Weltgrößter schwimmender Windpark entsteht vor Schottland in der Nordsee
Vor der Küste Schottlands baut der norwegische Energiekonzern Statoil den größten schwimmenden Windpark der Welt. Die fünf riesigen Windräder stehen auf schwimmenden Bojen im Meer und sollen künftig 20.000 Haushalte mit Strom versorgen. Ende des Jahres geht der Windpark Hywind ans Netz gehen. Die Turbinen stammen von Siemens Gamesa.
Die wuchtigen fünf Türme samt Rotorblätter sind echte Kolosse: Jeder Turm ist 175 Meter hoch und damit noch einmal 20 Meter höher als der Kölner Dom. Der Big Ben in London wirkt dagegen wie ein Türmchen. Entsprechend hoch ist das Gewicht der Türme: Jeder wiegt 11.500 Tonnen.
Das Besondere an dem Windpark: Die Windräder stehen auf riesigen, tief ins Wasser reichenden Bojen. Am Boden der Bojen wird vor Ort Roheisen eingeführt, damit die Bojen aufrecht stehen. Darüber sind die Bojen hohl, um für den notwendigen Auftrieb zu sorgen. Im Testbetrieb vor der norwegischen Küste hat sich das Verfahren schon bewährt.
Da die Bojen tief im Wasser stehen, bleibt die gesamte schwimmende Konstruktion auch bei starkem Seegang ruhig. Über Ballastwasser lässt sich zudem der Tiefgang beeinflussen. Damit die Anlagen nicht wegschwimmen, sind die fünf Windräder über Stahlseile miteinander verbunden. Außerdem reichen weitere Seile zum Meeresboden, wo sie verankert werden.
Größter schwimmender Windpark der Welt
Die fünf Riesen werden den größten schwimmenden Windpark der Welt bilden. Jetzt hat das deutsch-spanische Unternehmen Siemens Gamesa im Auftrag des norwegischen Energiekonzerns Statoil die Turbinen gut 25 Kilometer vor der schottischen Stadt Peterhead in Aberdeenshire installiert. Zuvor war der erste Windturm von Norwegen aus über das Meer zur schottischen Küste transportiert worden. Er ist der erste, der im Meer installiert wurde. Bis zum Jahresende folgen die vier weiteren Türme.
Sechs Megawatt an elektrischer Energie kann jede der fünf Turbinen liefern. Sie verteilen sich auf einer Fläche von vier Quadratkilometern. Mit einer Gesamtleistung von 30 MW sollen sie schon Ende 2017 ans Netz gehen. 20.000 Haushalter erhalten ihren Strom dann vom Meer.
Siemens: „Wir glauben an diese Nische“
Siemens Gamesa betritt mit den schwimmenden Windrädern Neuland. „Siemens Gamesa betrachtet den Markt für schwimmende Windparks genauso wie die Offshore-Anlagen in den frühen Anfängen. Es ist ein sehr interessanter Bereich, der zunächst eine Nische ist“, erläutert Michael Hannibal, CEO Offshore bei Siemens Gamesa Renewable Energy das Potenzial der Technologie. „Diese Nische kann sich im Lauf der Zeit jedoch zu einem großen Markt entwickeln.“
Das Projekt kostet etwa 212 Millionen Euro und wurde von der schottischen Regierung in Edinburgh im November 2015 genehmigt. Neben Statoil ist auch das Energieunternehmen Masdar aus Abu Dhabi daran beteiligt.
Wassertiefe von bis zu einem Kilometer
Am Hywind-Standort vor Peterhead weht laut Statoil der Wind mit einer Windgeschwindigkeit von 10 Metern pro Sekunde. Normale Offshore-Anlagen lassen sich nur bis zu einer Wassertiefe von 50 Metern am Meeresgrund verankern. 25 Kilometer vor Peterhead liegt der Meeresboden in einer Wassertiefe von bis zu 120 Metern.
Statoil glaubt, dass schwimmende Windparks bis in einer Wassertiefe von einem Kilometer installiert werden können. Die Elektronik der Anlagen sorgt neben dem Ballast in den Bojen für die erforderliche Stabilität. Die Rotorblätter drehen sich je nach Windrichtung, Wellengang und Strömung in die stabilste und vorteilhafteste Position. Die 75 Meter langen Rotorblätter ernten so immer die volle Energieleistung.
Statoil will mit den schwimmenden Windparks vor allem Kunden an Orten gewinnen, an denen das Wasser tief ist, die Winde aber besonders stark wehen, etwa in Japan oder an der Westküste der USA.
Das Hywind-Projekt ist die erste schwimmende Anlage dieser Art in Großbritannien. In kleinerem Maßstab wurde die Technik seit 2009 bereits in der Nordsee vor Norwegen erprobt. In Japan wurde die erste schwimmende Anlage 2013 installiert.
Übrigens können nicht nur Windparks schwimmen. Gerade erst ist auch der größte schwimmende Solarpark der Welt in Betrieb gegangen.
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