Streit um Biosprit: Agrarflächen für Ernährung oder Klimaschutz einsetzen?
Biokraftstoff bzw. Biosprit ja oder nein? Dazu gibt es kontroverse Diskussionen, schließlich ist das Thema hochbrisant: Einerseits ist in Zeiten der Energiekrise die Bedeutung von Biosprit wichtig, andererseits gibt es dazu Kritikpunkte unter den Stichpunkten Lebensmittelproduktion und Ernährung.
Politiker streiten wegen des Biosprits
Bundesumweltministerin Steffi Lemke plädiert für den Biosprit-Ausstieg. Also Mais, Raps, Soja oder Getreide sollen künftig nicht mehr zu Sprit verarbeitet werden. Das soll Flächen für Nahrungsmittelproduktion sowie den Artenschutz freimachen. Lemke will mit einem Stufenplan bis 2030 aus der Biospritnutzung aussteigen.
„Agrarflächen sind weltweit begrenzt, wir brauchen sie dringend für die Ernährung, das führt uns der Krieg in der Ukraine dramatisch vor Augen“, sagte sie in einem Interview und wies darauf hin, dass Menschen bereits unter der fehlenden Verfügbarkeit von Getreide leiden. Es liege „in unserer Verantwortung als großer Industriestaat, dass Agrarflächen für die Produktion von Nahrungsmitteln und nicht für den Tank genutzt werden“.
Auch Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat sich vor einigen Monaten gegen den Einsatz von Nahrungspflanzen für Biosprit ausgesprochen. „Wenn es nach mir geht, wofür wir Getreide nutzen – also Teller, Tank oder Trog –, dann sage ich ganz klar: Teller first! Getreide sollte in erster Linie für die menschliche Ernährung genutzt werden, bisher ist das nicht der Fall. Die Herstellung von Biosprit aus Nahrungspflanzen hat keine Zukunft – vor allem nicht, wenn wir das Thema Ernährungssicherheit und bezahlbare Lebensmittel ernst nehmen.“
Klimaschutzziele gefährdet?
Diese Aussagen sorgten für viel Kritik. Vor allem das Bundesverkehrsministerium sieht darin einen Widerspruch zur erklärten gemeinsamen Absicht der Bundesregierung, die Klimaschutzziele zu erreichen. Mit anderen Worten: Es gibt einen Streit zwischen dem Bundesumwelt- und dem Bundesverkehrsministerium.
Nach Ansicht des Verkehrsministeriums bedeutet die Absenkung der Obergrenze für Biokraftstoffe mehr Treibhausgasemissionen im Verkehr. „Die Maßnahme würde zu einer signifikanten Erhöhung der CO₂-Emissionen im Verkehrssektor führen und steht damit im Widerspruch zu der erklärten gemeinsamen Absicht der Bundesregierung, die Klimaschutzziele einhalten zu wollen“, hieß es aus dem Ministerium.
Woraus besteht eigentlich Biosprit?
Biosprit, auch bekannt als Biokraftstoff, ist eine Alternative zu konventionellen Kraftstoffen wie Benzin und Diesel. Er wird aus pflanzlichen Rohstoffen wie Mais, Zuckerrohr, Weizen oder Raps hergestellt und dient als Brennstoff für Kraftfahrzeuge. Die Vorteile von Biosprit sind unter anderem ein reduzierter CO₂-Ausstoß im Vergleich zu konventionellen Kraftstoffen und eine Abhängigkeit von weniger fossilen Brennstoffen. Allerdings gibt es auch Kritik an der Herstellung von Biosprit, da für dessen Produktion große Landflächen benötigt werden, die sonst für den Anbau von Lebensmitteln genutzt werden könnten.
Arten von Biokraftstoffen
Es gibt hauptsächlich zwei Arten von Biokraftstoffen: Biotreibstoffe erster Generation und Biotreibstoffe zweiter Generation.
- Biotreibstoffe erster Generation: Sie werden aus landwirtschaftlichen Rohstoffen wie Mais, Weizen, Zuckerrohr oder Raps produziert. Sie sind einfach herzustellen und haben einen hohen Energieertrag. Ob sie tatsächlich eine nachhaltige Alternative zu fossilen Brennstoffen darstellen, ist allerdings fraglich, weil sie in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen.
- Biotreibstoffe zweiter Generation: Sie werden aus sogenannten „Abfallprodukten“ wie Stroh, Holz, Gras oder Algen hergestellt und können kaum als Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion gesehen werden. Allerdings ist deren Produktion schwieriger und kostspieliger. Ihr Energieertrag ist auch geringer als bei Biotreibstoffen erster Generation.
Man unterscheidet noch auch andere Arten wie Alkoholbrennstoffe (z.B. Ethanol) und Biodiesel, die aus pflanzlichen Ölen gewonnen werden.
Kritikpunkte auf einen Blick:
- Die Herstellung von Biokraftstoffen erfordert große Mengen an landwirtschaftlichen Rohstoffen, was zu einer Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion führt. Dies kann zu steigenden Lebensmittelpreisen und einer Verschlechterung der Ernährungssicherheit in Entwicklungsländern führen.
- Die Produktion von Biokraftstoffen kann auch negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, wie z.B. die Abholzung von Regenwäldern für die Anlage von Plantagen oder den Einsatz von großen Mengen an Wasser und Düngemitteln.
- Die Energiebilanz von Biokraftstoffen kann negativ sein, da mehr Energie aufgewendet werden muss, um sie herzustellen, als sie liefern.
- Es wird diskutiert, ob Biokraftstoffe wirklich eine klimafreundlichere Alternative zu fossilen Brennstoffen darstellen, weil die Emissionen bei der Herstellung und Nutzung von Biokraftstoffen nicht ausreichend berücksichtigt werden.
- Subventionen für Biokraftstoffe werden häufig ungerecht verteilt, so dass gegebenenfalls große Konzerne begünstigt werden können.
Wie bereits beschrieben, wird Biosprit aus pflanzlichen Rohstoffen wie Mais, Zuckerrüben, Raps oder Weizen hergestellt. Durch den Einsatz von Biosprit kann die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringert werden. Von daher werden die Ministerien wohl nicht so einfach eine gemeinsame Lösung für den Streit um den Biosprit finden können.
Es handelt sich um einen schwierigen Abwägungsprozess, zwischen beiden Interessensgruppen – genauso wie zwischen Klimaschutz und Denkmalschutz.
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