Strömungskraftwerke vor britischer Küste erreichen Grundlastqualität
Vor den Küsten von Wales und Schottland entstehen die größten Meeresgezeiten-Kraftwerke der Welt. Anders als Wind- und Solargeneratoren laufen die Rotoren im Meer rund um die Uhr. Entwickelt wurden die Anlagen von Siemens.
Wie gut sich Kraftwerke im Meer bewähren, die mit ihren Rotoren die Meeresströmung nutzen, zeigt das 2008 vom britischen Unternehmen Marine Current Turbines mit Sitz in Bristol gebaute Meereskraftwerk SeaGen. Mit einer Leistung von 1,2 Megawatt ist es bislang eines der größten Meeresgezeiten-Kraftwerke der Welt. Bisher war es mehr als 25 000 Stunden lang in Betrieb und versorgte 1500 Haushalte mit Strom.
SeaGen steht mitten im 30 Meter tiefen Naturhafen Strangford Lough in einer Meerenge. Die Rotorblätter der Turbine werden von der stetigen Wasserströmung angetrieben, die im Durchschnitt bei mehr als fünf Knoten, umgerechnet 2,4 Meter pro Sekunde, liegt. Mit jeder Flut strömen etwa 18.000 Kubikmeter Wasser durch die Meerenge.
Kraftwerk SeaGen erreicht Rekordmarken
Im vergangenen Jahr registrierten die Betreiber gleich drei Rekorde: SeaGen erzeugte 22,53 Megawattstunden Strom an einem Tag, eine Gigawattstunde in 68 Tagen und bisher insgesamt sechs Gigawattstunden. Bestmarken für Strömungskraftwerke.
Das überzeugte den Münchner Technologie-Konzern Siemens, der das britische Unternehmen vor rund einem Jahr übernahm und das Kraftwerk auf zwei Megawatt Leistung verbesserte. Doch die verbesserte Anlage mit dem Namen SeaGen S ist nur der Auftakt.
Zwei neue Kraftwerkparks geplant
Die walisische Regierung hat jetzt fünf Anlagen dieses Typs vor der walisischen Küste genehmigt. Die fünf Anlagen sollen 2015 in Betrieb gehen und rund 10 000 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom versorgen. Vier weitere Anlagen mit zusammen acht Megawatt Leistung sind in einer Meerenge zwischen dem schottischen Festland und der Insel Skye vorgesehen.
Die neuen Kraftwerke bestehen aus einem auf dem Boden im Meer verankerten Stahlturm, an dem der Tragarm mit den Rotoren befestigt ist. Die Rotoren erreichen einen Durchmesser von 20 Metern. Die neu geplanten Anlagen werden sogar drei statt ursprünglich zwei Flügel aufweisen. Sie drehen sich 10 bis 15 Mal pro Minute. Von den neuen Rotoren versprechen sich die Siemens-Experten eine bessere Verteilung des Strömungsdrucks, sodass der Verschleiß verringert wird und das Kraftwerk eine längere Lebensdauer hat und seltener gewartet werden muss.Während des Betriebs befinden sich die Rotoren natürlich unter Wasser. Wenn Reparaturen nötig oder Wartungsarbeiten fällig sind, fahren die Tragarme, die sich hydraulisch bewegen lassen, aus dem Untergrund heraus, sodass alle Arbeiten leicht erledigt werden können.
Ausnutzungsgrad von 90 Prozent
Generatoren, die von Unterwasserströmungen angetrieben werden, haben einen großen Vorteil: Da die Strömung relativ konstant ist, kommen derartige Kraftwerke auf einen Ausnutzungsgrad von 80 Prozent. Damit haben sie, ähnlich wie Kohle- und Kernkraftwerke, nahezu Grundlastqualität.
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