Viktorianische Brücke in der Themse wird zum Solarbahnhof
Man nehme eine viktorianische Brücke von 1886 mitten in der Themse, dazu einen Bahnhof und installiere auf dem Dach 4400 Solarmodule – fertig ist die größte und zugleich ungewöhnlichste Solarbrücke der Welt. So geschehen in London. Dort produzieren die Module des komplett modernisierten Brückenbahnhofes 900.000 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr.
In Londons Bahnsystem bleibt kaum ein Stein auf dem anderen. Die Stadt investiert Milliardensummen in neue Bahnstrecken und Bahnhöfe, um das Verkehrssystem vor dem Kollaps zu bewahren. Eines der wichtigsten Projekte ist Thameslink, eine 225 Kilometer lange Regionalbahnstrecke zwischen Brighton und Bedford, die London in einem Tunnel durchquert. Auf der Strecke rollen ab 2016 1140 neue Triebwagen von Siemens. Ein Auftrag im Wert von 1,8 Milliarden Euro.
Und diese Siemens-Züge werden auch in der völlig modernisierten Station Blackfriars halten. Gebaut wurde der viktorianische Bahnhof noch zur Zeit der Dampfeisenbahn – auf einer Brücke in der Themse. Wenn dort Schnellverkehr möglich werden soll, muss auch Blackfriars moderner werden.
Mehrfach abgerissen und modernisiert wurde Blackfriars seit 2009 völlig neu gebaut. Allerdings steht er immer noch auf der viktorianischen Eisenkonstruktion, die im Jahr 1884-1886 errichtet wurde. Künftig kann der Bahnhof, der oberirdisch von täglich von rund acht Millionen Fahrgästen benutzt wird, 24 Züge stündlich bewältigen. „Die viktorianische Eisenbahnbrücke ist Teil unserer Eisenbahngeschichte. Sie wurde noch im Dampfzeitalter erbaut, und wir katapultieren sie nun auf den neuesten Stand der Solartechnik des 21. Jahrhunderts, um einen Bahnhof mit Symbolcharakter für die Stadt zu schaffen“, freut sich Lindsay Vamplew, Projektleiterin für Blackfriars bei der zuständigen Bahngesellschaft Network Rail.
4400 Solarmodule auf dem Bahnhofsdach
Bei der Installation von insgesamt 4400 Solarmodulen mit einer Fläche von zusammen genommen reichlich 6000 Quadratmetern kam es unter anderem darauf an, die Traglastfähigkeit der vorhandenen Dachflächen zu nutzen, aber nicht zu überlasten. Das geschah durch die Installation besonders leichter Module.
Die für die Solartechnik des Blackfriars Bahnhofs verantwortliche Solarcentury Holdings und das beteiligte Ingenieurbüro Jacobs vergaben den Auftrag über die Installation von 4400 Modulen an den japanischen Elektrokonzern Panasonic. Produziert wurden die Solarelemente von der Panasonic-Konzerngesellschaft Sanyo Electric. Bei der Vergabe des Auftrags scheint die leichte, aber sehr stabile Konstruktion der Module eine wesentliche Rolle gespielt zu haben.
Die Betreiber hoffen, dass die besonders effizienten Module mit einer Kapazität von 1103 MW rund 900.000 Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren und damit die Hälfte des Strombedarfs des Bahnhofes decken können. Sollte sich die Prognose bestätigen, ergibt sich ein beträchtliches Zubaupotential allein auf den Bahnanlagen Londons. Dazu werden bereits von Network Rail eingehende Überlegungen angestellt. London verfügt über ein Dutzend großer oberirdischer Bahnhöfe.
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