Windräder für den Hausgebrauch
Die Nachfrage nach kleinen Windkraftanlagen bis 10 kW wächst in Deutschland. Doch es fehlt an Standards für die Genehmigung. Zudem lohnt angesichts niedriger Vergütungssätze zurzeit nur der Eigenverbrauch. VDI nachrichten, Düsseldorf, 18. 9. 09, swe
„Wir verzeichnen in den letzten Jahren eine stark steigende Nachfrage nach unseren Produkten. Von der Wirtschaftskrise spüren wir kaum etwas“, sagt Heidi Paulsen, Sprecherin des nordfriesischen Anlagenbauers Easywind, der sich auf Kleinwindanlagen (KWA) spezialisiert hat. Auch die Beteiligung von RWE am britischen Hersteller Quiet Revolution im vergangenen Jahr zeigt, welches Potenzial die Energiebranche in den Miniwindrädern sieht.
Die Anbieter setzen vor allem auf die Nachfrage von Privatleuten und Landwirten, die Strom für den Eigenbedarf produzieren wollen – etwa um netzferne Gebäude wie Ferienhäuser und Ställe mit Energie zu versorgen.
Das Spektrum der Anlagen reicht vom Bausatz für Bastler mit wenigen Watt Leistung bis zur 10-kW-Anlage mit einer Nabenhöhe von 30 m. „Privatleute interessieren sich meist für kleine Modelle mit einer Leistung von 1 kW oder 1,5 kW und einem Jahresertrag bis zu 2000 kWh. Landwirte oder Gewerbetreibende mit einem deutlich höheren Stromverbrauch investieren vor allem in Anlagen mit 5 kW oder 10 kW“, sagt Thomas Endelmann, Sprecher des Bundesverbands Kleinwindanlagen.
Allerdings sind die Anlagen trotz wachsender Nachfrage bislang nur ein Nischenprodukt. In Deutschland sind zurzeit 3000 bis 5000 Anlagen in der Leistungsklasse von 500 W bis 5 kW sowie 100 bis 150 Anlagen im Bereich von 5 kW bis 10 kW in Betrieb, schätzt Uwe Hallenga vom Internetforum kleinwindanlagen.de.
Das größte Hindernis sehen die Hersteller in der Genehmigungspraxis: Für Kleinwindanlagen gelten die gleichen Vorgaben wie für große kommerzielle Windparks.
Es fehlt an bundesweit einheitlichen Standards, die auf die besonderen Bedingungen beim Betrieb kleiner Anlagen zugeschnitten sind. „Aus dieser Erfahrung wissen wir: Mit einer veränderten Genehmigungspraxis würde sich die Zahl der installierten Windräder ganz deutlich erhöhen“, sagt Heidi Paulsen von Easywind.
Um mehr Rechtssicherheit zu schaffen, haben sich etwa 60 Hersteller und Importeure von KWA im Januar 2009 zum Bundesverband zusammengeschlossen: „Wenn ein Privatmann mehrere Tausend Euro in eine eigene Windkraftanlage investiert, erwartet er, dass rechtlich alles in trockenen Tüchern ist“, erklärt Thomas Endelmann. „Wir möchten, dass es in Umkehrung der aktuellen Praxis grundsätzlich erlaubt ist, eine Anlage bis zu 10 m oder 15 m zu errichten, solange dem keine berechtigten Interessen von Nachbarn entgegenstehen.“
Die rechtliche Gleichstellung der KWA mit den großen Windenergieanlagen hat wirtschaftliche Folgen: Zurzeit kosten die kleinen Anlagen circa 3000 €/kW. Damit liegt die Investition etwa doppelt so hoch wie bei kommerziellen Windparks. Wer seinen Strom jedoch nicht selbst verbraucht, sondern ins Netz einspeist, erhält nur rund 9 Cent/kWh – genauso viel wie der Windparkbetreiber.
Damit lohnt im Grunde nur der Eigenverbrauch. „Nicht wirtschaftliches Kalkül, sondern der Wunsch nach Unabhängigkeit von den großen Energieversorgern ist für viele der Grund, in eine Kleinwindanlage zu investieren. Mit einer eigenen Anlage koppeln sich die Betreiber von den Preiserhöhungen der Versorger ab“, erklärt Endelmann.
Das Streben nach Autarkie allein wird jedoch nicht ausreichen, um den KWA zum Durchbruch zu verhelfen. Das weiß auch Verbandssprecher Endelmann: Er verweist darauf, dass nach der Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes Strom aus Photovoltaikanlagen subventioniert wird, wenn der Erzeuger ihn selbst verbraucht, statt ihn ins Netz einzuspeisen. Windradlobbyist Endelmann wünscht sich die gleiche Regelung für kleine Windräder: „Das würde die Benachteiligung der KWA beenden.“
Ein anderer Weg könnte sein, das Einspeisen von Windstrom abhängig vom Gesamtenergieverbrauch zu vergüten: Wenn der Strombedarf hoch ist, können die privaten Windmüller ihre Energie zu guten Preisen ins Netz einspeisen bei schwacher Nachfrage und niedrigen Preisen dagegen lohnt sich der Eigenverbrauch. Ein solches Konzept setzt jedoch die flächendeckende Einführung intelligenter Stromzähler samt entsprechender Tarifkonzepte voraus.
RALPH DIERMANN
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