Studenten kreieren elektrisch betriebene Schienenfahrzeuge
Ein Weltrekord, eine schwebende Präzisionsarbeit und viele glückliche Teilnehmer – der Delsbo Electric Contest zeigt, wie elektrische Schienenfahrzeuge aussehen könnten.
Energieeffizienz spielt beim Schienenverkehr bisher noch keine große Rolle. Doch die Bemühungen steigen, die Antriebstechniken zu verbessern und somit auch auf der Schiene möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Neben den großen Konzernen und Herstellern tüfteln viele Universitäten und Forschungseinrichtungen an entsprechenden Konzepten. Ein Teil dieses Erfindungsreichtums kann Jahr für Jahr beim Delsbo Electric Contest in Schweden bewundert werden.
Zum mittlerweile neunten Mal wurde der Delsbo Electric Contest durchgeführt. Ein Wettbewerb, bei dem sich Studenten und Universitäten mit Schienenfahrzeugen messen, die rein elektrisch eine Strecke von 3,36 Kilometern zurücklegen müssen. Das Fahrzeug mit dem geringsten Energieverbrauch auf dieser Strecke wird zum Sieger ernannt. Zum vierten Mal in Folge konnte das Team Eximus den Titel holen und ganz nebenbei einen neuen Weltrekord aufstellen. Es ist der dritte seit sich die Dalarna Universität und die technische Chalmers Universität zu einer Kooperation zusammengeschlossen haben. Seither brach ihr Schienenfahrzeug jedes Jahr den Weltrekord im Bereich Energieeffizienz.
Eximus IV – Das Gewinnerfahrzeug 2019
Seit ihrer ersten Teilnahme im Jahr 2016 hat das Team Eximus das eigene Fahrzeug immer weiter verfeinert und verbessert. So kamen in diesem Jahr vor allem extrem leichte Bauteile aus dem Flugzeugbau zum Einsatz, die durch eine neue Motorisierung und neue Räder ergänzt wurden. Zudem hat das Team bei der Entwicklung des Eximus IV sehr stark im Windkanal gearbeitet. So konnten sie für aerodynamisch optimale Verhältnisse sorgen. Im Zusammenspiel all dieser Komponenten gelang es Eximus IV den Wettbewerb für sich zu entscheiden. Dabei erreichte das Fahrzeug einen Wert von 0,603 Wattstunden pro Person und pro Kilometer. Umgerechnet liegt der Verbrauch des Fahrzeugs also bei sagenhaften 0,34 Litern auf 100 Kilometer. Eine Effizienz, die sich viele Teilnehmer nicht nur im Schienenverkehr wünschen würden.
Keine rekordverdächtige Geschwindigkeit
Allerdings müssen einige Einschränkungen gemacht werden. Denn Eximus IV überzeugte zwar durch den sehr niedrigen Verbrauch und brach damit den selbst aufgestellten Weltrekord. Aber für einen zügigen Transport ist das System nicht ausgelegt. Aktuell kann das Fahrzeug bei der Fahrt bequem mit einem Fahrrad begleitet werden. Da es bei diesem Wettbewerb jedoch nur auf die Effizienz und nicht auf die Geschwindigkeit ankommt, stellt das natürlich kein Problem dar. Lediglich die Bedeutung des Wettbewerbgewinns sollte man in Bezug auf die Anwendung solcher Systeme nicht überinterpretieren.
Der Delsbo Electric Contest ist ein Studierendenwettbewerb, bei dem es um das Konstruieren und Entwickeln von Schienenfahrzeugen geht. Er findet im malerischen Örtchen Deslbo in Schweden statt, wo die verschiedenen Schienenfahrzeuge auf einer Strecke von 3,36 Kilometern Länge gegeneinander antreten. Jedes Fahrzeug muss diese Strecke mit 6 Passagieren mit einem Gewicht von jeweils 50 Kilogramm bewältigen. Traditionell werden zuschauende Kinder von den Teams eingeladen, als Passagiere mit an Bord zu gehen. Gewinnen kann den Wettbewerb nur, wer die Wettbewerbsstrecke mit einem möglichst geringen Energieverbrauch bewältigen kann. Denn alle Fahrzeuge sind ausschließlich elektrisch betrieben. Die Geschwindigkeit spielt dabei keine Rolle.
Bahn mit magnetischem Levitationssystem
Neben dem Team Eximus haben im Wettbewerb vier weitere Kandidaten teilgenommen. Doch nicht alle waren auf der Jagd nach der großen Trophäe. Das Team Levitas der Chalmers Universität beispielsweise machte vor allem durch eine technische Innovation von sich reden. Das Team entwickelte ein magnetisches Levitationssystem für die normalen Bahnschienen. Es ist in der Lage, ein Gewicht von rund 160 Kilogramm zu tragen und dabei den Abstand zwischen sich und den Schienen zu halten. Für die schwebende Präzisionsarbeit auf 2 Millimetern über den Schienen wurde das Team mit dem HHK Innovation Award ausgezeichnet. Da das gesamte System über ein ausgeklügeltes Kontrollsystem verfügt und zudem in der Anwendung besonders günstig ist, erwarten Experten, dass dieses Konzept in Zukunft weiter ausgebaut werden könnte.
Es bleibt abzuwarten, mit welchen technischen Neuerungen und Innovationen uns die Teams im nächsten Jahr begeistern werden. Zum zehnjährigen Bestehen des Wettbewerbs werden sich einige der Teams und auch die Veranstalter jedenfalls etwas einfallen lassen. Wer den Wettbewerb selbst erleben möchte, kann das am letzten Maiwochenende 2020 tun. Zuschauer sind in Delsbo stets willkommen.
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