Wärmepumpe: Nummer eins der alternativen Heizsysteme
Der Ausstoß an schädlichen „Klimagasen“ bedroht unsere Zukunft. Die Gebäudeheizung hat daran einen größeren Anteil als etwa der Verkehr.
Soll der Schadstoffausstoß aus dem Hausbrand drastisch schrumpfen, führt kein Weg an alternativen Heizsystemen vorbei. Denn die Wirkungsgrade der fossil befeuerten Kessel sind so gut wie ausgereizt. Klein-Blockheizkraftwerke darben überdies unter den inflationären Brennstoffpreisen und erzeugen ebenfalls CO2. Und die marktreife Brennstoffzelle ist noch immer ein frommer Wunsch der Entwicklungsingenieure. Die Zukunft gehört mithin den alternativen Heizsystemen. Hierzu gehören hauptsächlich Anlagen zur Nutzung von Sonnenenergie und die Wärmepumpen. Indes: Solare Systeme sind hierzulande allenfalls in der Lage, Warmwasser aufzubereiten, so dass zur Heizenergieeinsparung im Grunde nur die Wärmepumpe übrig bleibt, die in manchen Nachbarländern bereits einen wahren Boom durcheilt.
In der Schweiz und in Österreich wird annähernd jedes dritte Einfamilienhaus mit einer Wärmepumpe beheizt. In Schweden und Norwegen, wo im Winter oft Temperaturen von -30°C herrschen, sind mit die meisten Erdreich-Wärmepumpen Europas installiert. Ausgerechnet Länder, die mitunter üppig mit fossilen Brennstoffen wie Holz, Öl und Gas ausgestattet sind, vernichten ihre Rohstoffe nicht in der Hausheizung, sondern zapfen den „Energietank Erde“ an. Ein Reservoir, das von der Sonne – der sichersten Energiequelle überhaupt – unentgeltlich nachgefüllt wird.
Eine Ironie liegt in der Tatsache, dass in den genannten Ländern deutsche Wärmepumpenfabrikate dominieren, Deutschland selbst aber auf risikoreichem Weg fossile Brennstoffe aus entfernten, mithin unsicheren Förderländern heranschafft, um sie zu verfeuern. Hat man aus der Vergangenheit, den früheren Ölkrisen, nichts gelernt?
Die ersten Ölkrisen brachten alternative Heizsysteme zwar zum Laufen, und Anbieter von Solar- und Wärmepumpenheizungen schossen wie die Pilze aus dem Boden. Viele „Goldgräber“ ohne Fachwissen schädigten indes den Ruf der Alternativen und mussten oft nach kurzer Zeit das Handtuch werfen. In der Tat war die Technik nicht ausgereift, und der Service ließ ohnehin zu wünschen übrig. Heute sind die Alternativen, gleich welcher Machart, ausgereift und auch der Service klappt. Allein das Marketing lässt noch zu wünschen übrig ein Vielfaches an Solar- und Wärmepumpenanlagen könnte sonst verkauft werden.
Speziell bei den Wärmepumpen haben die Marktstrategen mit dem Vorurteil zu kämpfen, die Hauswärmepumpe sei nichts anderes als eine verkappte Elektroheizung, und der entsprechende Schadstoffausstoß werde ins Kraftwerk verlagert. Beide Thesen sind irreführend: Strom ist für die Wärmepumpe nur das Hilfsmittel, um den Verdichtermotor in Gang zu bringen – so wie jeder Öl- und Gasbrenner ebenfalls elektrisch angetrieben wird. Entsprechend gering sind Stromverbrauch und Schadstoffausstoß.
Zugegeben: Die Wärmepumpe benötigt deutlich mehr Strom als ein Brenner, dafür holt sie mit jeder kWh Strom 3 kWh bis 4 kWh aus der Umwelt heraus. Der Bauherr zahlt folglich nur 1 kWh, bei der Elektroheizung müsste er alle 4 kWh bezahlen. Entsprechend gering ist der Beitrag der Wärmepumpe zur Schadstoffbelastung bei der Stromerzeugung. Hier wird von Wärmepumpengegnern oft unfair mit Wirkungsgraden veralteter Kohlekraftwerke gerechnet. Kommt der Strom aus einem modernen Kohlekraftwerk oder gar aus einem GUD-Block, liegt das CO2-Äquivalent der Wärmepumpe weit unter der Belastung einer heute üblichen Gasheizung. Der Ausstoß tendiert gegen Null, wenn die Stromproduktion erneuerbare Energie wie Wasserkraft, Sonne oder Wind zu Hilfe nimmt. Geradezu ideal ist das Gespann Windenergie und Wärmepumpenheizung. Die derzeit vorhandene Leistung aus Windparks mit fast 5000 MW könnte 2 Mio. Wärmepumpenheizungen versorgen – und eben so viele fußbodenbeheizte Gebäude zu 60 % bis 80 % mit Nachtstrom temperieren. Das ist genau der Windstrom, den die übrigen Abnehmer nicht aufnehmen können.
Diese Vision beginnen die Niederländer derzeit umzusetzen: Fast jeder Haushalt unseres westlichen Nachbarn kann „Windmolenstrom“ kaufen und mit der Wärmepumpe ein regeneratives Heizsystem in Reinkultur verwirklichen. Gepumpt wird die Wärme aus dem Grundwasser, auf dem die niederländischen Reihenhäuschen stehen. Dieser Trend wird durch neue Offshore-Windparks beflügelt, die Größenordnungen von mittleren Kohlekraftwerken erreichen. Das klassische Gasland Niederlande hat also die Elektro-Wärmepumpe entdeckt und heizt zunehmend abgasfrei. Die Gas-Brennwertkessel, eine niederländische Erfindung, werden indes nach Deutschland exportiert. Doch auch bei uns geht kein Weg mehr am vermehrten Wärmepumpen- Einsatz vorbei. KLEMENS WATERKOTTE
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