Gebäudeautomation: Energieeffizienz, Komfort und Sicherheit
Per Automation werden Gebäude energieeffizient, ihr Komfort wird verbessert und die Lebenszykluskosten sinken. Das propagieren die Nutzerorganisationen der drei Standards BACnet, EnOcean und LON auf der Messe Light+Building in Frankfurt (15. bis 20.4.) – allerdings jeder nur für sich.
Gebäudeautomation hat Konjunktur. In den letzten zehn Jahren ist das Marktvolumen der Branche um mehr als ein Drittel gewachsen, so Dr. Peter Hug, Geschäftsführer des Fachverbandes Automation – Management für Haus +Gebäude (AMG) im VDMA. Ein wichtiger Grund dafür sind die wachsenden Anforderungen an die Energieeffizienz von Gebäuden. Die kann durch Gebäudeautomation erheblich verbessert werden, das belegten zuletzt wieder zwei Ende 2011 an der Hochschule Biberach veröffentlichte Untersuchungen. Die Bilanz von Prof. Dr. Martin Becker und Peter Knoll vom Institut für Gebäude- und Energiesysteme: Investitionen in Nutzungs- und raumabhängige Steuerung von Heizung, Lüftung, Beleuchtung und andere Energieverbraucher können sich schon nach wenigen Jahren amortisieren.
Allerdings ist dieses Wissen immer noch kein Allgemeingut. Wenn es um Energiesparen und Energieeffizienz in Bestandsgebäuden oder Neubauten geht, denken Politiker, Bauherren, Investoren und nicht zuletzt auch die breite Öffentlichkeit immer noch zuerst an Dämmung, dann an die Nutzung regenerativer Energie, aber – fast – nie an Gebäudeautomation. Da ihr Nutzen vielen unbekannt ist, bleibt ein großes Marktpotenzial für die Gebäudeautomation unerschlossen.
Light+Building: Gebäudeautomation präsentiert sich auf Gemeinschaftsständen
Gebäudeautomation ist eines der Schwerpunktthemen der Light+Building, die aktuell in Frankfurt/M. stattfindet. Zwar wollen sich viele Unternehmen künftig auf die im Wechsel mit der Light+Building ebenfalls in Frankfurt/M. stattfindende ISH konzentrieren, trotzdem füllt die Gebäudeautomation immer noch die Hälfte der Halle 9.0. Kristallisationspunkte sind die Gemeinschaftsstände der drei Standards BACnet, EnOcean und LonMark. Auf denen sind auch einige Unternehmen ohne eigenem Stand „untergeschlüpft“.
BACnet, seit Mitte der 90er auf dem Markt, legt den Schwerpunkt darauf, in 33 Fragen und Antworten zu erklären, was BACnet ist. Ein weiteres Thema sind verschiedene Zertifizierungsverfahren, mit denen die Hersteller nachweisen können, dass ihre Produkte mit den BACnet-Standards konform sind. Außerdem präsentieren die insgesamt 17 Aussteller unter dem Motto „Skalierbare Lösungen für jeden Bedarf“ ihre Produkte, Anwendungen und Entwicklungen.
Gebäudeautomation auch mit Fokus auf Sicherheitsaspekte für Smart Home und Smart Metering
17 Aussteller gibt es auch auf dem EnOcean-Stand, darunter auch die EnOcean GmbH. Die Mitglieder der EnOcean Alliance zeigen, wie sich das kreative Potenzial einer relativ jungen Technologie in konkreten Produkten und Anwendungen niederschlägt. Ein Schwerpunktthema ist Sicherheit. Dieses spielt bei der wachsenden Nutzung von EnOcean in sensiblen Systemen wie Smart Homes oder Smart Metering eine immer wichtigere Rolle.
LonMark ist der Pionier der intelligenten Gebäudeautomation und stellt das auch in den Mittelpunkt. Anfang der 90er-Jahre war LON die erste Technologie, die auf Offenheit und Interoperabilität setzte. Und mit seinen LonMark-Profilen verfügte LON bereits über das Instrumentarium für intelligente Raumfunktionen, bevor diese in der VDI-Richtlinie 3813 formuliert wurden. Maßstäbe setzt LonMark auch mit seinem internationalen Qualifizierungsprogramm mit zertifizierten Systemintegratoren, das der Qualitätssicherung dient. Neue Impulse erhoffen sich die LonMark-Mitglieder durch das Ende der „Credits“, einer Lizenzgebühr für LON-Geräte, die der LON-Erfinder Echelon jetzt abschaffen will.
Getrennt marschieren für eine Wahrheit: Drei Standards der Gebäudeautomation
Auf der Light+Building entsteht der Eindruck, als wären die drei Standards drei Welten. Tatsache ist aber, dass fast alle Unternehmen der Branche mit mehreren Standards arbeiten. Und in der Praxis sind Projekte ausschließlich mit BACnet, EnOcean oder LON eher die Ausnahme. Da stellt sich die Frage, warum die Branche auf der Messe nicht gezielter den Nutzen und die allgemeinen Vorteile der Gebäudeautomation kommuniziert, statt Technologien zu erklären, deren Unterschiede letztendlich nur die Fachleute faszinieren.
Bei der Elektronik im Auto interessiert kaum jemanden, über welchen Bus die Steuergeräte hier kommunizieren. Dass die Elektronik aber den Komfort beim Fahren verbessert, die Sicherheit erhöht und auch Energie spart, weiß jeder. Hier hat die Gebäudeautomation Nachholbedarf in den Köpfen zu verankern, dass sie hilft, Gebäude sparsam „zu fahren“, dass sie unauffällig, aber wirksam für Komfort sorgt und die Sicherheit verbessert. Ihr wirkliches Marktpotenzial hat die Gebäudeautomation erst erschlossen, wenn sie so selbstverständlich wird wie die Elektronik im Auto.
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