Tennet plant künstliche Insel in der Nordsee für Offshore-Windparks
Eine künstliche Insel in der Nordsee könnte künftig den Strom der Offshore-Windparks einsammeln und in Gleichstrom umwandeln. Diese Idee hat der Netzbetreiber Tennet vorgestellt. Die Insel soll 6 km
Die Idee einer Insel, an die Windparks in der Nordsee angeschlossen werden, ist verwegen: Der niederländische Netzbetreiber Tennet, der unter anderem für die Netzanbindung der Windparks in der Nordsee zuständig ist, will die Insel in der Doggerbank aufschütten. Das ist eine mehr als 300 km lange Untiefe mitten in der Nordsee. Die Insel soll den rundum erzeugten Strom aus mehreren Windparks zusammenführen, ihn dort in Gleichstrom umwandeln und danach per Unterseekabel an die beteiligten Länder weiterleiten.
Die Niederlande, Großbritannien, Belgien, Norwegen, Deutschland und Dänemark gehören für Tennet zu diesen beteiligten Ländern. „Es wird für diese sechs europäischen Nordsee-Anrainerstaaten sehr wichtig sein, ihre Ziele zu gegebener Zeit von Landesgrenzen zu trennen und zu akzeptieren, dass offshore erzeugte Elektronen nicht zwangsläufig in ihr eigenes Land übertragen werden“, begründet Mel Kroon, Vorstandvorsitzender von Tennet, das internationale Projekt.
Insel als Drehkreuz für den Stromhandel
Der Tennet-Plan sieht vor, die Insel in der Doggerbank als Drehkreuz für den Stromhandel in den angeschlossenen Ländern zu nutzen. Die Übertragungskapazität der Gleichstromverbindungen wird nicht nur für die Übertragung der Windengerie, sondern soll auch für den internationalen Stromhandel genutzt werden. So entsteht ein Verteil- und Drehkreuz in einem Nordseenetz aus Offshore-Windparks und internationalen Verbindungen.
Die Sandbank Doggerbank liegt recht zentral in der Nordsee. Deren Enden sind jeweils etwas mehr als 100 km von der dänischen und der britischen Küste entfernt. Vor allem aber ist die Doggerbank eine extrem flache Region, in der im Schnitt 94 m tiefen Nordsee. An den seichtesten Stellen der Untiefe sind es nur 13 m bis zum Grund.
Kapazität von 30 Gigawatt
Der Teil, in dem die Insel gebaut werden soll, ist mit bis zu 20 m nicht tief und „es gibt dort sehr viel Wind“, so Kroon. „Eine europäische Infrastruktur in der Nordsee kann die Kosten für Windstrom deutlich senken.“
2030 schon könnte der Bau der Insel starten, 20 Jahre später soll sie samt der notwendigen Verkabelung betriebsbereit sein. Die vernetzte Insel könnte mit einer Kapazität von 30 Gigawatt etwa zehn Millionen Menschen mit sauberer Energie versorgen.
Insel mit Landebahn, Hafen, Wohnungen, Ersatzteillager
Und das soll die vernetzte Insel sein: Auf rund 6 km2 sollen mehrere Konverter, eine Landebahn für Flugzeuge, ein Hafen und Wohnungen für rund 2000 Mitarbeiter gebaut werden. Auch sollen auf dem künstlichen Eiland die Ersatzteile für die Windräder der umliegenden Windparks lagern, also Turbinen, Rotorblätter, Masten und Hochspannungsanlagen.
Für Tennet ist klar: „Je seichter das Wasser, desto geringer sind die Baukosten der Windparks und der Insel.“ Durch die Verbindung mit der Insel werden auch für die küstenfernen Windparks die gleichen Verhältnisse geschaffen, wie bei küstennahen Windparks. Das bedeutet vor allem: geringere Kosten.
Doch selbst für küstennahe Windparks war es nicht immer leicht, ihren Strom ins Netz einzuspeisen. Oft sind Windparks zwar fertig, können aber keinen Strom liefern, weil die Netzanbindung fehlt. Doch inzwischen hat Tennet aufgeholt: 2015 gingen so viele Offshore-Windparks in der Nordsee wie noch nie ans Netz.
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