Windenergie im Wald: Hunderte Turbinen in Planung
Ende 2022 waren in Deutschland 2 373 Windanlagen in Wäldern aktiv, was 8% aller Anlagen und 11% der gesamten Leistung entspricht. Rheinland-Pfalz hat die meisten dieser Anlagen. Trotz weniger Anlagen plant Nordrhein-Westfalen einen Ausbau in den nächsten Jahren.
Laut Daten der Fachagentur Windenergie an Land waren Ende 2022 in Deutschland insgesamt 2 373 Windenergieanlagen auf Waldgebieten installiert, was acht Prozent des gesamten Anlagenbestands entspricht. Diese Anlagen haben eine Gesamtleistung von 6 610 Megawatt (MW), was elf Prozent der gesamten installierten Windenergiekapazität in Deutschland ausmacht. Auffallend ist, dass 86 Prozent der Anlagen in Wirtschaftswäldern nach 2010 errichtet wurden.
Die Verteilung der Windenergieanlagen in den Bundesländern variiert erheblich. Während in Norddeutschland Waldstandorte für Windenergieprojekte kaum genutzt werden, sind in den südlichen und westlichen Bundesländern fast ausschließlich dreistellige Zahlen von Windturbinen in Wäldern zu finden. In Ostdeutschland ist die Präsenz von Windenergie in Wäldern hauptsächlich in Brandenburg erkennbar, mit einem geringen Anteil auch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Ende 2022 gab es im Vergleich der Bundesländer die meisten Windenergieanlagen auf Waldgebieten in Rheinland-Pfalz mit 507 Anlagen, gefolgt von Hessen mit 485 und Brandenburg mit 481 Anlagen. In Baden-Württemberg drehten sich 362 Windturbinen über den Baumkronen, während es in Bayern 301 waren.
Windräder in Wäldern in Nordrhein-Westfalen
Im Bundesland Nordrhein-Westfalen sind im Gegensatz zu anderen Bundesländern relativ wenige Windräder in den Wäldern zu finden. Allerdings prognostizieren Experten aus der Windenergieindustrie und Forstexperten, dass sich dies in den nächsten Jahren ändern wird.
Nordrhein-Westfalen umfasst eine Waldfläche von 816 000 Hektar, was einem Anteil von knapp 24 Prozent der gesamten Landesfläche entspricht. Von dieser Fläche entfallen ein Drittel auf reine Laubwälder. Zudem sind 23 Prozent der Waldfläche von Laubwäldern mit Nadelbeimischung geprägt. Nadelwälder, die eine Beimischung von Laubbäumen aufweisen, nehmen etwa 22 Prozent der Waldfläche ein. Etwa ein Fünftel der Waldfläche in Nordrhein-Westfalen besteht ausschließlich aus Nadelhölzern.
Laut einer Untersuchung der Fachagentur Windenergie sind bisher 114 Windkraftanlagen mit einer Gesamtkapazität von 322 Megawatt in den Wäldern von Nordrhein-Westfalen installiert. Dies stellt nur etwa 3 Prozent des gesamten Bestands an Windenergieanlagen dar. Sowohl die Landesregierung als auch die Waldbesitzer und die Industrie streben jedoch eine Erhöhung dieses Anteils an.
Anzahl der Anträge steigt
Experten erwarten, dass der Ausbau von Windkraft in den Wäldern von Nordrhein-Westfalen in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird. Obwohl es im Jahr 2023 keinen signifikanten Ausbau auf den Waldflächen gab, steigt die Anzahl der Anträge für solche Projekte rapide an, wie Marc Messerschmidt, ein Windkraftexperte von Wald und Holz in Nordrhein-Westfalen, betonte. Er schätzt, dass aktuell etwa 500 Windkraftprojekte in Planung oder bereits im Genehmigungsprozess für Waldgebiete sind.
„Den Stillstand beim Thema Windkraft im Wald der vergangenen Jahre können wir uns aufgrund der verschärften Energieversorgungssituation einfach nicht mehr leisten. Daher müssen jetzt zügig Anpassungen der aktuellen planerischen und rechtlichen Rahmenbedingungen auf den Weg gebracht werden, um mit dem Ausbau voranzukommen.“, sagte Dr. Philipp Freiherr Heereman, Vorsitzender des Waldbauernverbandes NRW.
Waldbesitzer stehen bereit
Auch Holger Sticht, der Landesvorsitzende des BUND, betont, dass es aus naturschutztechnischen Gründen keinen Grund gibt, Windenergieanlagen in Wäldern grundsätzlich abzulehnen. Er sieht die Möglichkeit, durch eine angemessene Kompensationsregelung mehr Waldökosysteme für die Zukunft zu schaffen. Sticht fordert von einer neuen Landesregierung, die zurückhaltende Haltung der vergangenen fünf Jahre zu überdenken und wichtige Maßnahmen für den Klima- und Biodiversitätsschutz zu ergreifen.
