Wärmepumpen: Branche verzeichnet steigenden Absatz
Die Wärmepumpenbranche fühlt sich im Aufwind. Die Nachfrage steigt wieder. Besonders im Wohnungsneubau konnte sich die Technik etablieren. Experten raten zu genauer Planung, um Enttäuschungen zu vermeiden – besonders bei der Gebäudesanierung. Hier empfehlen sich denn auch Hybridlösungen. Als Alternative zu Erdbohrungen bieten sich Eisspeicher als Wärmequelle an.
Innerhalb der Heiztechnik verzeichnen Wärmepumpen in Deutschland derzeit eine hohe Nachfrage. So konnte der Absatz nach Angaben des BDH (Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik) im ersten Quartal um 21 % auf 12 500 Anlagen gesteigert werden.
Ein Lichtblick für die Branche. Denn nach dem Rekordjahr 2008 mit einem Absatz von 62 500 Heizungswärmepumpen musste sie zwei Dämpfer verbuchen – 2009 um -12 % und 2010 um -6 %. Doch vergangenes Jahr belebte sich die Nachfrage, um 124% auf über 57 000 Stück.
Insgesamt lag der Anteil der Wärmepumpen am deutschen Heizungsmarkt zuletzt bei 9 %. Großes Potenzial bietet das Segment der Modernisierung, erklärt Hans-Joachim Pez, Leiter Vertrieb International Region West bei den Viessmann-Werken, anlässlich eines Wärmepumpenforums. „Während im Neubau die Wärmepumpe mit einem Anteil von 40 % etabliert ist, ist sie in der Modernisierung unterrepräsentiert.“
Luft/Wasser-Wärmepumpen zählen zu den Trendsettern
Rund 500 000 Heizungswärmepumpen seien hier bereits installiert, schätzt Frank Schmidt, Geschäftsführer Viessmann Wärmepumpen und Vorstandsmitglied beim BWP (Bundesverband Wärmepumpe). Etwa die Hälfte davon seien Luft/Wasser- sowie Sole/Wasser-Wärmpumpen. Als Trendsetter erweisen sich Luft/Wasser-Wärmepumpen.
Drei von fünf neu installierten Anlagen nutzen Umgebungsluft als Wärmequelle. Sie kommen auch bei den Lösungen mit Hybridsystemen zum Einsatz. Dabei ergänzt die Wärmepumpe z. B. die vorhandene Öl- oder Gasheizung.
Die Wärmepumpe werde immer noch mit Argwohn betrachtet, räumt Schmidt ein. Deshalb spielt die Qualität der Planung, der Produkte und der Installation eine große Rolle. Dies bekam denn auch der Markt in Frankreich zu spüren. Dieser brach 2009 stark ein, nachdem im Boomjahr 2008 viele Anbieter mit der Technik „eine schnelle Mark“ gemacht hatten, so Schmidt.
Die Wärmepumpen-Branche ist in Europa noch ein Außenseiter
In Frankreich versucht man, durch Leistungsgarantien Vertrauen zurückzugewinnen, berichtet Thomas Nowak, Generalsekretär des Europäischen Wärmepumpenverbandes EHPA. Zertifizierungssysteme sollen auf europäischer Ebene helfen, die Potenziale der Technologie so weit wie möglich zu heben.
Zwar gehe es auch europaweit wieder nach vorne (so sei der europäische Markt in 2011 um 3 % auf rund 700 000 Stück wieder leicht gewachsen), doch sei die Branche von einem Massenmarkt noch weit entfernt, konstatiert Nowak. Wichtig seien jetzt zum einen hochwertige und integrierte Produkte. „Je weniger der Installateur falsch machen kann, desto besser.“ Zum anderen brauche es qualifizierte Partner – Installateure, Planer, Designer und Architekten.
Misstrauen bestehe auch seitens der Genehmigungsbehörden, was die Nutzung der Geothermie betrifft, räumt Prof. Simone Walker-Hertkorn, Hochschule Deggendorf, ein. Sie rät davon ab, bei der Auslegung von Erdwärmesonden auf Pauschalwerte zu vertrauen. Dies werde der Komplexität geothermischer Anlagen nicht gerecht. „Für die langfristige Betriebssicherheit und für die Ausführung effizienter und damit wirtschaftlicher Anlagen bedarf es einer angemessenen geothermischen Planung.“
Wärmepumpen sind fester Bestandteil eines optimalen Energiekonzepts
Wichtig seien zudem intensive Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Gebäudetechnik und Geothermie. Gebäude, Wärmepumpe und Wärmequelle müssen eine Einheit bilden, um ein optimales Energiekonzept umsetzen zu können, unterstreicht Walker-Hertkorn. „Wenn man nicht miteinander redet, dann fehlen wichtige Details.“
„Bohren wird komplizierter“, konstatiert Egbert Tippelt, Product Sales Manager Wärmepumpen bei Viessmann. Die Genehmigung von Erdwärmebohrungen ist Ländersache, Themen sind Bohrtiefen, Wärmeträger oder das Verbot von Erdsonden in Wasserschutzgebieten.
Eine „sinnvolle Alternative“ zu Erdsonden bzw. Grundwassernutzung können Eisspeicher sein, berichtet Adrian Schaufert von der Schnepf Planungsgruppe Energietechnik. „Besonders in Gebieten, in denen schlechte Untergrundverhältnisse (geringe Wärmeentzugsleistung von Sonden) sowie schlechte Grundwasserqualitäten vorliegen, ist eine Eisspeicheranlage durch ihre oberflächennahe Lage sowie durch ihre Grundwasserverträglichkeit gut einsetzbar“, betont Schaufert.
Ein Betonbehälter wird dabei mit unbehandeltem Leitungswasser gefüllt und direkt unterhalb der Erdoberfläche vergraben. Eine Sole/Wasser-Wärmepumpe nutzt bei dieser Alternativlösung sowohl die Wärme aus der Umgebungsluft, dem Erdreich und der solaren Einstrahlung als auch die Kristallisationsenergie.
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