Hyundai schont die Ohren seiner Passagiere
Der südkoreanische Autohersteller geht mit Gegenschall gegen unerwünschten Lärm in seinen Fahrzeugen vor. Da das System in Rekordschnelle rechnet, schafft es mehr Geräusche effektiver aus der Welt als seine Vorgänger.
Der südkoreanische Autohersteller Hyundai stattet die nächste Generation seiner Genesis-Familie mit einer verbesserten aktiven Geräuschunterdrückung aus. Die Ingenieure nennen es Road Noise Active Noise Control (RANC), was schon auf die Besonderheit hinweist. Wichtigste Neuerung: Geräusche durch den Kontakt der Reifen auf der Straße und durch den Fahrtwind werden ausgelöscht, sobald sie in den Fahrgastraum eindringen. Das geschieht durch Gegenschall, also ein gespiegeltes Frequenzmuster, das elektronisch erstellt und per Lautsprecher emittiert wird. Dieses zu erzeugen dauert lediglich 0,002 Sekunden, was der Echtzeit schon sehr nahe kommt. Herkömmliche Systeme brauchen deutlich länger, sodass die Wirkung geringer ist. Rollgeräusche etwa können sie nicht befriedigend tilgen, weil sie den Innenraum mit einer Zeitverzögerung von 0,009 Sekunden erreichen. Erst dann beginnt der Rechenprozess zur Ermittlung des Gegenschalls, zu spät um den Lärm zu unterdrücken.
Lärm wird für jeden Platz gesondert reduziert
Das System ist so weit fortgeschritten, dass es gezielt die Schallwellen auslöscht, die den Fahrer, seinen Beifahrer und die Fondspassagiere erreichen. Die Lärmreduzierung liegt bei drei Dezibel, was einer Halbierung entspricht. Da das System für die Frequenzen ausgelegt sind, die stören wie Fahrgeräusche, funktioniert das Telefonieren per Freisprechanlage weiterhin problemlos. Auch Radiomusik, Verkehrsdurchsagen und Nachrichten werden nicht mit Gegenschall ausgelöscht, auch nicht das Martinshorn von Krankenwagen, Feuerwehr oder Polizei.
Künftig werden die Fahrzeuge leichter
Die bestgedämmten Autos, die keine aktive Schallreduzierung haben, sind mit einer Vielzahl von Dämmmaterialien ausgestattet, die das Gesamtgewicht und den Treibstoffverbrauch erhöhen. Auf einen Teil davon kann man möglicherweise in Zukunft verzichten.
Attraktiv für Elektroautos
Auch Elektroautos sollen von RANC profitieren. Deren Fahrer leiden zwar nicht unter Motoren- und Auspufflärm, aber unter Fahrgeräuschen. Auf deren Reduzierung ist RANC ja spezialisiert. Hier haben Sensoren, die die vertikale Beschleunigung messen und nahe den Rädern montiert sind, eine besondere Bedeutung. Auf deren Messwerten berechnet das System die zu erwartenden Vibrationen, die von der Straße über die Räder auf die Karosserie übertragen und hier in Schall umgewandelt werden. So kann RANC frühzeitig den benötigten Gegenschall berechnen.
Hyundais Ingenieure haben sechs Jahre gebraucht, um das System serientauglich zu machen. Dabei fanden sie bei diversen wissenschaftlichen Institutionen in ihrem Land Unterstützung, darunter das Korea Advanced Institute of Science and Technology.
Weitere Themen:
Ein Beitrag von: