Künstliche Intelligenz soll Stromübertragung verbessern 14.05.2019, 14:01 Uhr

Tuning für Hochspannungsleitungen

Mit intelligenten Sensoren oder Hochtemperaturseilen lassen sich größere Energiemengen transportieren. 30 % oder mehr sind drin. Der Umfang des Netzausbaus könnte so reduziert werden.

Analytics am Tabelt

Foto: panthermedia.net/ipopba

Die Strommenge, die durch Hochspannungsleitungen fließt, ist streng begrenzt, damit sie nicht zu heiß werden. Denn dann dehnen sie sich aus und hängen tiefer durch. Im Extremfall kämen sie der Erde gefährlich nahe. Die Obergrenze ist so gewählt, dass selbst an heißen Sommertagen nichts passieren kann. Wäre die Grenze wetterabhängig, könnte an kühlen und windigen Tagen viel mehr Strom transportiert werden, ohne dass eine Gefahr bestünde. Wenn sich das realisieren ließe müssten die Netze, die durch immer mehr wetterabhängig schwankenden Strommengen aus Wind- und Solarenergieanlagen oft an den Rand der Überlast geraten, nicht so üppig ausgebaut werden wie es jetzt geplant ist.

Forscher am Institut für Technik der Informationsverarbeitung (ITIV) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entwickeln derzeit ein System, das die Strommenge, die über Freileitungen transportiert werden, wetterabhängig anpasst. „PrognoNetz“ heißt das Projekt. Vorgesehen ist die Installation von Temperatur- und Windsensoren entlang der Hochspannungsleitungen. Signalisieren sie kühlende Wirkung, kann die jeweilige Leitung bis zu 30 % mehr Strom aufnehmen und eine andere entlasten.

Erfolgreiche Tests mit wetterabhängiger Übertragung

Schon vor Jahren hat es erfolgreiche Tests gegeben. Jetzt soll die wetterabhängige Stromübertragung auf der Basis von künstlicher Intelligenz perfektioniert werden. Mit von der Partie sind mehrere Partner, darunter der baden-württembergische Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW in Stuttgart und der Karlsruher Wetterdienst Ubimet.

Die Sensoren sind mit Sendern ausgestattet, die die aktuellen Daten in eine Zentrale von TransnetBW übertragen. Auf dieser Basis werden die Strommengen auf die unterschiedlichen Leitungen verteilt. Als Windmesser wollen die Forscher laserbasierte Systeme einsetzen, die genauer sind als klassische Geräte. Entscheidend ist, dass diese Sensoren auch untereinander vernetzt werden und selbstlernend sind. Das ermöglicht Vorhersagen der Wetterdaten für Stunden oder gar Tage, sodass die Disponenten genügend Zeit haben, die Leitungen zu schalten.

Stellenangebote im Bereich Energie & Umwelt

Energie & Umwelt Jobs
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Servicetechniker (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Techniker in der Tunnelüberwachung und Verkehrssteuerung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Hochschule Reutlingen-Firmenlogo
Akademische:r Mitarbeiter:in "Wärmewende" (m/w/x) Hochschule Reutlingen
Reutlingen Zum Job 
IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Elektrotechnik LV (m/w/d) IPH Institut "Prüffeld für elektrische Hochleistungstechnik" GmbH
Berlin-Marzahn Zum Job 
Mall GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Wasserwirtschaft / Umweltwissenschaft (m/w/d) Mall GmbH
Donaueschingen Zum Job 
Stadtwerke Bad Vilbel GmbH-Firmenlogo
Regulierungsmanager in Teilzeit/Vollzeit (m/w/d) Stadtwerke Bad Vilbel GmbH
Bad Vilbel Zum Job 
VGH Versicherungen-Firmenlogo
Energiemanager (m/w/d) VGH Versicherungen
Hannover Zum Job 
Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV)-Firmenlogo
Dipl.-Ingenieurin / Dipl.-Ingenieur (m/w/d) oder Bachelor / Master (m/w/d) Fachrichtung Architektur oder Bauingenieurwesen Landeswohlfahrtsverband Hessen (LWV)
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in (W2) für das Lehrgebiet "Automatisierungssysteme in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik" Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Esslingen am Neckar Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Teamleitung Verkehrssicherheit (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Broadcast Solutions GmbH-Firmenlogo
Elektroingenieur* in Vollzeit (m/w/d) Broadcast Solutions GmbH
Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts-Firmenlogo
Sachgebietsleitung (m/w/d) Deponietechnik Stadtreinigung Hamburg Anstalt des öffentlichen Rechts
Hamburg Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Ingenieur Immissionsschutz (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hohen Neuendorf Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Diplom (FH) Landespflege, Landschaftsplanung oder vergleichbar (planungsorientierte Ausrichtung) Regierungspräsidium Freiburg
Bad Säckingen, Donaueschingen, Singen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abfallexperte Bau/Stoffstrommanager (m/w/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Stuttgart Zum Job 
Bundesamt für Strahlenschutz-Firmenlogo
Ingenieur*in (m/w/d) Liegenschafts- und Gebäudemanagement Bundesamt für Strahlenschutz
Oberschleißheim (bei München), Salzgitter, Berlin Zum Job 
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Gebäudeenergieberater*in HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
ONTRAS Gastransport GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Maschinen- und Anlagentechnik (m/w/d) ONTRAS Gastransport GmbH
Leipzig Zum Job 
MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN-Firmenlogo
Ingenieur*in (Gebäude- u. Energietechnik) für das Helmholtz Kompetenznetzwerk Klimagerecht Bauen MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN
Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur*in Kanalplanung / -bau Technische Werke Emmerich am Rhein GmbH
Emmerich am Rhein Zum Job 

