Smart, unsichtbar und ökologisch: Die Komfortheizung 4.0 ist auf dem Markt erhältlich
Bereits 2016 schickte das Berliner Start-up Vestaxx seine Erfindung in die Testphase. Eine unsichtbare Heizung, die sich in einer Fensterscheibe versteckt. Das Pilotprojekt verlief erfolgreich und das Produkt ist mittlerweile in entsprechend bestückten Fenstern auf dem Markt erhältlich.
Sie ist unsichtbar und spendet trotzdem Wärme. Auf die Idee, aus Fensterscheiben eine Heizung zu machen, kamen die Gründer des Berliner Start-ups Vestaxx. Materialwissenschaftler Bradley Tinkham und der Elektroingenieur Andreas Häger beschichteten eine herkömmliche Fensterscheibe mit einer hauchdünnen metallischen Schicht. Wird das Modul mit dem Stromnetz verbunden, heizt sich diese sofort auf. Mit Hilfe von Sensoren, die im oberen Profil des Fensterrahmens integriert werden, lässt sich die Heizung neben einem Drehknopf auch smart per App steuern. Zudem hat das System einige intelligente Funktionen, die helfen sollen, den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Diese Alternative ist also nicht nur platzsparend und unsichtbar, sondern scheint auch ökonomisch ein Fortschritt zu sein. Nachdem die Testphase in einem Konferenzsaal eines Berliner Bürogebäudes erfolgreich abgeschlossen wurde, waren die Unternehmer auf der Suche nach einem Investor. Im Holzhaus-Hersteller Talis aus Husum wurde ein Partner gefunden, um das innovative Konzept auf dem Markt zu etablieren.
Funktionsweise der smarten Komfortheizung
Das Geheimnis dieser neuartigen Methode, Wohnräume wohlig warm zu temperieren, liegt in der Verwendung von Nanotechnologie. Mit Hilfe dieser wird auf der wohnraumzugewandten Seite der Fensterscheibe ein Metalloxid (TCO, transparentes, elektrisch leitfähiges Oxid) aufgebracht, welches sich nach dem Prinzip einer Widerstandsheizung aufheizt und Wärme in Form von Infrarotstrahlung abgibt. Diese leitfähige Schicht besitzt nur ein Tausendstel der Dicke eines menschlichen Haars und lässt sich deshalb weder erkennen noch beeinflusst es den Lichteinfall. Wurde im Anfangsstadium die präparierte Scheibe noch mit 24 Volt betrieben, wurde dieser Wert soweit gesteigert, dass die Heizelemente aktuell mit Netzspannung, sprich 220 Volt, betrieben werden können. Geschützt wird das System dabei durch ein Thermostat, welches Temperaturen von bis zu 48 Grad erlaubt, sowie einem FI-Schalter, welcher bei Scheibenbruch sofort die Stromzufuhr unterbricht. Eine weitere praktische Funktion bietet der ins obere Profil des Fensterrahmens integrierte Heat Controller. Dieser sorgt dafür, dass sich die Heizung beim Öffnen des Fensters nicht nur deaktiviert, sondern auch per App am Smartphone steuerbar ist.
Faktencheck: Konventionelle Heizkörper vs. smarte Komfortheizung 4.0
Natürlich liegt es auf der Hand, dass die smarte unsichtbare Heizung eine schönere Alternative zu den schwer zu reinigenden Metallkörpern ist. Doch kann sie konventionelle Heizsysteme wirklich ersetzen?
Mit einem Wirkungsgrad von rund 92 % liegt das Vestaxx-System mit konventionellen Heizungen auf Augenhöhe. Diese weisen nämlich eine Effektivität von 85 bis 100 % auf. So liegt die unsichtbare Heizung konstant im oberen Mittelfeld im direkten Vergleich.
Die Investitionskosten im Vergleich sind jedoch, laut Entwickler, um bis zu 85 % niedriger als die einer konventionellen Gas- oder Ölheizung. Der Betrieb hingegen ist jedoch teurer, da der Strompreis höher ausfällt. Laut Entwicklern ist dies jedoch kein K.-o.-Kriterium, denn die Gesamtkosten seien immer noch 50 % geringer als bei anderen Heizungen.
Ein weiterer Vorteil der smarten Beschichtung ist, dass sich die Fensterscheiben auch abdunkeln lassen. So kann zum Beispiel im Sommer der Lichteinfall reguliert werden, sodass sich die Räume nicht allzu sehr aufheizen. Eine zusätzlich aufgebrachte, elektrochrome Metallschicht verändert hierbei ihre Lichtdurchlässigkeit, wenn eine Gleichspannung anliegt.
Andere Hersteller, ähnliche Technik
Das Unternehmen Vestaxx ist nicht der einzige Hersteller, welcher beheizte Scheiben in seinem Portfolio führt. Bereits seit der Jahrtausendwende existieren unter der Bezeichnung Glastherm Fensterscheiben mit integrierter, unsichtbarer Heizfolie. Hergestellt von der Glasmanufaktur Glas Herzog GmbH sollen sie nicht nur den Wohnraum beheizen sondern auch wärmeisolierend wirken. Bis zu 250 Watt leistet diese elektrisch leitfähige Schicht pro Quadratmeter. Für einen 25-m²-Raum würden demnach rund 7 m² beheizte Fensterfläche benötigt. Dabei sollen die Betriebskosten laut Hersteller bis zu 10 % unter denen von konventionellen Gas- oder Ölheizungen liegen.
Nicht zwingend, um Räume zu beheizen, sondern zur Vermeidung von Kondenswasserbildung an Scheiben, ist T-Stripe vom gleichnamigen Hersteller auf dem Markt erhältlich. Die Fensterheizung lässt sich an nahezu allen Fensterrahmen nachrüsten. Dadurch müssen die Wohnräume nicht mehr ständig gelüftet werden, um Schimmelbildung vorzubeugen. Mit einer Leistung von 10 Watt pro Laufmeter lassen sich damit leider keine Wohnräume auf angenehme Temperaturen bringen. Jedoch kann die Wärme, die durch Heizsysteme erzeugt wird, länger erhalten bleiben.
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