Lastmanagement 01.07.2011, 12:09 Uhr

Stromverbrauch kann warten

Mit der Energiewende rückt das Management die Stromnachfrage in den Fokus. Erste Pionierfirmen sind bereits dabei. Das neue Prinzip

Die Brauerei Paulaner in München ist stolz darauf, beim Thema Energie immer schon etwas voraus gewesen zu sein. Der neueste Clou: Die Kühlaggregate, in denen die Sole auf etwas über 0 °C heruntergekühlt wird, schalten sich ab, wenn das Stromnetz stark belastet ist.

Bei hoher Netzbelastung wird der Verbraucher abgeschaltet

Der Energiedienstleister Entelios hat in der bayerischen Brauerei die dafür notwendige Technik installiert. Bei hoher Netzbelastung wird der Verbraucher abgeschaltet – immer so lange, wie es die jeweilige Anlage schadlos erlaubt, mal wenige Minuten, mal einige Stunden.

„Eine Schwankung von 2 °C können wir durchaus verkraften. Dafür können die Kühlaggregate schon einmal ein oder zwei Stunden abgestellt werden“, sagt Johannes Fischer, Betriebsingenieur bei Paulaner.

Was die Münchner Brauerei da eingeführt hat, ist einer der wichtigen Bausteine eines steuerbaren Stromnetzes, neudeutsch: Smart Grid. Diese neuen Netze und ihre Dienste sind wichtig, denn die eingeläutete Energiewende bedeutet für Stromnetzbetreiber eine enorme Herausforderung in Form der schwankenden Stromerzeugung durch Photovoltaik und Windkraft. Diese speisen laut Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vorrangig ein – bei Windstille oder Wolken müssen die Netzbetreiber entsprechend für Ersatz sorgen.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
bayernweit Zum Job 
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr-Firmenlogo
Traineeprogramm - Bachelor Fachrichtung Maschinenbau / Energie- und Gebäudetechnik (m/w/d) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Fachkraft für Nah- und Fernwärme-Hausanschlüsse (m/w/d) Stadtwerke Esslingen am Neckar GmbH & Co. KG
Esslingen am Neckar Zum Job 
Landeshauptstadt Düsseldorf-Firmenlogo
Leitung des städtischen Krematoriums für das Garten-, Friedhofs- und Forstamt Landeshauptstadt Düsseldorf
Düsseldorf Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Wirtschaftsjurist*in / Ingenieur*in (m/w/d) für Contract & Claimsmanagement in Projektender Energiewende THOST Projektmanagement GmbH
Stuttgart, Mannheim Zum Job 
RES Deutschland GmbH-Firmenlogo
Head of Engineering / Leitung technische Planung Wind- & Solarparks (m/w/d) RES Deutschland GmbH
Vörstetten Zum Job 
MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) Elektrotechnik MEWA Textil-Service SE & Co. Management OHG
Wiesbaden Zum Job 
KÜBLER GmbH-Firmenlogo
Techniker / Ingenieur / Fachplaner / TGA (m/w/d) Heizungstechnik und Elektro KÜBLER GmbH
Ludwigshafen Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Vertragsmanager*in Großprojekte Mobilität (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH-Firmenlogo
Elektroingenieur (m/w/d) (Ingenieur für Elektrotechnik, Energie- oder Versorgungstechnik o. ä.) fbw | Fernwärmegesellschaft Baden-Württemberg mbH
Stuttgart Zum Job 
Veltum GmbH-Firmenlogo
Planungsingenieur:in für Versorgungstechnik Heizung, Lüftung, Sanitär Veltum GmbH
Waldeck Zum Job 
Stadtwerke Potsdam GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker/Meister (m/w/d) Elektrische Energietechnik Netzausbau Strom Stadtwerke Potsdam GmbH
Potsdam Zum Job 
THOST Projektmanagement GmbH-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) im Projektmanagement Bereich Energietechnik THOST Projektmanagement GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
ESWE Versorgungs AG-Firmenlogo
Asset Management & Transformationsplanung Fernwärmeversorgung (m/w/d) ESWE Versorgungs AG
Wiesbaden Zum Job 
naturenergie hochrhein AG-Firmenlogo
Projektentwickler kommunale Energielösungen (m/w/d) naturenergie hochrhein AG
Rheinfelden (Baden) Zum Job 
Stadtwerke Augsburg Energie GmbH-Firmenlogo
TGA-Planer*in / Ingenieur*in / Techniker*in (m/w/d) technische Gebäudeausrüstung Stadtwerke Augsburg Energie GmbH
Augsburg Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Abteilungsleitung Deponien und Altablagerungen (w/m/d) Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Ingenieur / Materialwissenschaften (m/w/d) Kromberg & Schubert Automotive GmbH & Co. KG
Abensberg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur (w/m/d) für Geotechnik, Abfall, Altlasten und Georisiken Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Hamburger Hochbahn AG-Firmenlogo
Senior - Projektleiter Elektrotechnik Betriebsanlagen (w/m/d) Hamburger Hochbahn AG
Hamburg Zum Job 

