Fachmesse Intersolar in München 06.07.2012, 11:00 Uhr

Solartechnik-Hersteller forcieren Akku-Entwicklung

Steigende Strompreise und sinkende Fördermargen machen den Eigenverbrauch von Solarstrom attraktiver. Stromspeicher können helfen, zeigte die Fachmesse Intersolar in München.

Zur Speicherung des Energieüberschusses sind leistungsstarke Akkus gefragt.

Zur Speicherung des Energieüberschusses sind leistungsstarke Akkus gefragt.

Foto:  WEDOpress GmbH

Das österreichische Solarelektronikunternehmen Fronius Energy Cell präsentierte auf der Solarleitmesse Intersolar Mitte Juni in München, wie sich der Energiebedarf eines Einfamilienhauses allein mit Sonnenstrom decken lässt. „Das Fronius Haus der Zukunft hat die vollständig autonome Strom- und Wärmeversorgung zum Ziel“, erklärt Michael Schubert, zuständig für die Geschäftsentwicklung bei Fronius Energy Cell. Es ist mit einem Kurzfrist- und Langfristspeicher ausgestattet, für vier Personen konzipiert und soll in einem Pilotprojekt demnächst an einem Unternehmensstandort in Österreich in Betrieb gehen.

Überschuss an Solarstrom in Blei- oder Lithium-Akkus gespeichert

Der Vierpersonenhaushalt in Mitteleuropa verbraucht im Jahresschnitt 3000 kWh Strom, 2500 kWh Wärme und 1500 kWh Warmwasser. Die Solarmodule auf dem Dach des Hauses der Zukunft sollen 6000 kWh Sonnenstrom jährlich erzeugen. Ist der Direktverbrauch kleiner als die Stromerzeugung, dient der Überschuss dem Aufladen einer 10 kWh starken Batterie auf Basis von Blei- oder Lithiumtechnologie, um tägliche Bedarfsschwankungen auszugleichen.

Batterien, gekoppelt mit Solarstromanlagen, sind nicht neu. Sie sind bereits bis nach Afrika vorgedrungen und werden immer größer und leistungsstärker. Auf der Messe haben die deutsche Schott Solar und Italiens Batteriespezialist

Fiamm ihre neuesten Entwicklungen vorgestellt. „Wir wollen vom Blei weg, weil das umweltverträglicher ist“, heißt es bei Schott Solar am Messestand.

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Lithium-Ionen-Zellen bilden das Kernstück des Schott-Solar-Batteriepacks im Schrankformat, zu dem ein Photovoltaik-Wechselrichter für eine 4,8-kW-Anlage, ein Batteriewechsler und ein Energiemanagementsystem gehören. Damit kann der Hausbesitzer am Bildschirm prüfen, wie viel Sonnenstrom von seiner Anlage die Batterie speichert oder ins Netz eingespeist wird, und wie viel Strom er von seinem Versorger bekommt. Der Eigenverbrauch lasse sich so von 25 % bis auf 70 % anheben, so Schott Solar. Im Großhandel koste das Speichersystem netto rund 10 000 € und sei ab Oktober lieferbar.

Fiamm setzt auf Natrium-Nickel-Akkumulatoren, die sich für den Einsatz mit und ohne Netzanbindung eignen. Die Anwendungen reichen mit Ladekapazitäten zwischen 4 kWh und 2 MWh von Häusern und Wohneinheiten bis hin zu großen Windparks und Photovoltaikanlagen. Kostenmäßig bewegen sich diese Akkumulatortypen zwischen der Blei- und Lithium-Technologie.

Langzeit-Akku der Zukunft basiert auf Wasserstoff in Stahlflaschen

Für die Langzeitspeicherung will Fronius im Haus der Zukunft vier Zwölferbündel aus 50-l-Stahlflaschen zur Speicherung von 1200 kWh in Wasserstoff installieren. Den Wasserstoff soll die stationäre Fronius-Brennstoffzelle aus dem überschüssigen Sonnenstrom gewinnen und bei Bedarf wieder zurück in Strom umwandeln. Die Abwärme hieraus steht für Warmwasser und Heizzwecke zur Verfügung.

Die Kosten für die Installation des gesamten Energiekonzepts belaufen sich nach Unternehmensangaben auf 200 000 €. Die Energiezelle mit integrierter Elektrolysefunktion soll ab erstem Halbjahr 2013 verfügbar sein.

Der deutsche Technikhersteller Gildemeister bietet im Vergleich dazu Großbatteriesysteme für Industrie und Kraftwerke an. Die Cellcubes arbeiten auf Basis des Vanadium-Redox-Flow-Verfahrens, verfügen über eine Speicherkapazität von 100 kWh und 400 kWh und lassen sich kombinieren, so dass die Kapazität sich auf Megawattstunden erhöht. Ein 100-kWh-Cellcube kostet 85 000 €.

Auch Chinas Solartechnik-Hersteller arbeiten an geeigneten Akku-Lösungen

Gleichzeitig spricht sich das Thema Stromspeicher unter Chinas Solarmodulherstellern herum. Um den Zug der Zeit nicht zu verpassen, gab der weltweit fünftgrößte Solarzellenhersteller, Trina Solar in München, seine Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen E3/DC bekannt. Gemeinsam wollen die Unternehmen Energiespeicherlösungen für Privathaushalte und kleine Unternehmen entwickeln. Ergebnisse erwartet Trina Solars Europachef Ben Hill schon im nächsten Jahr und bekräftigt: „Wir werden bei der Entwicklung von entsprechenden Lösungen ganz vorne dabei sein.“

Mit dem Schweizer Hersteller von Lithium-Ionen-Zellen Leclanché will Chinas Talesun an einer kombinierten Strom- und Speicherlösung arbeiten. Der Start für ein erstes Referenzprojekt ist noch für dieses Jahr in Südeuropa geplant. Im Speichergeschäft sieht Talesun neue Marktpotenziale in Europa und Asien.

Ein Beitrag von:

  • Dr. Josephine Bollinger-Kanne

    studierte Politik, Wirtschaft und Slawistik in Kiel und München und promovierte über die russische Zentralbank in Leipzig. Als freie Fachjournalistin spürt sie seit Jahren wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen in der Energiewelt nach und schreibt für einschlägige Fachmedien der Energiewirtschaft. Der Blick auf internationale Zusammenhänge wie auf den russischen Energie- und Wirtschaftssektor mit seinen globalen Auswirkungen nimmt dabei einen zentralen Platz ein.

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