Energieforschung 09.11.2012, 19:55 Uhr

Strom aus Spinat und Benzin aus Bakterien

Forscher tüfteln daran, elektrischen Strom und Wasserstoff direkt aus Sonnenlicht herzustellen. Dazu verschmelzen biologische und technische Komponenten. Noch weiter gehen Pläne, die Photosynthese mithilfe der Gentechnik umzuprogrammieren. Dann könnten Pflanzen und Mikroben nur mithilfe von Licht Treibstoffe erbrüten.

Batterie aus Spinat.

Batterie aus Spinat.

Foto: Werkfoto

Sie beherrschen die photochemische Energiewandlung seit mehr als 2,5 Mrd. Jahren: mikroskopisch kleine, grüne Körnchen oder Chloroplasten, die zu Abertausenden in den Zellen eines Blatts sitzen. Die „grünen Kraftwerke“ der Pflanzen, erzeugen aus Sonnenlicht mithilfe der Photosynthese zunächst elektrische Energie, die dann zur Synthese von Traubenzucker dient. Weil dabei Wasser in seine Bestandteile aufgespalten wird, entsteht nebenbei auch noch der Energieträger Wasserstoff.

Konventionelle Solarzellen setzen höchstens ein Fünftel der auftreffenden Sonnenstrahlung in elektrischen Strom um. Der Rest geht als Wärme verloren. Zudem gilt die siliziumbasierte Photovoltaik als kostspielig.

Der Materialforscher David E. Cliffel von der Vanderbilt University in Nashville/Tennessee will das ändern: mit Spinat. Seit einigen Jahren entwickelt er biohybride Solarzellen, bei denen biologische und technische Komponenten miteinander gekoppelt werden. Dabei dienen aus dem grünen Gemüse gewonnene, photosynthetisch aktive Verbindungen als natürliche Fänger und Wandler von Licht in elektrische Energie.

Im Labor funktioniert Cliffels Ansatz bereits. Den knapp scheckkartengroßen Prototypen einer „Spinat“-Solarzelle hat der Forscher kürzlich im Fachblatt „Advanced Materials“ vorgestellt. Allerdings sehen die Leistungsdaten mit durchschnittlich 850 µA/cm2 für die Photostromdichte und einer photoelektrischen Spannung von 0,3 V bescheiden aus. Immerhin neun Monate lang lieferte die biohybride Zelle aus Tennessee elektrischen Strom aus Licht.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
VH-7 Medienküche GmbH-Firmenlogo
Bauingenieur / Umweltingenieur oder Ingenieur Umweltschutztechnik (M/w/d) VH-7 Medienküche GmbH
Stuttgart Zum Job 
Recogizer-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) KI-gestützte CO2-Reduktion Recogizer
Pfisterer Kontaktsysteme GmbH-Firmenlogo
High Voltage Testing Specialist (w/m/d) Pfisterer Kontaktsysteme GmbH
Winterbach Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektleiterinnen / Projektleiter Energiewirtschaft (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Betriebsingenieur (m/w/d) Elektrotechnik/Energietechnik für die Niederspannung bzw. Hochspannung Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Netzgesellschaft Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Strategische Netzplanung (m/w/d) für Strom, Datennetze, Infokabel, 450 MHz Netzgesellschaft Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
(Junior) Ingenieur Quartiersentwicklung Anschlussservice (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Landschaftspflege und Umwelt (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Netzbau und -betrieb Strom und Breitband Stadtwerke Schneverdingen-Neuenkirchen GmbH
Schneverdingen Zum Job 
UGS GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Integritätsbewertung (m/w/d) UGS GmbH
Mittenwalde, deutschlandweiter Einsatz Zum Job 
ENGIE Deutschland GmbH-Firmenlogo
Projektmanager Vertrieb Energiedienstleistungen (m/w/d) ENGIE Deutschland GmbH
Frankfurt oder Stuttgart, bundesweit Zum Job 
Stadtwerke Südholstein GmbH-Firmenlogo
Ingenieur der Elektro- oder Energietechnik als Leiter Planung und Netzbetrieb Strom (m/w/d) Stadtwerke Südholstein GmbH
Pinneberg Zum Job 
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW-Firmenlogo
Ingenieurinnen / Ingenieure bzw. Technikerinnen / Techniker oder Meisterinnen / Meister der Elektrotechnik (w/m/d) Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Münster Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Baukoordination und Qualitätssicherung (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Projektierung Netze Strom / Gas (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Naturwissenschaftler/in oder Ingenieur/in als Experte für Immissionsschutz (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
Energie und Wasser Potsdam GmbH-Firmenlogo
Senior-Mehrsparten-Projektbearbeiter (m/w/d) Realisierung Energie und Wasser Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/in / Umweltwissenschaftler/in im Bereich Energie und Emissionshandel (w/m/d) DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH
naturenergie hochrhein AG-Firmenlogo
Projektentwickler (m/w/d) Technischer Vertrieb naturenergie hochrhein AG
Rheinfelden (Baden), Schallstadt, Donaueschingen Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Betriebsingenieurin / Betriebsingenieur (w/m/d) Müllheizkraftwerk Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)

Zum Vergleich: Eine handelsübliche monokristalline Siliziumsolarzelle erreicht Kurzschlussstromdichten von zwischen 36 mA/cm2 bis 40 mA/cm2 und Spannungen von 0,62 V bis 0,65 V, weiß Martin Hermle, Leiter der Abteilung für hocheffiziente Siliziumsolarzellen beim Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Diese Solarzellen erreichen Wirkungsgrade von bis zu 20 %.

