Biomasse 13.08.2010, 19:48 Uhr

Strom aus Mais & Co. – eine verzwickte Sache

Die deutsche Stromerzeugung mit Biogas geht dank der Förderungen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) seit Jahren steil nach oben. Doch die gegenwärtig Praxis hat zu Fehlentwicklungen geführt und gerät deshalb in die Kritik.

Biogasanlagen mit ihren gedrungenen Gärbehältern gehören inzwischen zum Bild der deutschen Agrarlandschaft. Ihre Zahl ist in den letzten zehn Jahren von 850 auf 4900 angewachsen, die Leistung der Stromgeneratoren summiert sich inzwischen auf 1900 MW. Das entspricht fast der Kapazität von zwei Atomkraftwerken. Und in diesem Fall macht der Vergleich sogar Sinn: Im Gegensatz zu Windrädern oder Solarzellen liefern Biogasanlagen Strom ebenfalls rund um die Uhr das ganze Jahr. „In diesem Jahr werden 12,4 Mrd. kWh produziert werden“, prognostiziert Stefan Rauh vom Fachverband Biogas im bayerischen Freising.

Zu verdanken ist der Boom in Deutschland dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), genauer dessen Novelle aus dem Jahre 2004. Ursprünglich wurde, abnehmend mit der installierten Leistung, Strom aus Biogas mit 12 Cent/kWh bis 9 Cent/kWh vergütet. Damit lohnte es sich, Abfälle aus Großküchen und der Lebensmittelindustrie zu vergären.

Doch dieses Potenzial war begrenzt. Nach dem Zubau von einigen Hundert Anlagen pro Jahr verlor das Wachstum an Fahrt. Da besann man sich auf nachwachsenden Rohstoffe (Nawaro). „Nach viel Aufklärungsarbeit“, so die Worte von Verbandspräsident Josef Pellmeyer, gelang es, die Politiker zu überzeugen, einen Bonus von 7 Cent/kWh einzuführen, wenn das verstromte Biogas aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wurde, den Nawaro-Bonus.

Heute bauen Bauern in Deutschland auf 530 000 ha Nachschub für diese Biogasanlagen an. Bevorzugt wird Silomais, der ansonsten als Viehfutter Verwendung findet. Nach Angaben des Deutschen Maiskomitees (DMK) in Bonn wandert inzwischen die Ernte von 375 000 ha in die Biogasanlagen.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik LV (m/w/d) IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Berlin-Marzahn Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Bau-, Infrastruktur-, Umweltingenieurwesen oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Offenburg Zum Job 
Mall GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Wasserwirtschaft / Umweltwissenschaft (m/w/d) Mall GmbH
Donaueschingen Zum Job 
Landeshauptstadt München-Firmenlogo
Bauingenieur*innen / Ingenieur*innen Umweltschutz / -technik / -planung / Geolog*innen (w/m/d) Landeshauptstadt München
München Zum Job 
Berufsakademie Sachsen - Staatliche Studienakademie Riesa-Firmenlogo
W2-Professur für Energieinfrastruktur und regenerative Energiesysteme (m/w/d) Berufsakademie Sachsen - Staatliche Studienakademie Riesa
Stadtwerke Bad Vilbel GmbH-Firmenlogo
Referent Regulierungsmanagement (m/w/d) Stadtwerke Bad Vilbel GmbH
Bad Vilbel Zum Job 
Stadt Mannheim-Firmenlogo
Projektleitung Strategie / technische Konzepte (m/w/d) Stadt Mannheim
Mannheim Zum Job 
Universität zu Köln-Firmenlogo
Ingenieur*in der Fachrichtung Gebäudetechnik / Gebäudesystemtechnik Universität zu Köln
Universität zu Köln-Firmenlogo
Ingenieur*in der Fachrichtung Gebäudetechnik / Gebäudesystemtechnik Universität zu Köln
VGH Versicherungen-Firmenlogo
Energiemanager (m/w/d) VGH Versicherungen
Hannover Zum Job 
Staatliches Bauamt Nürnberg-Firmenlogo
Projektleitung (m/w/d) mit Schwerpunkt Bauleitung Staatliches Bauamt Nürnberg
Nürnberg Zum Job 
via Engineering Management Selection E.M.S. AG-Firmenlogo
Mechanical engineer as project manager in plant construction (m/f/d) via Engineering Management Selection E.M.S. AG
Western Switzerland Zum Job 
Karlsruher Institut für Technologie (KIT)-Firmenlogo
Umweltingenieurin / Umweltingenieur (w/m/d) Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Eggenstein-Leopoldshafen Zum Job 
Stadt Freiburg-Firmenlogo
Projektleitung (a) Parkraummanagement Stadt Freiburg
Freiburg Zum Job 
Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV)-Firmenlogo
Dipl.-Ingenieurin / Dipl.-Ingenieur (m/w/d) oder Bachelor / Master (m/w/d) Fachrichtung Architektur oder Bauingenieurwesen Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV)
Stadt Reutlingen-Firmenlogo
Beauftragte (m/w/d) für eine klimaneutrale Stadtverwaltung Stadt Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
HUBER SE-Firmenlogo
Vertriebsingenieur (m/w/d) Industrial Solutions - Team Food HUBER SE
Berching Zum Job 
naturenergie netze GmbH-Firmenlogo
Teamleiter (m/w/d) Netzentwicklung naturenergie netze GmbH
Rheinfelden (Baden) Zum Job 
einsfünf Beratungsgesellschaft mbH-Firmenlogo
Berater*in Energiemanagement einsfünf Beratungsgesellschaft mbH
Aachen, Düsseldorf, Köln Zum Job 
Stadtwerke Weimar Stadtversorgungs-GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur (m/w/d) Fernwärme Stadtwerke Weimar Stadtversorgungs-GmbH

