Wärmepumpen – Schlüsseltechnik für die Ökoheizung
Die Wärmepumpe hat bei der regenerativen Wärmeerzeugung das größte Potenzial, bekräftigt Karl Ochsner, Präsident des Europäischen Wärmepumpenverbandes ehpa (European Heat Pump Association). Nach einer kurzen Marktkonsolidierung geht es für die Technik wieder aufwärts. Im Trend liegen Luft-Wärmepumpen und reversible Anlagen, die auch kühlen können. Viel Potenzial hätten Großwärmepumpen in Industrie, Gewerbe und Verwaltung.
Nach dem Rekordjahr 2008, als in Deutschland gut 77 000 Heizungs- und Brauchwasserwärmepumpen verkauft wurden, gab es 2009 einen Dämpfer: Der Markt brach um knapp 15 % auf rund 66 000 Anlagen ein. Europaweit gesehen ging der Absatz 2009 um rund 10 % auf rund 500 000 Stück zurück. Für Karl Ochsner, Präsident des Europäischen Wärmepumpenverbandes ehpa (European Heat Pump Association), war dies nur eine kurzzeitige Konsolidierung im Zuge der Konjunkturkrise.
„Auch wenn wir vielleicht noch nicht an die Absatzzahlen von 2008 anknüpfen können, so erwarte ich doch in Kürze wieder ein neues Rekordjahr“, zeigt sich Ochsner im Gespräch mit den VDI nachrichten optimistisch. „Wärmepumpen sind eine Schlüsseltechnik für die Nutzung erneuerbarer Energien – über den ganzen Tag und das ganze Jahr. Umgebungswärme aus Luft und Boden ist ja nichts anderes als Solarenergie.“
„Wir brauchen jede Form an erneuerbarer Energie, um die Energiezukunft zu meistern“, konstatiert Ochsner, der auch geschäftsführender Gesellschafter der österreichischen Ochsner Wärmepumpen GmbH ist. 40 % des Gesamtenergieverbrauchs in der EU entfallen auf Gebäude. Die Wärmepumpe hat seines Erachtens bei der regenerativen Wärmeerzeugung das größte Potenzial und den größten Nutzen. „Sie ist effizient, äußerst wirtschaftlich, universell einsetzbar und kann auch noch kühlen.“
Zudem kann die Wärmepumpe auch einen Beitrag zum Lastausgleich im Stromnetz leisten. Schon heute sehen die Stromtarife für Wärmepumpen bei den meisten Energieversorgern Abschaltungen während Spitzenlastzeiten vor. Die Anlagen sind dafür ausgelegt und Speicher entsprechend dimensioniert – als Pufferspeicher oder als Speicher zur Integration der Solarthermie.
Gemessen am Heizungsmarkt liegt der Anteil der Wärmepumpen in Deutschland noch unter 10 %, beim Neubau indes bei 25 %. Im Markt überwiegen kleine Anlagen unter 40 kW Heizleistung.
Fast zwei von drei Wärmepumpen gehen in Deutschland mittlerweile in die Modernisierung. Die Hersteller bieten Lösungen für den Altbau mit 65 °C Vorlauftemperatur an, erklärt Ochsner. „Damit kann man schon einen Großteil der Radiatorenheizkörper beschicken. Hier bietet sich die Wärmepumpe heute für den Ersatz der veralteten Heizkessel an.“
Beim Einsatz im Gebäudebestand ist die Wärmequelle Luft auf dem Vormarsch. In Deutschland liegt ihr Anteil bei 45 %, europaweit hat er sich innerhalb von fünf Jahren auf 64 % verdoppelt. Klassische Wärmequelle ist die Geothermie, also die Erdwärme samt oberflächennahem Grundwasser. Alternativen wie Abluft finden in Deutschland kaum Anwendung, weiß Ochsner. Die Nutzung industrieller Abwärme oder kommunaler Abwässer als Wärmequelle stecke noch in den Kinderschuhen.
„Die Unwissenheit über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten ist wahrlich der größte Feind der Wärmepumpe“, meint Ochsner. „Hier wird viel Potenzial verschenkt.“ So könnten rund 5 % aller Gebäude in Städten mit Energie aus kommunalen Abwässern beheizt werden – über Nahwärmenetze und Wärmepumpen in Heizzentralen.
Großwärmepumpen mit Leistungen über 100 kW finden im Markt kaum Beachtung, klagt Ochsner. „Hier bewegen wir uns noch in einer Nische.“ Und dies, obwohl eine gemeinsame Studie seines Unternehmens und des Instituts für Energiewirtschaft und rationelle Energieanwendung (IER) aus Stuttgart ergab, dass in Deutschland im Bereich der Industrie 112 TWh Energie jährlich durch Großwärmepumpen gespart werden könnten – das seien 17 % des Endenergieverbrauchs der deutschen Industrie.
Den mit Gas betriebenen Wärmepumpen räumt der ehpa-Präsident zwar einen Platz im Heizungsmarkt ein, doch erwartet er aufgrund hoher Investitions- und Betriebskosten kurzfristig keine so hohen Stückzahlen, ob für motorbetriebene Anlagen oder für neue Entwicklungen auf Basis von Adsorption bzw. Absorption. „Besonders bedeutend aber sehe ich sie nicht als Alternative zur elektrisch betriebenen Wärmepumpe. Man will ja unabhängig sein vom Gasnetz. Neubaugebiete werden durch den geringen Wärmebedarf der Häuser zudem kaum noch mit Gas erschlossen.“
Im Trend sieht er reversible Anlagen, also Wärmepumpen, die auch kühlen. Ein Nischenmarkt, doch die Nachfrage stieg 2009 in Deutschland um 40 % auf 1500 Anlagen. „In Deutschland hat man die Möglichkeit des Kühlens einfach noch nicht genügend erkannt“, sagt Ochsner. Man bekomme „für einen relativ geringen Aufpreis auch die Kühlfunktion. Diese ist zum einen wirtschaftlicher als der Einsatz einer konventionellen Klimaanlage und zum anderen auch wesentlich komfortabler“. Denn die Kälte würde in der Regel über den Fußboden, die Wand oder die Heizkörper übertragen.
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