Erneuerbare Energien 18.07.2024, 07:00 Uhr

Solarzellen der Zukunft: Durchbruch dank ultraschnellem Mikroskop

Forschende der Universitäten Regensburg und Oxford haben mithilfe eines neuartigen ultraschnellen Mikroskops faszinierende Einblicke in die Bewegung von Elektronen in Perowskit-Solarzellen gewonnen. Diese Erkenntnisse könnten den Weg zu noch effizienteren Photovoltaik-Anwendungen ebnen.

Künstlerische Darstellung der vertikalen Bewegungen von Elektronen

Künstlerisch dargestellt zeigen sich die vertikalen Bewegungen von Elektronen durch die Nanokristallite eines Metallhalogenid-Perowskitfilms wie zahlreiche Blitze.

Foto: Brad Baxley (Part to Whole)

Metall-Halogenid-Perowskite gelten als vielversprechende Materialien für die Entwicklung nachhaltiger Energiegewinnungsmethoden. Solarzellen auf Basis dieser Verbindungen erreichten in Rekordzeit Wirkungsgrade, die mit herkömmlichen Silizium-Solarzellen vergleichbar sind. Darüber hinaus punkten Perowskit-Solarzellen mit geringeren Herstellungs- und Energiekosten sowie einer großen Flexibilität und Leichtigkeit. Das macht sie vielseitig einsetzbar – und zwar auf unterschiedlichen Oberflächen.

Die Funktionsweise einer Solarzelle lässt sich folgendermaßen erklären: Photonen, die Lichtquanten des Sonnenlichts, treffen auf die Solarzelle und werden dort absorbiert. Ihre Energie übertragen sie dabei auf Elektronen, die dadurch auf Bahnen mit höherer Energie gelangen und sich freier bewegen. An speziellen elektrischen Kontakten lassen sich diese Elektronen extrahieren und in nutzbare elektrische Energie umwandeln. Wie effizient eine Solarzelle arbeitet, hängt entscheidend davon ab, wie leicht diese kurzlebigen Ladungsträger das Material durchqueren und die Kontakte erreichen können, bevor sie wieder zerfallen. Um Solarzellen gezielt weiter zu verbessern, muss man also genau verstehen, wie dieser Transport funktioniert. Konkret, welche Wege die Elektronen einschlagen und was ihre Bewegung einschränkt.

Innovative Solarzellen: Nanokristalle im Fokus

„Wir bringen die Atome in den Nanokristalliten zum Schwingen. Dies hinterlässt, abhängig von der Anordnung der Atome, eindeutig zuordenbare Signaturen im gestreuten Licht – so etwas wie einen Fingerabdruck. Damit können wir genau rückschließen, wie die Atome in den jeweiligen Kristalliten angeordnet sind“, erklärt Martin Zizlsperger, Erstautor der Veröffentlichung. Das Forscherteam um Rupert Huber, Leiter des Lehrstuhls für experimentelle und angewandte Physik an der Universität Regensburg, nutzte ein maßgeschneidertes ultraschnelles Mikroskop, um die gezielte Erzeugung und Diffusion freier Elektronen in den Perowskit-Nanokristallen zu untersuchen. Die Herausforderung bestand darin, dass diese Solarzellen nicht homogen sind, sondern aus vielen kleinen Körnern im Nanometerbereich bestehen, die zudem in unterschiedlichen atomaren Strukturen vorliegen können.

