Stromausfälle in den USA häufen sich
Zum dritten Mal in nur acht Jahren ging bei Millionen Amerikanern Ende letzter Woche das Licht aus. Diesmal traf es den äußersten Südwesten der USA. Während sich immer mehr US-Unternehmen fragen, warum das US-Netz so anfällig ist und jeder Ausfall so große Schäden verursacht, meinen die Betreiber, dass das mit den günstigen Stromtarifen zusammenhängt.
In den USA gab es mal wieder einen großflächigen Stromausfall. Diesmal im Südwesten, wo der Süden Kaliforniens, der Westen Arizonas und der Nordwesten von Mexiko aneinandergrenzen. Rund 5 Mio. bis 7 Mio. Menschen waren dort bis zu 24 h ohne Strom. Nach ersten Schätzungen entstand dabei ein Schaden von 80 Mio. $ bis 120 Mio. $.
Dieser Blackout reiht sich in andere größere US-Stromausfälle in den letzten acht Jahren. Allen voran der massive Blackout im Nordosten im Jahr 2003, bei dem von Kanada bis New York die Lichter für 50 Mio. Menschen ausgingen. Nur fünf Jahre später gab es einen massiven Stromausfall in Florida, bei dem die gesamte Halbinsel dunkel ging.
Drei großflächige Stromausfälle in den letzten acht Jahren
Über die Ursachen des Blackout im Großraum San Diego gibt es noch immer keine Klarheit. Zwar gab San Diegos Gas & Electric Company sehr schnell eine Pressemeldung heraus, wonach der Blackout auf menschliches Versagen bei der Reparatur einer 500-kV-Umspanneinrichtung in Arizona zurückzuführen sei, doch das wird inzwischen von allen Experten angezweifelt. Einige meinen sogar, dass ganz normale Hitze die Ursache für den Blackout gewesen ist, denn im Osten von Südkalifornien, an der Grenze zu Arizona, betrug die aktuelle Tagestemperatur 45 °C.
Doch jetzt ist Schluss mit den Spekulationen über die Ursachen, denn „California Independent System Operator“, eine Aufsichtseinrichtung für die Energieversorgungsunternehmen, hat inzwischen allen Beteiligten einen Maulkorb verordnet. „Jeder, der mit schnellen Ursachen zur Hand ist, handelt unverantwortlich, die genauen Analysen werden noch Wochen in Anspruch nehmen“, sagte jüngst ein Sprecher der Organisation.
Amerikas Stromnetz gehört zu den anfälligsten aller Industrienationen. Fast überall gibt es fortlaufend kleinere oder mittelgroße Stromausfälle, deren Schäden sich aber laut einer Schätzung der Verbraucherschutzgruppe Galvin Electricity Initiative auf jährlich 150 Mrd. $ belaufen. Der größte Teil davon entfällt auf verdorbene Lebensmittel, Produktionsverluste und Überstunden bei staatlichen Einrichtungen.
Kleinere oder mittelgroße Stromausfälle gibt es fortlaufend
Die Energieversorger gehen damit sehr gelassen um: Sie argumentieren, dass der Aufbau von entsprechender Redundanz im Stromnetz die Preise deutlich erhöhen würde. „Die Tatsache, dass in San Diego die Lichter für ein paar Stunden ausgingen, rechtfertigt nicht, dass der Rest des Landes den doppelten Strompreis zahlen muss“, sagt Jay Apt vom industrienahen Electricity Industry Center der Carnegie Mellon University. Seiner Ansicht nach sind die Strompreise in den meisten US-Regionen etwa nur halb so hoch wie in Europa.
Auch Andrew Phillips vom Electric Power Research Institute ist über die Mega-Stromausfälle nicht sonderlich beunruhigt: „Wir haben landesweit eine Verfügbarkeit von 99,99 %; mit dem Rest von 0,01 % können wir ruhig leben, denn nichts ist perfekt.“
Doch die Stromverbraucher sehen das anders. „Es ist dringend erforderlich, dass die Energieversorger dazu gezwungen werden, eine höhere Verfügbarkeit zu garantieren oder für die Folgeschäden zu haften“, meint Galvin-Chef John Kelly. Sein Institut hat eine Überschlagsrechnung erstellt, was das bedeuten würde. Demzufolge würde die Modernisierung auf europäische Standards einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahre beanspruchen und Kosten von 500 Mio. $ bis 1 Mrd. $ verschlingen. Kelly weiß, dass das eine Menge Geld ist, aber er vergleicht das mit den 150 Mrd. $ an jährlichen Schäden. „Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung spricht eindeutig für eine Netzmodernisierung“, so Kelly.
Energieversorger sollen bei Stromausfällen für Folgeschäden haften
Auch andere Verbraucherorganisationen stehen auf der Seite von Kelly. „Ich bin sicher, dass die Stromkunden bereit sind, mehr für die Versorgung zu bezahlen, wenn sie dafür einen deutlich besseren Service erhalten und damit von den wesentlich höheren Folgeschäden bewahrt bleiben“, meint Steve Mitnick, Präsident der Non-Profit-Research-Gruppe „Build Energy America“.
Er ist vor allem ein Verfechter der Smart-Grid-Initiative, bei der mittels modernster Computertechnologien das bestehende Stromnetz effizienter genutzt und Ausfälle schneller eingekreist und behoben werden können. Führende Unternehmen, wie IBM, General Electric, ABB, Siemens, Toshiba und Cisco, arbeiten hier zusammen und haben mit vielen Pilotprojekten schon beachtliche Erfolge erzielt. „Ich denke, dass der Aufbau eines ‚Smarter Grid‘ den Strompreis nur um wenige Cents verteuern würde“, lautet die Einschätzung von Mitnick.
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