Ein Patent auf die Spinat-Technik haben Cliffel und sein Team bereits angemeldet. Für sie wird nur ein Teil des im Spinat reichlich enthaltenen Blattgrüns benötigt. Beim sogenannten Photosystem I (PS I) handelt es sich um einen robusten Proteinkomplex, der sich leicht aus der Pflanze gewinnen lässt, ohne dass er seine Funktionen als Lichtsammler und Energiewandler einbüßt. Diese Aufgaben bewältigt das PS I in seiner natürlichen Umgebung mit nahezu hundertprozentiger Effizienz.

Die aus dem Spinat extrahierten Proteine werden gereinigt und auf eine speziell vorbehandelte Siliziumunterlage aufgetragen, denn ganz ohne den Halbleiter kommt die neue Technologie noch nicht aus. Die etwa 1 µm dicke Proteinschicht besteht nur aus stabilisierten, photosynthetisch aktiven Molekülen. Darin liegen etwa 100 der PS-I-Proteinkomplexe übereinander und sorgen für den grünen Schimmer der Solarzelle.

Noch arbeitet die biohybride Zelle weniger effektiv als eine übliche Solarzelle. Einen Grund dafür sieht Forscher Cliffel in der noch nicht optimalen Anordnung der Proteinmoleküle auf dem Träger. In einem grünen Blatt sind diese in biologische Membrane eingebettet, die einen effizienten Transport der Ladungsträger bewirken. Cliffel ist optimistisch: „Wenn wir weiter so Fortschritte bei der Steigerung von Stromstärke und Spannung machen, können wir in drei Jahren den Bereich von ausgereiften Solarzellen erreichen.“

Biophysiker Andreas Mershin vom Center for Bits and Atoms des Massachusetts Institute of Technology (MIT) im amerikanischen Cambridge arbeitet daran, den Ladungstransport zu verbessern. Dazu schichtet er die vorbehandelten PS-I-Proteine auf einen nanostrukturierten Glasträger. Die Proteine gewinnt der Forscher aus Cyanobakterien und Grasschnitt. Das Konzept stellte er Anfang des Jahres im Onlinejournal „Scientific Reports“ vor.

Auf dem etwa briefmarkengroßen, flexiblen Chip sitzen regelmäßig angeordnete Kristallnadeln aus Titandioxid. Sie bilden Nanoelektroden, an die sich die photosynthetisch aktiven PS-I-Proteine anlagern. Nanodrähtchen aus Zinkoxid sorgen für den Abtransport der elektrischen Ladung.

Damit erreicht Mershin im Labor eine Photostromdichte von 362 µA/cm2 und eine photoelektrische Spannung von 0,5 V. Mit einem Wirkungsgrad des Systems von 0,1 % liegt der kommerzielle Einsatz noch in weiter Ferne.

Mershin plant schon einmal in großen Maßstäben. Da sich der wichtigste Rohstoff für die biohybride Solarzelle aus Grünabfällen gewinnen lässt, könnten großflächige Systeme sich schon bei Wirkungsgraden ab 1 % oder 2 % auszahlen. „Den Sprung sollten wir in den nächsten Jahren schaffen“, glaubt er.

Mershins MIT-Kollege Daniel Nocera setzt auf Wasserstoff, den er nach Art der Photosynthese durch Wasserspaltung gewinnt. Wie bei der Elektrolyse entstehen dabei Wasserstoff und Sauerstoff. Allerdings schafft die Natur das mit deutlich weniger Energieaufwand.

Dem Vorbild der Natur nachzueifern, ist MIT-Chemiker Nocera 2011 ein entscheidendes Stück näher gekommen: mithilfe spezieller Katalysatoren. Getrieben wird die Reaktion von Sonnenlicht, das elektrischen Strom in einer spielkartengroßen Dünnschichtsolarzelle erzeugt. Diese schwimmt in einem kleinen Tank mit Wasser.

Der Clou: Wasserspaltung und Wasserstoffproduktion finden – wie beim biologischen Vorbild – in derselben Einheit statt, aber getrennt vom Halbleiter. Diesen schützt eine dünne Zwischenschicht vor Oxidierung, lässt aber den Strom passieren.

Entscheidend für die damit erstmals mögliche Zusammenlegung von solarer Stromerzeugung und Wasserspaltung in einem Modul sind die Katalysatoren. Dafür nutzt Nocera Kobalt, das in einer Nanoschicht auf den Siliziumträger aufgetragen wird. So dringt das Sonnenlicht fast ungehindert bis zur stromerzeugenden Schicht vor. Auf der anderen Seite des Wafers sorgt eine Katalysatorlegierung aus nanogeschichtetem Nickel, Molybdän und Zink für die Wasserstoffabscheidung.

Noch lässt die Effizienz von Strom- und Wasserstofferzeugung zu wünschen übrig. Die Stromausbeute erreicht knapp 8 %, die Wasserstoffernte knapp 5 %. Die von Nocera gegründete Firma Sun Catalytix arbeitet mit der indischen Industriegruppe Tata an der Verbesserung des Systems. Ziel ist eine marktreife Lösung für Entwicklungsländer.  SILVIA VON DER WEIDEN

 

Ein Beitrag von:

  • Silvia von der Weiden

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.