Wie funktionieren Handwärmer? Latente Wärme für kalte Hände
Handwärmer nutzen latente Wärme, um kalte Hände zu wärmen. Entdecken Sie die Technik hinter der Wärme und wie diese auch in anderen Bereichen genutzt wird.
In der kalten Jahreszeit sind kalte Hände ein häufiges Problem. Handschuhe bieten zwar Schutz, reichen jedoch oft nicht aus, um die Finger dauerhaft warm zu halten. Hier kommen Handwärmer ins Spiel: Kleine, tragbare Wärmekissen, die mit einer einzigen Bewegung wohlige Wärme erzeugen.
Doch was steckt hinter dieser Technik? Die Antwort liegt in einem physikalischen Prinzip, das als latente Wärme bekannt ist. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Taschenwärmer funktionieren, welche wissenschaftlichen Konzepte dahinterstecken und welche praktischen Anwendungen dieses Prinzip noch bietet.
Inhaltsverzeichnis
Latentwärmespeicher bilden die Grundlage
Grundlage für die Funktion eines Handwärmers ist der sogenannte Latentwärmespeicher. Der Begriff „latent“ leitet sich vom lateinischen Wort latere ab und bedeutet „verborgen sein“. In einem Latentwärmespeicher wird Wärmeenergie in Form von Umwandlungsenthalpie gespeichert. Das bedeutet, dass die Energie verborgen bleibt, bis ein bestimmter Phasenübergang – zum Beispiel von flüssig zu fest – ausgelöst wird. Während dieses Phasenübergangs bleibt die Temperatur des Materials konstant, obwohl Energie abgegeben oder aufgenommen wird.
In Handwärmern wird häufig eine chemische Verbindung namens Natriumacetat-Trihydrat verwendet. Dieses Salz der Essigsäure hat einen Schmelzpunkt von etwa 58 °C. Es kann große Mengen Energie in Form von latenter Wärme speichern und bei Bedarf wieder abgeben. Die gleiche Technologie findet auch in anderen Bereichen Anwendung, zum Beispiel in der Gebäudeklimatisierung oder in speziellen Funktionstextilien.
Aufbau eines Handwärmers
Der Aufbau eines Handwärmers ist raffiniert und funktionell. Er besteht aus einem hermetisch verschlossenen Kunststoffbeutel, der flexibel genug ist, um bequem in der Hand gehalten und gedrückt werden zu können. Im Inneren des Beutels befindet sich eine Flüssigkeit, in der Regel eine Lösung aus Natriumacetat-Trihydrat und Wasser.
Diese Flüssigkeit befindet sich in einem besonderen Zustand, der als metastabil oder unterkühlte Schmelze bezeichnet wird. Die Konstruktion wird durch ein kleines Metallplättchen ergänzt, das als Auslöser für den Phasenwechsel dient. Dieses Plättchen funktioniert ähnlich wie ein „Knackfrosch“: Durch Druck erzeugt es entweder eine Schallwelle oder setzt Kristallisationskeime frei, wodurch der Handwärmer seine Wärme freisetzt.
Wie wird Wärme erzeugt?
Der Prozess der Wärmefreisetzung beginnt, wenn das Metallplättchen im Inneren des Handwärmers geknickt wird. Dabei geschieht Folgendes:
- Mechanischer Reiz: Durch das Knicken entsteht eine Druckwelle, die sich in der Flüssigkeit ausbreitet. Alternativ können mikroskopisch kleine Kristallisationskeime freigesetzt werden, die den Phasenübergang auslösen.
- Kristallisation: Die unterkühlte Flüssigkeit beginnt plötzlich zu erstarren. Dieser Prozess setzt die im Latentwärmespeicher gespeicherte Energie in Form von Wärme frei.
- Temperaturerhöhung: Die freigesetzte Energie erwärmt die Lösung auf die Schmelztemperatur von etwa 58 °C. Diese Wärme wird nach außen abgegeben und wärmt die Hände.
