Volkswagen steckt 2 Milliarden in Batteriezentrum
Das Motorenwerk in Salzgitter wird bald Geschichte sein, zumindest in dieser Form. Volkswagen baut den Standort komplett um und investiert zwei Milliarden Euro für Umbau und Qualifizierung der Mitarbeitenden. Sie sollen künftig Batteriezellen herstellen. Nach Aussage des Konzerns soll in Salzgitter eine richtige Gigafabrik entstehen.
Die Umstellung der Automobilproduktion von der Herstellung der Verbrennermotoren auf Elektromobilität bringt viele Veränderungen mit sich. Das betrifft zum einen die Technik, zum anderen aber auch die benötigten Fähigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das demonstriert Volkswagen am Standort Salzgitter. Das dortige Werk galt bislang als Herzstück der Motorenfertigung für VW. Die Anlage ist also auf komplexe Fertigungsprozesse ausgerichtet, mit denen Großserien produziert werden können.
Flexibilität ist dafür unverzichtbar. Denn natürlich hat sich in der Motorenherstellung viel verändert im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte – das Werk besteht seit 1970. Die Fähigkeit, sich auf neue Prozesse einzustellen, werden die Beschäftigten jetzt erneut unter Beweis stellen können: Salzgitter soll ein Leitwerk bleiben, aber nicht mehr für Motoren, sondern für Batteriezellen.
Motoren werden im VW-Werk parallel zu Batteriezellen produziert
Mehr als zwei Milliarden Euro investiert der Volkswagen-Konzern, um dieses Ziel zu erreichen. Die Fertigung der Batteriezellen soll schon im Jahr 2025 starten. Das Besondere dabei: Die bisherigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Motorenfertigung werden durch umfassende Schulungsmaßnahmen und Informationen darauf vorbereitet, die neuen Aufgaben zu übernehmen. Das erfolgt Schritt für Schritt. Denn aktuell laufen in Salzgitter beide Produktionswege noch parallel. Etwa 500 Beschäftigte arbeiten schon in der Fertigung von Tech-Komponenten für E-Fahrzeuge und werden zum Beispiel in der Pilotanlage fürs Recycling eingesetzt. Zum Teil sind sie bereits in der Fertigung von Batteriezellen aktiv – über die Hälfte der operativen Aufgabenfelder beziehen sich inzwischen auf die künftige Zellfabrik.
Damit der Übergang reibungslos klappt, hat Volkswagen auch die Ausbildung umgestellt, sodass jetzige Azubis den Umgang mit den entsprechenden Zukunftstechnologien lernen. Erstmals können junge Menschen am Standort Salzgitter eine Ausbildung zur Chemielaborantin oder zum Chemielaboranten absolvieren oder sich auf einen dualen Studiengang mit Fachrichtung Chemie oder Chemieingenieurwesen bewerben. Insgesamt sollen in der sogenannten Gigafabrik Salzgitter mehr als 2.500 Menschen arbeiten.
Fachkräfte für Batterieproduktion bildet VW selbst aus
Dem Fachkräftemangel will VW also begegnen, indem das Unternehmen die benötigten Expertinnen und Experten selbst ausbildet, beziehungsweise sich durch Praxismodule an der Qualifizierung beteiligt. Auf diese Weise sollen bis zum Start der Batteriefertigung im Jahr 2025 bereits mehr als 80 Fachleute zur Verfügung stehen – die Bewerberinnen und Bewerber können also davon ausgehen, dass sie übernommen werden. Grundsätzlich sollen künftig mehr als 80% der Ausbildungsangebote aus der Fachrichtung „Elektro/IT/Chemie“ kommen.
Dafür muss natürlich auch die entsprechende Infrastruktur aufgebaut werden. VW errichtet daher ein Chemielabor. Ab 2023 soll es betriebsbereit sein. Zusätzlich soll die Zahl der Ausbildungsplätze im Fach Chemie jährlich von derzeit sechs auf zwölf erhöht werden.
Darüber hinaus sollen externe Partner den Volkswagenkonzern dabei unterstützen, die Batteriezellenfabrik reibungslos ans Laufen zu bringen.
VW ist auf dieses Umstellungskonzept sehr stolz: „Salzgitter ist ein Paradebeispiel für die Transformation des Automobilstandorts Deutschland. Mit der Neuausrichtung als konzernweites Batteriezentrum und Standort der ersten Gigafabrik des Konzerns schaffen wir in Salzgitter nicht nur eine ganz neue Industrie, sondern auch Tausende von zukunftsfähigen Arbeitsplätzen“, sagt Thomas Schmall, CEO Volkswagen Group Components und Mitglied des Konzernvorstandes für das Ressort Technik. „Wir wollen die Transformation gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewältigen. In den kommenden Jahren machen wir Salzgitter deshalb zum weltgrößten Trainingscamp für die Batterietechnologie.“
VW benötigt weitere Standorte für Batterieproduktion
Salzgitter ist nicht der einzige Ort, wo Volkswagen die wichtigen Batteriezellen herstellen will. Die Fäden laufen bei der neu gegründeten VW-Tochter PowerCo zusammen, die für den Aufbau des globalen Batteriegeschäfts zuständig ist. Neben der Gigafabrik in Salzgitter ist eine Zellfabrik in Valencia geplant. Zudem sollen weitere Produktionskapazitäten in Osteuropa und Nordamerika geschaffen werden. Parallel versucht Volkswagen, Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette der Batterie aufzubauen.
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