Weltweit erstes Bambus-Kraftwerk wird mit deutscher Hilfe gebaut
Anfang 2016 wird in Japan mit dem Bau des weltweit ersten Kraftwerks begonnen, das Bambus als Brennstoff einsetzt. Mit diesem im Land reichlich vorhandenen natürlichen Energieträger soll dann ein Jahr später Strom für zunächst bis zu 5000 Haushalte erzeugt werden.
Eine zweite Anlage soll dem japanischen Betreiber zufolge schnell nachfolgen. Ziel ist es die Technologie, für die unter anderem deutsches Know-how eingesetzt wird, auch an andere asiatische Länder zu verkaufen.
Strom für rund 5000 Haushalte
Der Kraftwerkbetreiber Fujisaki Electric aus der Präfektur Tokushima im Westen Japans gelegen soll 15,8 Millionen Kilowattstunden (kWh) jährlich erzeugen und damit 4.860 Haushalte mit Strom versorgen.
Dafür soll lokaler Bambus, der in der Nähe des Kraftwerks wächst, eingesetzt werden. „Langfristig hoffen wir unsere technischen Erfahrungen mit dieser Anlage auch an andere Länder in Asien zu verkaufen“, erläutert Eri Futana aus der Geschäftsführung von Fujisaki Electric. Das japanische Unternehmen arbeitet zusammen mit dem deutschen Spezialisten für Biomasse-Kraftwerke Lambion Energy Solutions GmbH mit Sitz in Bad Arolsen.
Hoher Kalium-Gehalt als Hindernis
Bisher war die Verbrennung von Bambus problematisch, weil der hohe Kalium-Gehalt der Pflanze beim Brennen feste Klumpen bildet, die sich an den Wänden der Öfen festsetzten und sie beschädigten. Fujisaki ist es gemeinsam mit Lambion gelungen eine Technik zu entwickeln, mit der dieses Problem umgangen wird. Fujisaki will insgesamt umgerechnet rund 18 Millionen € für den Bau der Anlage investieren.
Bambus wegen schnellen Wachstums sogar im Guinness-Buch der Rekorde
Es gibt zahlreiche eindrucksvolle Vorteile der Bambusnutzung. Im Vergleich zu anderen Holzarten weist der zu der Pflanzenfamilie der Süßgräser zählende Bambus einen kürzeren Lebenszyklus auf und reproduziert sich selbst ohne Einsatz von Düngemitteln. Unter anderem findet sich der Bambus auch im Guinness Buch der Rekorde als eine der am schnellsten wachsenden Pflanzen in der Welt.
Einige Bambusarten wachsen bis zu 91 cm am Tag. Bambus kann nach etwa drei Jahren geerntet werden und die Ernte von Bambusstämmen hinterlässt keinerlei Bodenbeeinträchtigungen. Eindrucksvoll ist zudem, dass Bambus ein Vielfaches der Menge an Biomasse im Vergleich zu traditionellen Hart- und Weichhölzern produziert. Schließlich gilt Bambus als ein interessanter Baustoff und gewinnt in der modernen nachhaltigkeitsorientierten Architektur zunehmend an Bedeutung.
Neue Einspeisetarife fördern kleine Biomassekraftwerke
Japan schenkt der Nutzung der Biomasse inzwischen deutlich mehr Aufmerksamkeit als früher und fördert die Biomasseverstromung mit Einspeisegarantien zu festen Vergütungssätzen. Seit jüngstem werden insbesondere auch kleinere Anlagen stärker gefördert. So erhalten seit dem 1. Juli dieses Jahres Biomassekraftwerke mit einer Leistung bis zu 2 MW mit einem gesonderten Einspeisetarif umgerechnet rund 30 Eurocent je erzeugter Kilowattstunde. Das Wirtschaftsministerium in Tokio legt Tarife für nunmehr 6 statt 5 verschiedene Biomasse-Stromerzeugungsarten fest.
Bedeutung von Biomasse als Energieträger steigt
In Süd- und Ostasien wächst die Bedeutung von Biomasse als Energieträger inzwischen schnell. Aufgrund ihrer geografischen Lage sind diese Länder besonders fruchtbar und Asien entpuppt sich zunehmend als ein großer potenzieller Markt für neue Technologien zur energetischen Verwertung landwirtschaftlicher Restprodukte.
Neben dem Einsatz von Ernteabfällen wie Reisstroh, Bagasse – den Überresten der Zuckerrohrverwertung – und Bambusblättern werden zunehmend auch auf anderweitig nicht nutzbare Flächen spezielle Energiepflanzen angebaut.
Dem Kieler Start-up myBoo ist Bambus zu schade zum Verbrennen: Es lässt in Ghana Fahrradrahmen aus dem schnell nachwachsenden Rohstoff fertigen.
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