Strom aus einem unsichtbaren Wasserkraftwerk
Münchner Forscher haben das Schachtkraftwerk erfunden: Es verschwindet im Wasser von Flüssen, sodass die Landschaft nicht verschandelt wird. Ein Prototyp, der 600 Haushalte mit Strom versorgen kann, wird in Oberbayern gebaut.
Mehr Wasserkraft in Deutschland? Technisch sind ein paar 100 Megawatt Strom locker drin. Weil dabei aber meist die Landschaft zerstört wird, haben Projekte dieser Art oft keine Chance. Künftig vielleicht doch. Forscher der Technischen Universität München (TUM) haben ein Laufwasserkraftwerk erfunden, das in großen Bächen und Flüssen verschwindet. Zu sehen ist nur ein Trafohäuschen am Ufer, in dem der erzeugte Strom aufbereitet wird, sodass er ins Netz eingespeist werden kann.
Prototyp hat Leistung von 430 Kilowatt
Ein Team um Professor Peter Rutschmann und Albert Sepp vom TUM-Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft hat das sogenannte Schachtkraftwerk erfunden. Die Bezeichnung rührt daher, dass es komplett in einem Schacht unter der Wasseroberfläche verschwindet. Im Prinzip handelt es sich um einen stählernen Kasten, in den sich der Fluss ergießt. Unten am Kasten führt ein Auslauf zu einer Turbine, die mit einem Generator gekoppelt ist. Beide Aggregate, hergestellt vom Spezialunternehmen Dive Turbinen in Amorbach südlich von Michelstadt am Main, sind gekapselt, sodass nicht einmal Salzwasser ihnen etwas anhaben kann.
Im malerischen Tal des Flüsschens Loisach bei Großweil in Oberbayern wird der Prototyp gebaut. Die Anlage hat eine Leistung von 430 Kilowatt – bei einer Wassefallhöhe von 2,5 Metern. Pro Jahr erzeugt sie 2,4 Millionen Kilowattstunden Strom, das reicht für 600 Durchschnittshaushalte. Die Baukosten liegen bei 1,5 Millionen Euro. Mit knapp 3600 Euro pro Kilowatt ist die Anlage relativ teuer. Es könnte sich dennoch rentieren, weil nach Inbetriebnahme jahrzehntelang keine Kosten mehr anfallen.
Auch an die Fische ist gedacht
Ein Teil des Loisach-Wassers fließt einfach über den Kasten weg. Diesen Weg können Fische bei ihrer Wanderung nutzen. Ein Rechen sorgt dafür, dass keine Fische in die Turbine geraten. Wenn sie entgegen der Strömung schwimmen, hilft eine Fischtreppe beim Aufstieg.
In breiteren Flüssen können mehrere Schachtkraftwerke nebeneinander positioniert werden, sagen die TUM-Forscher. Gefahr bestünde nicht, dass beispielweise bei Schneeschmelze oder nach einem Starkregen Überschwemmungen droht. Dann lässt sich der Durchlauf vergrößern, sodass die Wassermassen nahezu ungehindert abfließen können.
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