Solarmodule: Tatsächliche Leistung oft geringer als angegeben
Leistungsmessungen zeigen: Solarmodule liefern oft weniger Energie als angegeben. Eine Fraunhofer-Studie untersucht die Abweichungen seit 2012.

Hersteller geben die Leistung von Solarmodulen häufig höher an als sie tatsächlich ist.
Foto: PantherMedia / RRRmmm22
Ein Forschungsteam des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) hat rund 70.000 Leistungsmessungen an Photovoltaik-Modulen analysiert. Die Untersuchung zeigt, dass die angegebene Leistung von Solarmodulen häufig höher ist als die tatsächlich gemessene. Seit 2017 steigt die negative Abweichung zwischen Herstellerangaben und Laborergebnissen. Im Jahr 2023 betrug diese durchschnittlich 1,3 %. Die aktuellen Daten aus 2024 deuten auf eine leichte Trendwende hin.
Inhaltsverzeichnis
Diskrepanz zwischen Herstellerangaben und Laborergebnissen
Seit 2012 führt das Kalibrierlabor CalLab PV Modules des Fraunhofer ISE standardisierte Leistungsmessungen an Solarmodulen durch. Die Forschenden analysierten eine Auswahl von 1034 Messungen aus den vergangenen Jahren. Bis 2016 lagen die ermittelten Werte im Durchschnitt über den Herstellerangaben oder wichen nur geringfügig davon ab. Danach zeigte sich jedoch ein gegenläufiger Trend: Die tatsächliche Leistung der Module unterschritt zunehmend die angegebenen Werte.
„Seitdem zeigen die Daten einen negativen Trend“, erklärt Daniel Phillip, Abteilungsleiter am Fraunhofer ISE. Im Jahr 2023 war die Abweichung besonders ausgeprägt. Die Module lieferten im Durchschnitt 1,3 % weniger Leistung als angegeben. Positive Abweichungen, also eine höhere Leistung als versprochen, wurden kaum noch beobachtet.
Aktuelle Entwicklung: Leichte Trendwende 2024
Beim 40. PV-Symposium in Bad Staffelstein präsentierte das Fraunhofer ISE aktuelle Daten zur Leistungskonformität. Diese zeigen, dass sich der negative Trend 2024 leicht abgeschwächt hat. Die durchschnittliche Abweichung beträgt nun 1,2 %. Dies könnte darauf hindeuten, dass Hersteller die Problematik zunehmend erkennen und ihre Leistungsangaben realistischer gestalten.
„Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Daten repräsentativ für den deutschen Markt sind, bedeutet eine durchschnittliche Minderleistung von 1,2 % bei einem Zubau von 16,2 Gigawatt eine Gesamtleistungseinbuße von rund 195 Megawatt“, so Phillip weiter. Diese Differenz entspricht der Nennleistung eines der größten Solarparks in Deutschland.

Bis zum Jahr 2016 wurde im Labor des Fraunhofer ISE im Durchschnitt mehr Leistung gemessen als vom Hersteller versprochen. Seither ist ein negativer Trend zu erkennen, der sich insbesondere in den Jahren 2020 bis 2023 abzeichnet.
Foto: Fraunhofer ISE
Bedeutung unabhängiger Prüfverfahren
Die Untersuchung unterstreicht die Notwendigkeit verlässlicher und unabhängiger Qualitätskontrollen für Photovoltaik-Module. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass der deutsche und europäische Markt zu über 90 % von Importen abhängt, ist eine kontinuierliche Prüfung entscheidend.
„Die Erkenntnisse machen deutlich, wie wichtig eine unabhängige Infrastruktur zur Qualitätskontrolle von PV-Modulen ist“, betont Prof. Andreas Bett, Institutsleiter am Fraunhofer ISE.
Strenge Filterkriterien für belastbare Daten
Um die Aussagekraft der Untersuchung zu sichern, wurden strenge Filterkriterien angewandt. Module ohne Seriennummer, defekte Einheiten oder unvollständige Daten wurden ausgeschlossen. Zudem berücksichtigten die Forschenden nur Messungen von neuen Modulen, bei denen Hersteller und Auftraggeber nicht identisch waren.
In die finale Analyse flossen nur Daten von Modulherstellern ein, die in den jeweiligen Jahren zu den Top 10 der Branche gehörten. Dadurch wurde eine repräsentative Stichprobe geschaffen.
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