Energetische Sanierung 01.07.2011, 12:09 Uhr

Sparpotenzial bei Raumwärme von bis zu 80 %

Der Klimawandel drängt zu Nachhaltigkeit. Hier bietet der Gebäudebereich als größter Energieverbrauchssektor reichlich Einsparpotenzial. Ein wichtiges Ziel ist, die Sanierungsrate zu verdoppeln. Beim nunmehr zehnten Energieforum der Viessmann-Werke Mitte Juni standen die Herausforderungen und Chancen einer energieeffizienten Sanierung des Gebäudebestands im Mittelpunkt.

Mehr als nur dämmen: "Jedes Gebäude muss als integriertes System gesehen werden."

Mehr als nur dämmen: "Jedes Gebäude muss als integriertes System gesehen werden."

Foto: immowelt.de

„Eine wesentliche Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit der Energieversorgung ist die energetische Sanierung des Gebäudebestands“, konstatierte Dr. Martin Viessmann, geschäftsführender Gesellschafter der Viessmann-Gruppe, Mitte Juni anlässlich des zehnten Viessmann-Energieforums. Mit einem Anteil von fast 40 % sei der Gebäudebereich der größte Energieverbrauchssektor – noch vor dem Verkehr und der Stromerzeugung. So wurden in Deutschland 75 % der Gebäude vor der 1. Wärmeschutzverordnung errichtet. Sie seien bis heute kaum gedämmt. Zudem würden Heizungen im Durchschnitt erst nach 25 Jahren ausgetauscht.

Energetische Sanierung besteht nicht nur aus Dämmung

Wichtig sei, die energetische Sanierung nicht auf die Dämmung zu reduzieren. „Jedes Gebäude muss als integriertes System von Bauphysik und Anlagentechnik gesehen werden“, erläuterte Viessmann. Abnehmender Heizwärmebedarf, wachsender Komfortanspruch, steigender Bedarf an Warmwasser, Lüftung und Kühlung – dies alles werde nicht nur die Gebäudesystemtechnik verändern, sondern auch neue Konzepte der Energieversorgung erfordern. Zudem werde sich der Trend zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und damit zur Dezentralisierung der Stromerzeugung fortsetzen. „Das heißt, Strom und Wärme wachsen zusammen.“ Ein intelligentes Stromnetz (Smart Grid) müsse es künftig ermöglichen, Verbraucher wie Wärmepumpen abhängig vom Stromangebot ein- und auszuschalten.

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Die Herausforderung zum Energiesparen stelle sich nicht nur unter dem Aspekt der Versorgungssicherheit, sondern auch unter Klimagesichtspunkten. Zwischen Wissenschaft und Politik besteht Konsens darüber, dass der globale Temperaturanstieg gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter 2 °C nicht übersteigen darf, wenn eine globale Klimaveränderung mit unkontrollierbaren Folgen verhindert werden soll“, betonte Viessmann. „Dazu müssen die Kohlendioxidemissionen gegenüber 1990 bis 2050 mindestens halbiert werden. Stattdessen sind sie jedoch bis heute um 40 % gestiegen.“

Die Temperatur der Erde erhöht sich – im vergangenen Jahrhundert um 0,8 °C. Global gesehen war dabei der Zeitraum von 2000 bis 2009 die wärmste Dekade, berichtete Prof. Dr. Andreas Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Die globale Erwärmung ist nicht vorbei. Es geht weiter.“ Ursächlich seien Klimagase wie Kohlendioxid, Methan und Lachgas.

Schon jetzt könne man, so Levermann, einen Anstieg des Meeresspiegels um 20 cm beobachten (gegenüber 1880). Szenarien halten für 2100 einen weiteren Anstieg um bis zu 2 m für möglich. Allgemein aber würden künftig mehr Wetterextreme erwartet. Das vergangene Jahr habe bereits Beispiele dafür gezeigt: wie Monsunregen in Pakistan, Flut in Australien, tropische Stürme, Hitzewelle mit Feuerkatastrophe in Russland oder auch außergewöhnliche Schneefälle in Deutschland.