Innerhalb weniger Sekunden hat sich die Flüssigkeit vollständig verfestigt. Die Wärmeproduktion endet, sobald der gesamte Inhalt des Handwärmers erstarrt ist.
Warum bleibt die Flüssigkeit flüssig?
Das Phänomen der unterkühlten Flüssigkeit ist entscheidend für die Funktion eines Handwärmers. Normalerweise würde Natriumacetat-Trihydrat bei Temperaturen unter 58 °C erstarren. In einem Handwärmer bleibt die Flüssigkeit jedoch stabil, solange keine Störung eintritt. Der Grund dafür ist das Fehlen von Kristallisationskeimen – mikroskopisch kleinen Strukturen, die den Phasenübergang einleiten könnten.
Die Flüssigkeit befindet sich in einem metastabilen Zustand, in dem sie zwar unter ihrem Schmelzpunkt liegt, aber dennoch flüssig bleibt. Erst der externe Reiz durch das Metallplättchen bricht diesen Zustand auf und setzt die Kristallisation in Gang.
Wie wird ein Handwärmer „aufgeladen“?
Ein großer Vorteil von Handwärmern ist ihre Wiederverwendbarkeit. Nach dem Abkühlen ist der Inhalt des Wärmekissens fest und muss „aufgeladen“ werden, um erneut Wärme abgeben zu können. Das Aufladen erfolgt in wenigen einfachen Schritten:
- Erhitzen im Wasserbad: Der Handwärmer wird in kochendes Wasser gelegt. Die Hitze bringt das Kristallgitter des Natriumacetat-Trihydrats zum Schmelzen.
- Flüssigwerden der Lösung: Die feste Substanz verwandelt sich wieder in die unterkühlte Schmelze.
- Abkühlung: Nach dem Erhitzen wird der Handwärmer aus dem Wasser genommen und abgekühlt. Er befindet sich nun wieder im metastabilen Zustand und ist bereit für den nächsten Einsatz.
Mit dieser einfachen Methode kann ein Handwärmer viele Male verwendet werden, was ihn zu einer nachhaltigen Alternative zu Einweg-Wärmekissen macht.
Weitere Anwendungen der latenten Wärme
Das Prinzip der latenten Wärme wird nicht nur in Handwärmern genutzt, sondern auch in vielen anderen Bereichen der Technik und Industrie:
- Gebäudeklimatisierung: Materialien wie Paraffin oder spezielle Salzhydrate werden in Wänden oder Decken integriert, um Wärme zu speichern und bei Bedarf wieder abzugeben. Dadurch wird das Raumklima verbessert, ohne dass elektrische Energie benötigt wird.
- Automobilindustrie: Latentwärmespeicher kommen in Fahrzeugen zum Einsatz, um überschüssige Motorwärme zu speichern und diese bei Bedarf, etwa beim Kaltstart, freizusetzen. Dies erhöht die Effizienz und senkt den Energieverbrauch.
- Funktionstextilien: Kleidung mit eingebetteten Phasenwechselmaterialien speichert Körperwärme und gibt sie bei Bedarf wieder ab. Dies sorgt für ein angenehmes Temperaturmanagement.
- Energiespeicherung: In der Solarenergie werden Latentwärmespeicher genutzt, um die durch Sonneneinstrahlung erzeugte Wärme zu speichern und später für Heizzwecke bereitzustellen.
Ein Beispiel aus dem Alltag: Ein anschauliches Beispiel für die Nutzung latenter Wärme ist das Schmelzen von Eiswürfeln in einem Getränk. Solange Eis vorhanden ist, bleibt die Temperatur des Drinks konstant in der Nähe des Gefrierpunkts. Erst wenn das gesamte Eis geschmolzen ist, beginnt die Temperatur zu steigen. Dieses Prinzip zeigt, wie effektiv latente Wärme genutzt werden kann, um Temperaturen stabil zu halten.
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