Windkraftanlage ganz ohne Flügel
Wie elegante Stelen wirken die Windturbinen von Vortex im Vergleich zu herkömmlichen Windrädern. Die Bladeless-Anlagen ohne Flügel sollen aber nicht nur schöner aussehen, sondern auch weniger Platz brauchen und wesentlich billiger sein.
Wenn es wirklich funktioniert, könnte es eine Revolution sein. Schlanke Stelen statt ausladender Windräder, eng beieinander, und das auch an Orten, wo der Wind nicht stetig weht. Funktionieren heißt: Die Bladeless-Windkraftanlagen der spanischen Firma Vortex müssten tatsächlich ähnlich viel Strom produzieren wie ein herkömmliches Windrad. Tests im Windkanal scheinen das zu bestätigen, aber die Versuche auf freiem Feld laufen noch.
Dennoch ist Vortex-Gründer David Yanez überzeugt, dass die Technik marktreif ist. Anfang Juni startet das Unternehmen eine Crowdfunding-Kampagne, um mit dem eingesammelten Geld die Serienproduktion starten zu können.
Ganze Stele gerät in Schwingung
Die Idee selbst ist gar nicht neu: Schon seit Jahrzehnten wird immer mal wieder mit den unsteten Verwirbelungen experimentiert, die in direkter Umgebung von hoch aufragenden Gebilden entstehen. Was für Architekten von Hochhäusern eine Herausforderung ist, wollen die Spanier sich zunutze machen.
Die Stelen aus Karbon und Glasfasern geraten durch die Luftwirbel in Schwingung, die mithilfe von Magneten im Inneren und der speziellen Konstruktion noch verstärkt werden soll. Diese kinetische Energie wird dann, genau wie bei gewöhnlichen Windrädern, in elektrische umgewandelt.
Wartungskosten sollen dramatisch sinken
Wie effizient die Technik arbeitet, muss sich noch herausstellen. Doch selbst bei etwas geringerer Leistung könnte sich ihr Einsatz lohnen, wenn die Berechnungen von Vortex stimmen. Demnach liegen Herstellungs- und Betriebskosten bei der Bladeless-Technik um jeweils rund die Hälfte niedriger. Die Wartungskosten seien sogar um 80 Prozent geringer, weil es praktisch keine Materialermüdung gebe, da keine beweglichen Teile einander im Betrieb berühren.
Weiterer Vorteil ist natürlich der Platzbedarf. Mehr als doppelt so viele Windkraftanlagen wie bei der herkömmlichen Technik könnten auf derselben Fläche installiert sein. Zudem dürfte die Akzeptanz für die elegant wirkenden Anlagen in der Bevölkerung höher sein als für die oft als Landschaftszerstörer kritisierten herkömmlichen Windräder.
1MW-Anlage soll in drei Jahren fertig sein
Außerdem, so die Vortex-Gründer, sei die Technik sowohl für Minianlagen von 4kw Leistung – etwa für kleinere Betriebe oder Privatanwender – als auch für die Massen-Stromproduktion geeignet. In drei Jahren will Vortex so weit sein, dass eine 100 Meter hohe Stele mit einem Megawatt Leistung in der Praxis getestet werden kann.
Frühere Versuche mit demselben Prinzip scheiterten – vor allem deshalb, weil die Anlagen wegen der ständigen Verformung zu stark beansprucht waren. Möglicherweise hat Vortex diese Probleme mithilfe einer ausgeklügelten Architektur und moderner Baustoffe wie Kohlefaser gelöst.
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