Sensoren entscheiden selbstständig über Strommengen

Das Verbundvorhaben hat das Ziel, die Sensoren so schlau zu machen, dass sie selbstständig entscheiden, wie viel Strom zu einer bestimmten Zeit durch eine bestimmte Leitung fließen kann. „Mit diesem auf Künstlicher Intelligenz basierenden Netzwerk lassen sich vorhandene Stromnetze durch Anpassen des Betriebs an die Witterungsbedingungen jederzeit optimal ausnutzen und Engpässe überbrücken“, sagt ITIV-Leiter Professor Wilhelm Stork.

Symbolische Darstellung der Temperatur- und Windgeschwindigkeitssensoren

Symbolische Darstellung der Temperatur- und Windgeschwindigkeitssensoren sowie des Servers in der Zentrale des Netzbetreibers, der alle Daten erhält. Die Kurven links unten symbolisieren die Prognosen für die Stromdichten, die wetterabhängig möglich sind.t. Die Kurven links unten symbolisieren die Prognosen für die Stromdichten, die wetterabhängig möglich sind.

Foto: kit.edu

Eine andere Möglichkeit, bestehende Stromleitungen leistungsfähiger zu machen, ist der Einsatz von Leiterseilen, die höhere Temperaturen vertragen, ohne sich nennenswert auszudehnen. American Electric Power beispielsweise hat eine rund 390 Kilometer lange 345.000-Volt-Hochspannungsleitung im Süden von Texas auf Kabel des US-Herstellers Composite Technology Corporation umgerüstet. Sie erhitzen sich auf bis zu 175 Grad Celsius und hängen dennoch nicht durch. Zugvögel, die sich vor dem Flug gen Süden hierzulande gern auf Hochspannungsleitungen versammeln, dürften das allerdings weniger schätzen. Die so genannten ACCC-Seile (SCCC=Aluminium Conductor Composite Core) übertragen doppelt so viel Strom wie herkömmliche Stahl-Aluminiumseile.

Hohe Kosten bremsen die Hochtemperaturseile

ACCC ist eins von verschiedenen Hochtemperaturseilen. Durchgesetzt haben sie sich noch nicht, weil sie fünf- bis elfmal teurer sind als konventionelle Leiter. In Deutschland gibt es allerdings einige Testinstallationen. So hat RWE eine 110.000-Volt-Leitung seines Verteilnetzes zwischen Simmern und Rheinböllen auf ACCC umgerüstet, allerdings auf einer Länge von nur 12 Kilometern.

Die Netzbetreiber Amprion, TransnetBW und E.on Netz haben dagegen auf ACCR-Seile (ACCR=Aluminium Conductor Composite Reinforced) gesetzt, die der Technologiekonzern 3M aus Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota herstellt. Sie vertragen noch höhere Temperaturen. Allerdings sind die Versuchsstrecken alle kürzer als die von RWE.

Weitere Themen:

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.