Viermal höhere Stromausbeute: Altaeros testet fliegende Turbine
Eine schwebende Windturbine soll die Windbranche mächtig aufwirbeln. In Dänemark testen die Erfinder jetzt ein 200 Kilowatt-starkes fliegendes Exemplar, das in 700 Metern Höhe permanent etwa viermal soviel Energie erntet, wie Windräder am Boden.
Eine bestechende Idee: Einfach die Hülle auf einen Lastwagen laden, zum Einsatzort fahren, mit Helium vollpumpen und fliegen lassen. Schon fließt kontinuierlich und zuverlässig Windstrom durch die Halteseile bis in die Bodenstation. Keine massigen Betonfundamente mehr, keine durch riesige Windräder verspargelte Landschaft – und trotzdem grüner Strom aus Wind. Altaeros Energies heißt die US-amerikanische Firma, die genau diese Idee nun in Dänemark im großen Maßstab testet.
Höhenwinde bieten gigantisches Energiepotential
1000 Kubikmeter Helium fasst der Riesen-Ringballon, in dessen Zentrum die 200 Kilowatt-Windturbine rotiert. Die Einsatzhöhe für die schwebende Windturbine beträgt bis zu 700 Meter. „Es gibt mehr als genug Energie in Höhenwinden, um die gesamte Menschheit einhundert mal vollständig mit der benötigten Energie zu versorgen“, sagt Professor Ken Caldeira, Klima-Forscher an der Stanford University.
„Wir versuchen, den Einsatz der Windenergie zu erweitern“
Beim jetzt gestarteten Test in Dänemark steht die Haltbarkeit des patentierten Ringballons im Fokus. „Wir versuchen zu verstehen, wie haltbar das Material ist“, sagt Adam Rein, der mit Ben Glass Ataeros Energies im Jahre 2010 gegründet hat.
Gedacht ist die schwebende Windturbine zunächst einmal, um vom Stromnetz abgehängte abgelegene Gegenden, die derzeit ihren Energiebedarf mit Diesel-Generatoren decken, mit Grünstrom aus Wind zu versorgen. Eine erste kommerzielle Anlage wurde südlich von Fairbanks in Alaska errichtet. „Wir versuchen nicht, Windkraftanlagen zu ersetzen“, sagt Rein. „Wir versuchen, den Einsatz der Windenergie zu erweitern.“
Auch Antennen und Internet an Bord
Den Ring-Ballon wollen die Erfinder auch mit Antennen und kabellosen Internet-Modulen ausstatten, um einen Zusatznutzen vor Ort zu generieren. Stahlseile verbinden die Buoyant Airbone Turbine (BAT) mit einer Bodenstation, die auf einer Anhänger-Plattform für den einfachen Transport und Ortswechsel montiert ist. Diese Stahlseile erfüllen gleich zwei Funktionen: Zum einen stabilisieren sie die Turbine in der Luft. Und zum zweiten wird durch einen Kupferleiter der von der Turbine erzeugte Strom zur Bodenstation geleitet, wo er bis zur Netzeinleitung gespeichert wird.
Sicherer Betrieb bis Windgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern
Sensoren in der Bodenstation erfassen kontinuierlich die Windbedingungen in der Flughöhe der Turbine. Drei Winden an der Bodenstation sorgen dafür, dass die Turbine immer in der optimalen Flughöhe ist. Eine Windgeschwindigkeit von knapp 50 Kilometer pro Stunde ist für den Betrieb der Turbine optimal.
Die Station ist in der Lage, die Turbine bis zu einer Windgeschwindigkeit von 160 km/h sicher zu positionieren. Im Fall von schweren Stürmen kann das System selbständig an die Bodenstation andocken und produziert von dort Strom.
Einsatz an temporären Baustellen oder Minen geplant
Es geht den Machern von Altaeros Energies auch darum, Windstrom an solchen Orten zu erzeugen, wo zum Beispiel nur vorübergehend Strom benötigt wird, etwa an großen Baustellen oder an Minen. Heute werden diese lokal mit Strom aus Dieselgeneratoren versorgt – eine besonders uneffektive Form der Energieerzeugung. Das will Adam Rein ändern: „Wir haben die Vision, unser Produkt dort einzusetzen für ein oder zwei Jahre, es dann einzupacken und zu einem neuen Kunden zu bewegen.“
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