Schon jetzt liegt die installierte Photovoltaikleistung in Deutschland bei rund 18 GW, die Windkraftleistung bei 27 GW. Insgesamt verfügt das Land über 93 GW Stromerzeugungskapazitäten. Diese kurzfristigen Erzeugungsschwankungen stellen die Netzbetreiber vor immer größere Probleme, denn sie müssen den Stromkunden Spannung und Netzfrequenz garantieren. Schlimmstenfalls droht der Stromausfall.

Das Lastmanagement der Netzbetreiber kann den Stromverbrauch einbeziehen

Was bislang kaum diskutiert wird: Das Lastmanagement – mit dem die Netzbetreiber Spannung und Frequenz stabil halten – muss sich nicht auf die Stromerzeugung beschränken, sondern kann die Stromverbrauchsseite einbeziehen.

Bislang ist der Verbrauch praktisch bei der Debatte des Lastmanagements ausgenommen: Jeder Bedarf wird befriedigt, so das Prinzip. Nur im äußersten Notfall, wenn die Spannung abfällt oder die Netzfrequenz unter die kritische Marke von 49,5 Hz fällt, haben die Stromnetzbetreiber das Recht, Großverbraucher vom Netz zu nehmen, als sogenannte „Anpassungsmaßnahme“.

Ökonomisch effizient ist das nicht: Zunehmend müssen Back-up-Kraftwerke bereitstehen, nur um bei hohem Strombedarf für einige Stunden zum Einsatz zu kommen. Damit kann solche Regelenergie sehr teuer werden.

„Weitaus günstiger könnte es sein, in kritischen Phasen industrielle und gewerbliche Verbraucher vom Netz zu nehmen. Die Marktanreize dafür sind in Deutschland allerdings noch sehr schwach“, sagt Serafin von Roon von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München. Dennoch tut sich etwas, wie Entelios beweist.

Der Mannheimer Energieversorger MVV testet derzeit das Lastverschiebepotenzial bei Haushalten seines Versorgungsgebietes. Nun wollen Politiker von Bündnis 90/Die Grünen den Aluminiumhersteller Trimet zu einer Vereinbarung bringen, die das Abschalten von Hütten in Zeiten hoher Netzbelastung erlaubt. „In Zukunft kommen wir nicht darum herum, die Stromnachfrageseite in das Lastmanagement einzubeziehen“, sagt Smart-Grid-Experte von Roon.

„Demand Response ist inzwischen kommerziell interessant“

„Demand Response“, sagt Oliver Stahl, Chef von Entelios, „ist inzwischen kommerziell interessant. Entelios leistet damit einen Beitrag zur Netzstabilität, den sich die Netzbetreiber etwas kosten lassen. Faktisch wirkt das ähnlich wie ein virtuelles Pumpspeicherwerk.“ Entelios sucht sich größere gewerbliche Stromverbraucher zusammen, deren Verbrauch entweder zeitlich verschoben oder vorübergehend abgesenkt werden kann. Dazu zählen neben Kälte- und Wärmeanlagen auch Pumpen und Straßenlicht.

In den USA ist das Modell bereits sehr viel weiter entwickelt. Dort sind Verbraucher mit einer Leistung von 20 GW bis 25 GW in das Nachfragemanagement einbezogen. Nach Ansicht von Experten ist es damit auch gelungen, die Gefahr von großen Stromausfällen, wie zuletzt 2003 geschehen, in den Griff zu bekommen.

Wie hoch das Potenzial in Deutschland für das Lastmanagement auf der Nachfrageseite insgesamt ist, ist umstritten. Serafin von Roon von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft sieht es in der Größenordnung von 5 GW bis 7 GW. Allerdings hängt die Höhe entscheidend vom Zeitraum ab: Für einen kurzen Zeitraum von 5 min gibt es sogar Schätzungen von 9 GW, die vom Netz gehen können. Bei einer Stunde wären es noch 2,5 GW – immerhin so viel wie zwei bis drei Großkraftwerke.

„Das wird uns nicht helfen, die gesamten Erzeugungsschwankungen durch erneuerbare Energien zu kompensieren. Aber es kann bei unerwarteten Ereignissen die entscheidende Entlastung bringen“, sagt von Roon.

Ein Beitrag von:

  • Hubert Beyerle

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.