An dem Ziel, den Temperaturanstieg auf max. 2 °C zu begrenzen, müsse unbedingt festgehalten werden. Die Kohlendioxidemissionen müssten dafür bis 2100 sogar auf null reduziert werden. Hier befänden wir uns in einem „Lauf gegen die Zeit“. Von dem Gesamtbudget für den Zeitraum 2000 bis 2050 von rund 1 Billion t Kohlendioxid sei bereits ein Drittel verbraucht. „Bei gleichem Verbrauch ist das Budget in 2030 erschöpft.“

Durch staatliche Förderung ließe sich die Sanierungsrate verdoppeln

Als bedeutendste Maßnahmen zur Reduktion der energiebedingten Kohlendioxidemissionen bezeichnete Christian Stolte von der Deutschen Energieagentur (Dena) die Steigerung der Energieeffizienz sowie den Einsatz erneuerbarer Energien. Eine besondere Rolle spielten dabei mit einem Anteil von 27 % am Endenergieverbrauch die privaten Haushalte. Und hier wiederum entfielen 71 % des Energiebedarfs auf die Raumwärme und 12 % auf die Warmwasserbereitung. Im Vergleich dazu liege der Verbrauchsanteil von Elektrogeräten und Beleuchtung bei 17 %.

Doch die Energieeffizienz des Gebäudebestandes in Deutschland bezeichnete Stolte als unzureichend. Und die Sanierungsrate liege bei nur etwa 1 % pro Jahr. Für eine Verdopplung auf 2 % (dies bedeute eine Sanierung von mindestens 360 000 Gebäuden jährlich) sei ein staatliches Fördervolumen von 5 Mrd. € pro Jahr notwendig. Nicht minder wichtig: „Die Förderung muss langfristig verlässlich sein.“

Aktuell sieht die Dena sechs zentrale Markthemmnisse, die die Modernisierung von Bestandsgebäuden behindern: mangelnde Markttransparenz (die Anwendung von Energieausweisen muss forciert werden), mangelnde konkrete Information der Eigentümer (fehlende Energieberatung), hohe Komplexität der Sanierungsvorhaben sowie mangelnde Zuverlässigkeit der Ergebnisse, mangelndes Vertrauen in die Akteure, fehlende Fachqualifikation für energieeffizientes Bauen und letztendlich auch Finanzierungsprobleme der Eigentümer.

„Die Situation auf dem Beratermarkt ist relativ katastrophal“, bemängelte auch Franzjosef Schafhausen, Ministerialdirigent im Bundesumweltministerium, den vorherrschenden Ausbildungsstand. Mit Schrecken müsse er dies in der Praxis leider relativ häufig feststellen. So sei z. B. jüngst in einer Expertise nicht einmal zwischen elektrischer und thermischer Energie unterschieden worden. „Information, Ausbildung und Fortbildung müssen unbedingt vorangetrieben werden“, forderte Schafhausen. „Es gibt noch viel zu viele Installateure, die immer noch in altem Denken verharren.“ Wenn man schon von Brennwerttechnik die Finger lässt, welche Chance hätten dann neue Technologien und erneuerbare Energien?

Energetische Sanierung: Der Heizungsbauer wird zum Energieeffizienzberater

Das Aufgabenfeld des Handwerks wandele sich vom Heizungsbauer zum Energieeffizienzdienstleister für Anlagentechnik, resümierte Energieberater Carsten Herbert von Energie & Haus. Das Optimierungspotenzial beim Endenergieverbrauch für Raumwärme und Warmwasser bezifferte er auf 50 % bis 80 %. Wichtig für den Markterfolg sei auch die Kundenansprache, betonte Uwe Düster, Inhaber von Düster & Düster Sanitär und Heizungsbau. Entscheidend sei, auf die „Biostruktur“ des Kunden einzugehen. „Der Verkauf muss auf Bauchebene erfolgen.“

Auch aus Verunsicherung, welche Heiztechnik sie nun wählen sollen, zögen Verbraucher häufig Modernisierungsentscheidungen hinaus. Doch „nichts tun ist der Gegner von allem“, bekräftigte Manfred Greis, Leiter Unternehmenskommunikation der Viessmann-Werke. Mit dem Modellprojekt „Effizienz Plus“ hat das Unternehmen an seinem Stammsitz in Allendorf (Eder) demonstriert, wie sich mit heute marktverfügbarer Technik der Verbrauch an fossiler Energie um 40 % reduzieren lässt. Durch einen Mix aus Effizienzsteigerung (-22 %) und Substitution (-18 %) konnte man insgesamt 42 GWh an fossiler Energie einsparen.

          

Ein Beitrag von:

  • Robert Donnerbauer

    Freier Journalist und Fotograf. Themengebiete: Energie (Gebäude, Industrie, Verkehr), Heiztechnik, Brennstoffzellen, Kraft-Wärme-Kopplung,  Verkehr (alternative Antriebe, Nutzfahrzeuge).

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