Von der gesamten deutschen Maisanbaufläche von 2,1 Mio. ha beansprucht der „Energiemais“ knapp ein Sechstel. Das scheint bislang für den Gesamtmarkt noch wenig ins Gewicht zu fallen. Naturschutzverbände monieren jedoch, dass dafür überwiegend stillgelegte Ackerflächen reaktiviert wurden. Diese Brachen hatten sich zu ökologischen Nischen entwickelt und sind nun wieder verschwunden.

Der Nawaro-Bonus hatte einen weiteren negativen Effekt: Es entfiel der Anreiz, Gülle in Biogasanlagen einzusetzen, obwohl aus der Viehhaltung jährlich 150 Mio. t anfallen, die, unbehandelt ausgebracht, Luft und Wasser verschmutzen. Dies soll durch den 2009 eingeführten Güllebonus korrigiert werden. Besteht das Substrat neben nachwachsenden Rohstoffen zu 30 % aus Gülle, erhöht sich die Vergütung um 4 Cent/kWh. Laut DMK nutzen drei Viertel der Biogasbauern den Bonus.

Es wurden noch weitere Zuschläge eingeführt, um die Biogaserzeugung zu lenken (s. Kasten). Betreiber von Biogasanlagen können so auf eine Vergütung von 23 Cent/kWh bis 30 Cent/kWh kommen. Sie haben es aber auch mit einem Wust von Klauseln und Vorschriften zu tun, der kaum noch zu durchschauen ist.

Wie zum Beispiel weist man den 30 %-Anteil von Gülle im Gärsubstrat nach? Eine vom Umweltministerium eingerichtete Clearingstelle wird mit Anfragen überhäuft, Anwaltskanzleien und Gutachter fechten Streitfälle aus.

Katharina Reiche, Parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium, vermag gleichwohl keinen Makel erkennen. „Das Gesetz beweist die hohe Kunst juristischen Handwerks, indem es die regelmäßige Anpassung an die Marktrealität bereits vorsieht“, lobt die Diplom-Chemikerin.

Ganz anders sieht das Peter Weiland, Mitarbeiter des Bereiches Agrartechnologie am Johann Heinrich von Thünen-Institut in Braunschweig, einer Forschungseinrichtung des Bundes. „Besonders die Kopplung von Gülle- und Nawaro-Bonus ist sehr nachteilig“, kritisiert der Ingenieur. In vielen Fällen sei dadurch die Vergärung von Abfallstoffen aufgegeben und durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt worden.

Weiland plädiert für eine fixe Vergütung unabhängig vom Substratmix in Höhe von 17 Cent/kWh bis 18 Cent/kWh. Damit würden automatisch die Stoffe eingesetzt, die am Standort auf Dauer am günstigsten zur Verfügung stehen und somit die Biogasproduktion überhaupt auf eine solidere Grundlage gestellt.

Durch die Verlockung des Nawaro-Bonus haben sich viele Biogasbauern in eine Situation begeben, die rasch prekär werden kann. Die meisten können ihre Anlagen nicht allein von ihrem Land beschicken, sondern sie müssen zukaufen. Gehen die Preise für Nahrungs- und Futtermittel in die Höhe, werden die Lieferanten bevorzugt diese Märkte beliefern. Die Biogasbauern hätten dann das Nachsehen.

HANS DIETER SAUER

Ein Beitrag von:

  • Hans Dieter Sauer

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.