autoreifen den nötigen Halt zu geben. Gemeinsam mit Solmove aus Inning am Ammersee und dem Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme entwickeln die Aachener derartige Solarstraßen. Strom von der Straße kann „perspektivisch alle Atomkraftwerke ersetzen“, heißt es auf der Solmove-Homepage.
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