Südkorea fördert die Windenergie
Koreas große Mischkonzerne wie Samsung, Daewoo oder Hyundai setzen verstärkt auf Windenergie. Dabei bauen sie nicht zuletzt auf die Unterstützung der Regierung des Landes, die den Ausbau erneuerbarer Energien mit einer „Green Energy“-Strategie stark fördert. Nach Aussagen von Jae-Yong NamKung, zuständig für die „New and Renewable Energy“-Abteilung in der Regierung, sollen vor allem in der Windenergie in den nächsten Jahren verstärkt Kapazitäten und Know-how aufgebaut werden.
Südkorea hat kaum Energieressourcen, das Land importiert rund 97 %, um seinen Energiebedarf zu decken. Erneuerbare Energien machten 2011 rund 1,9 % der gesamten Stromproduktion des Landes aus. Der Ökostromanteil soll nach dem „Renewable Portfolio Standard“ (RPS) von für 2012 geplanten 2 % auf 10 % ab 2022 steigen. Dafür will Seoul allein 9 Mrd. $ in einen geplanten großen Offshore-Windpark mit 2,5 GW Nennleistung vor der südkoreanischen Südwestküste investieren.
In der ersten Baustufe soll zunächst nur eine Kapazität von 100 MW offshore entstehen. Die Anlage, für die ein Budget von 354 Mio. $ geplant ist, soll spätestens 2014 in Betrieb gehen.
In der zweiten Stufe sollen bis 2016 weitere 400 MW für 1,4 Mrd. $ folgen. Schließlich ist in der dritten Baustufe eine Kapazität von 2 GW für 7,3 Mrd. $ bis 2019 geplant. Mit der langsamen Aufstockung der Kapazität erhoffen sich die Koreaner einerseits Spareffekte durch Serienfertigung und andererseits eine hohe Rationalisierung.
Windenergie in Südkorea: Bislang eine Domäne von Vestas
Bislang hatten sich die koreanischen Mischkonzerne weniger um Windkraftwerke im heimischen Markt gekümmert, sondern überließen das Feld im Wesentlichen dem Vestas-Konzern. Seit 1998 hat Vestas über 200 Anlagen dorthin geliefert. Rund 70 % der in Südkorea on-shore installierten Windkraftwerke stammen von der dänischen Gruppe.
Inzwischen bauen sich aber immer mehr koreanische Jaebeol – die traditionellen großen Industriemischkonzerne – ein Standbein in diesem Bereich auf. Sie stützen sich dabei nach Angaben von Rimtaig Lee, dem Vorsitzenden der Korean Wind Energy Industry Association, insbesondere auf die Erfahrungen im Schiffs- und Anlagenbau.
Samsung Heavy Industries zum Beispiel bietet 2,5-MW-Windkraftwerke für den Betrieb an Land und bis zu 7 MW große Anlagen für Offshore-Windparks. Der Konzern wirbt mit einer höheren Lebensdauer der Turbinen und einer mindestens 10 % höheren Effizienz gegenüber konkurrierenden Modellen.
Samsung will nicht nur in Südkorea in Windenergie investieren
Mit dieser Technik will Samsung spätestens bis 2020 in die Gruppe der fünf größten Windkraftwerksbauer weltweit vorstoßen. Außer Südkorea hat Samsung vor allem Märkte in Japan, den USA, Kanada und Europa im Visier. Der Konzern versucht, mit seinem ersten Windpark vor der Küste Schottlands nicht nur Erfahrungen für das Offshore-Geschäft zu sammeln, sondern auch erfolgreich Referenzanlagen zu installieren.
Auch Hyundai Heavy Industries hat Ambitionen im Bereich der Windkraft und ist seit 2008 in diesem Bereich tätig. Hyundai verfügt weltweit über Produktionskapazitäten für 600 MW jährlich, davon ein Teil in der Volksrepublik China.
Bisher baut Hyundai hauptsächlich Windkraftwerke von bis zu 2,5 MW, hat aber inzwischen auch schon Pläne für größere Anlagen. Da ist die Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering erheblich weiter: Daewoo hat zum Beispiel schon eine 7-MW-Offshore-Anlage entwickelt.
Die Koreaner greifen dabei auch auf ehemals deutsche Technik zurück: Seit 2009 gehört die 1995 in Lübeck gegründete DeWind zur Daewoo-Gruppe. DeWind hat nach eigenen Angaben weltweit mehr als 900 Windturbinen installiert mit einer Kapazität von zusammen über 1600 MW.
Daewoo – seit 2002 schon der vierte Eigentümer von DeWind – entwickelt das Unternehmen intensiv weiter. Wie zu hören ist, könnte schon bald der deutsche Windkraftwerksbauer Bard mit Standorten in Emden, Bremen und Cuxhaven hinzukommen. Michael Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, hält zwar immer noch einen kompletten Verkauf der Bard-Gruppe für möglich, schließt aber auch eine Trennung von einzelnen Firmenteilen nicht mehr aus.
Auch die südkoreanischen Unternehmen Doosan und STX Heavy bauen Windenergie-Sparte aus
Doosan und STX Heavy Industries sind die beiden anderen Mischkonzerne Koreas, die ihre Sparte Windenergie deutlich ausbauen. Doosan hat 2009 in der Tschechischen Republik die Energiesparte von Skoda übernommen, die heutige Doosan Skoda Power. Im gleichen Jahr nahm Doosan ein 3-MW-Windkraftwerk auf der Insel Cheju in Betrieb. Seither sind weitere Doosan-Skoda-Anlagen ans Netz gegangen.
Branchenkenner erwarten, dass Doosan sich in Europa auf die mittleren und östlichen Staaten konzentrieren wird. STX Heavy Industries hat wie Doosan vor der Küste der südkoreanischen Insel Cheju seinen ersten Prototyp in Betrieb genommen.
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