Nachdem die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die genaue Form und Kristallstruktur der Nanofelsen bestimmt hatten, beleuchteten sie die Probe mit einem kurzen Lichtimpuls, der – ähnlich wie die Sonne – Elektronen in bewegliche Zustände versetzt. Die anschließende Ladungsbewegung konnte mithilfe eines zweiten Laserimpulses präzise vermessen werden. „Sehr vereinfacht gesprochen, wirken die Ladungen wie ein Spiegel. Wenn sich diese Ladungen nun zum Beispiel nach unten weg von unserem Messpunkt bewegen, dann wird der zweite Laserimpuls später reflektiert. Aus diesem winzigen Zeitversatz von nur wenigen Femtosekunden – wobei eine Femtosekunde dem millionsten Bruchteil einer milliardstel Sekunde entspricht – können wir die genaue Bewegung der Ladungen rekonstruieren“, erläutert Mitautorin Svenja Nerreter. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern wertvolle Ansatzpunkte, um das Potenzial von Perowskit-Solarzellen noch besser auszuschöpfen und die Effizienz dieser neuartigen Photovoltaik-Technologie weiter zu steigern.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
VIVAVIS AG-Firmenlogo
Partner-Manager Metering (m/w/d) VIVAVIS AG
Koblenz, Home-Office Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur oder Projektleitung (w/m/d) Verfahrenstechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Strategische Netzplanung - Gas / Wärme / H2 Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
STAWAG - Stadt und Städteregionswerke Aachen AG-Firmenlogo
Betriebsingenieur:in Wärmeanlagen (m/w/d) STAWAG - Stadt und Städteregionswerke Aachen AG
TGM Kanis Turbinen GmbH-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) Bereich Service TGM Kanis Turbinen GmbH
Nürnberg Zum Job 
Stadt Reutlingen-Firmenlogo
Projektmanager (m/w/d) Klimaschutz Stadt Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
Harz Guss Zorge GmbH-Firmenlogo
Energie- und Umweltmanager (w/m/d) Harz Guss Zorge GmbH
Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH-Firmenlogo
Referent Kommunale Wärmeplanung (m/w/d) Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH
Bayreuth Zum Job 
Abwasserverband Fulda-Firmenlogo
Ingenieur | Master (m/w/d) Wasserwirtschaft | Umwelt | Tiefbau Abwasserverband Fulda
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte (w/m/d) im Bereich Planung und Bau Die Autobahn GmbH des Bundes
Elektroenergieversorgung Cottbus GmbH-Firmenlogo
Ingenieur für Energienetzbetrieb (m/w/d) Elektroenergieversorgung Cottbus GmbH
Cottbus Zum Job 
Hochschule Hamm-Lippstadt-Firmenlogo
Wissenschaftlicher Mitarbeiterin (m/w/d) im Bereich Energietechnik - Fokus: Dezentrale Wärmeversorgung Hochschule Hamm-Lippstadt
RX-WATERTEC GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) der Fachrichtung Siedlungswasserwirtschaft RX-WATERTEC GmbH
Karlsruhe Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
PFISTERER Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) PFISTERER Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Fachhochschule Münster-Firmenlogo
Professur für "Elektrische Energietechnik" (w/m/d) Fachhochschule Münster
Steinfurt Zum Job 
naturenergie netze GmbH-Firmenlogo
Meister / Techniker - Steuerungstechnik (m/w/d) naturenergie netze GmbH
Rheinfelden, Donaueschingen Zum Job 
Landeshauptstadt München-Firmenlogo
Ingenieur*in (w/m/d) Bauingenieurwesen, Umweltschutz / -technik, Ver- / Entsorgungs- / Abfalltechnik Landeshauptstadt München
München Zum Job 
fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) (Ingenieur für Elektrotechnik, Energie- oder Versorgungstechnik o. ä.) fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH
Stuttgart Zum Job 
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)-Firmenlogo
Fachberatung (w/m/d) für Energie und Umweltressourcen und Gebäudeautomation Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)

Neuer Einblick in Ladungstransport von Perowskit-Solarzellen

Die Forschenden beobachteten genau, wie die angeregten Elektronen sich ihren Weg durch das Labyrinth der verschiedenen Kristallite bahnen. Insbesondere untersuchten sie die technisch besonders relevante Bewegung in die Solarzelle hinein nach der Anregung. Die Ergebnisse überraschten: Trotz der vielen unterschiedlichen Nanokristalle beeinflusst die genaue Form der Nanokristallite den vertikalen Ladungstransport auf der Nanometer-Längenskala nicht – ein möglicher Grund für den Erfolg von Perowskit-Solarzellen. Bei der Untersuchung größerer Regionen auf der Skala mehrerer hundert Mikrometer zeigten sich jedoch Unterschiede zwischen Mikrometer-großen Bereichen aus hunderten kleinen Nanokristalliten, wobei einige Regionen den Ladungstransport effizienter bewältigen als andere.

Diese lokalen Hotspots könnten bei der Entwicklung neuer Solarzellen eine große Rolle spielen. Die neuartige Messmethode der Forschenden ermöglicht einen direkten Einblick in die Verteilung und Effizienz der einzelnen Regionen und stellt einen wichtigen Schritt zur weiteren Verbesserung von Perowskit-Solarzellen dar. Die renommierte Fachzeitschrift Nature Photonics veröffentlichte die Ergebnisse. „Unsere neu entwickelte Methode erlaubt uns erstmals, das komplexe Zusammenspiel zwischen Ladungstransport, Kristallkonfiguration und der Form der Kristallite direkt auf der Nanoskala zu beobachten. Damit kann sie genutzt werden, um Perowskit-Solarzellen gezielt weiter zu verbessern“, erklärt Huber.

Vielfältige Anwendungsmöglichkeiten der neuen Messmethode

Die neuartige Messmethode beschränkt sich nicht nur auf moderne Solarzellen, denn das Wechselspiel zwischen Struktur und Ladungstransport besitzt für eine Vielzahl moderner Anwendungen eine zentrale Bedeutung. Der Durchbruch könnte somit auch für die Entwicklung von ultimativ kleinen und schnellen Transistoren sowie für die Erklärung eines der größten Rätsel der Festkörperphysik – Hochtemperatur-Supraleitung – eine wertvolle Hilfe darstellen.

Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.