Trianel baut zwei neue Pumpspeicherkraftwerke in NRW und Thüringen
Mit zwei neuen Anlagen zur Pufferung von Wind- und Solarstrom will der Kraftwerksbetreiber Trianel die Speicherkapazität in Deutschland erheblich steigern. Nach Angaben des Unternehmens steigt die Speicherkapazität durch zwei neue Pumpspeicherkraftwerke in der Nähe von Höxter und in Schmalwasser in Thüringen um 20 %.
Der Aachener Kraftwerksbetreiber Trianel, in dem sich zahlreiche kommunale Energieversorger zusammengeschlossen haben, wollte den malerischen Rursee in der Eifel zum schnöden Pumpspeicherkraftwerk umbauen. Das kam bei der Bevölkerung nicht gut an. Letztlich musste Trianel seinen Plan aufgeben.
Mit zwei weiteren Projekten dieser Art scheinen die Aachener allerdings mehr Glück zu haben. Bereits Ende 2020 soll das 390-MW-Kraftwerk Nethe in der Nähe der westfälischen Stadt Höxter den ersten Strom liefern. Und der Plan, oberhalb der einstigen Talsperre Schmalwasser im thüringischen Kreis Gotha zum Untersee eines Pumpspeicherkraftwerks mit rund 1000 MW umzufunktionieren, hat jetzt die erste Hürde genommen. Das Raumordnungsverfahren ist abgeschlossen.
Speicherkapazität in Deutschland steigt um 20 %
Pumpspeicherkraftwerke sorgen dafür, dass unregelmäßig produzierter Strom aus Wind- und Solaranlagen zwischengespeichert werden kann und so das Netz stabilisiert wird. Bei Stromüberschüssen pressen gewaltige Pumpen Wasser in den jeweiligen Obersee. Bei Strommangel stürzt es durch einen Druckstollen zu Tal und landet im Unterbecken. Unterwegs treibt es Generatoren an.
Mit den beiden Trianel-Anlagen steigt die Kapazität derartiger Strompuffer in Deutschland um rund 20 % auf etwa 8400 MW an. Schmalwasser im Thüringer Wald wird die drittgrößte Anlage dieser Art in Deutschland. Als Trinkwasserspeicher wird die Talsperre schon lange nicht mehr genutzt, weil der Verbrauch in der Region zurückgegangen ist. 285 m darüber legt Trianel den Obersee an, der rund 10 Mrd. l fasst. Druckstollen und Maschinenhaus, in dem die Turbogeneratoren stehen, werden in den Berg gesprengt, sodass es weder optische noch akustische Beeinträchtigungen gibt.
Nethe-Kraftwerk nutzt Umspannwerk des KKW Würgassen
Der erzeugte Strom wird fast 40 km weit transportiert, ehe er ins 380.000-Volt-Netz eingespeist wird. 13,4 km werden als Erdkabel ausgeführt, um die malerische Landschaft nicht zu zerstören. Die restliche Strecke besteht aus Freileitungen. 2024 soll das Kraftwerk in Betrieb gehen.
Der Obersee des Nethe-Kraftwerks hat ein Speichervolumen von 4,2 Mrd. l. Er liegt 220 m über dem Untersee. Um den Strom mit einer Spannung von 110.000 V ins öffentliche Netz einzuspeisen, nutzt Trianel einen Überrest aus dem Kernenergiezeitalter: das 12,5 km entfernte Umspannwerk Würgassen, das für das dort einst betriebene Kernkraftwerk gebaut worden war. Es wurde vor 21 Jahren stillgelegt. 2028 sollen die letzten Spuren der Anlage beseitigt sein – ausgenommen natürlich das Umspannwerk.
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