„Wir Waldbesitzer stehen bereit, durch Windenergieanlagen in unseren Wäldern die Energiewende voranzutreiben“, sagte Eberhard von Wrede, stellvertretender Vorsitzender des Waldbauernverbandes NRW, der Deutschen Presse-Agentur. Die Einnahmen aus der Windenergie könnten zur Schaffung von klimaresilienten Wäldern verwendet werden. Es wäre erforderlich, in den nächsten Jahren etwa 150 000 Hektar Wald wieder aufzuforsten. Laut von Wrede befinden sich zahlreiche Waldbesitzer bereits in Verhandlungen mit Kommunen, Unternehmen und Windenergiebetreibern, um die Errichtung von Windparks auf ihren Grundstücken zu ermöglichen. Von Wrede betonte, dass es in diesem Bereich bereits eine erhebliche Aktivität gebe und nun vor allem die Erlangung des Planungsrechts erforderlich sei.
In Nordrhein-Westfalen sind 62 Prozent der Waldflächen in privatem Besitz, was im Vergleich zu anderen Bundesländern den höchsten Privatwaldanteil darstellt. Der Bund und das Land besitzen zusammen 16 Prozent der Waldfläche, während 22 Prozent der Wälder den Kommunen in Nordrhein-Westfalen gehören.
Insbesondere die privaten Waldbesitzer heben hervor, dass auf den weitläufigen Schadflächen, oft als Kalamitätsflächen bezeichnet, ein erhebliches, bisher ungenutztes Potential für Windkraft besteht. Diese Flächen entstanden vor allem durch Dürre, Stürme und den Befall durch Borkenkäfer, besonders in den Fichtenwäldern. Laut dem Waldbauernverband könnte eine Umfrage unter den Mitgliedern im Sommer 2023 auf privaten Waldgebieten die Möglichkeit für bis zu 500 neuen Windenergieanlagen aufzeigen.
Für Waldbesitzer stellt die Verpachtung von Flächen für die Nutzung von Windenergie eine bedeutende Einkommensquelle dar. In einigen Bundesländern werden lokale Gemeinschaften an den Pachteinnahmen von staatlichen Flächen beteiligt, was die Zustimmung und Akzeptanz von Windenergieprojekten in Waldgebieten fördern kann.
Umweltschützer: Geteilte Meinungen zum Windkraftausbau im Wald
In Bezug auf den Ausbau von Windkraft in Wäldern haben Umweltschutzorganisationen unterschiedliche Standpunkte. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Nordrhein-Westfalen befürwortet die Öffnung von Waldgebieten für die Windenergie zur Bekämpfung des Klimawandels, vorausgesetzt, es werden entsprechende Ausgleichsmaßnahmen getroffen. Der Naturschutzbund (Nabu) Nordrhein-Westfalen hingegen ist besorgt, dass der Ausbau zu Lasten des Arten- und Naturschutzes gehen könnte. Der Verband hat wiederholt rechtliche Schritte gegen geplante Windenergieanlagen eingeleitet, insbesondere wenn er den Lebensraum bedrohter Greifvogelarten gefährdet sieht.
Es gibt auch weitere Kritikstimmen: „Da werden Tatsachen geschaffen, die lange nachwirken. Wenn sich in zehn Jahren die Erkenntnis durchsetzt, dass Windkraftanlagen im Wald diesem schaden, wird es sehr schwierig sein, die Anlagen, ihre Betonfundamente und die für den Schwerlastverkehr ausgelegten Zuwegungen wieder zurückzubauen“, sagte Pierre L. Ibisch, Professor für Naturschutz gegenüber ZDF. So wurde es festgestellt, dass der Wald in Deutschland bereits erheblich durch Forstwege und Rückegassen unterteilt ist. Eine wissenschaftliche Analyse ergab, dass bei einer bestimmten Auflösung von 30 Metern fast 2 Millionen Waldfragmente existieren, wobei 98 Prozent dieser Fragmente kleiner als ein Quadratkilometer sind. Zudem beeinflussen Randeffekte die umliegenden Flächen, die oft nicht optimal für den Wald sind. Die Errichtung von Windkraftanlagen im Wald und der Bau von Zufahrtsstraßen zu diesen Anlagen tragen zur Verschärfung dieses Problems bei, meinte der Professor.
Ein Beitrag von: