Thyssenkrupp stellt ersten seillosen Aufzug vor
Thyssenkrupp Elevator hat den Aufzug neu erfunden: Er heißt „Multi“, fährt ohne Seil und nicht nur hoch und runter, sondern auch seitwärts. Dafür wird die Technik der Magnetschwebebahn Transrapid genutzt. Im Berliner East Side Tower soll der revolutionäre Aufzug erstmals eingebaut werden.
Nach dreijähriger Entwicklungsarbeit hat Thyssenkrupp den ersten voll funktionsfähigen Multi in seinem Testzentrum im baden-württembergischen Rottweil vorgestellt. Dort erprobt das Unternehmen seinen seillosen Aufzug im 2015 errichteten 246 Meter hohen Versuchsturm, der gleichzeitig das deutsche Forschungs- und Entwicklungszentrum des Konzerns beherbergt. Für die Erprobung und Zertifizierung des Multi sind drei von zwölf Schächten reserviert.
Konzepte des Transrapid und des Paternosters kombiniert
Angetrieben werden die Kabinen aus Kohlefaser-Verbundmaterial von elektrischen Linearmotoren zusammen mit wandernden Magnetfeldern. Bis zu fünf Meter pro Sekunde legen die Lifte zurück, von denen gleichzeitig mehrere unabhängig voneinander im selben Schacht zirkulieren können.
Über drehbare Weichen können sie auch in horizontale Schächte wechseln und so Gebäude miteinander verbinden oder Schächte wechseln. „Vergleichbar mit einem U-Bahn-System im Gebäude“, beschreibt Thyssenkrupp das neue System. „Wir haben die Konzepte des Transrapid und des Paternosters kombiniert“, sagt Andreas Schierenbeck, Vorstandsvorsitzender von Thyssenkrupp Elevator.
Mit Multi ganz hoch hinaus
Im Gegensatz zum seilgebundenen Aufzug unterliegt die neue Technologie keinerlei Beschränkungen in der Höhe. Die neue Technik ist speziell für den Einsatz in Wolkenkratzern gedacht. Sogar 1.000 Meter Höhe sollen damit in einem Rutsch zu schaffen sein. Und länger als eine halbe Minute soll niemand auf den Multi warten. Dafür hält er aber auch nicht auf jeder Etage. Nur alle 50 bis 100 m seien Stopps sinnvoll, erklärte der Hersteller. Dann heißt es umsteigen in konventionelle Aufzüge.
Bei einem Stromausfall soll ein vierstufiges Bremssystem die mit Batterien ausgestatteten Kabinen vor einem Absturz sichern. Zusätzlich sind mechanische Fangarme wie in herkömmlichen Personenaufzügen verbaut. Acht Personen passen in die seillosen Kabinen.
Als ersten Kunden für den Aufzug der Zukunft präsentierte Thyssenkrupp den Immobilienentwickler OVG Real Estate, der unter anderem das faszinierende Bürohaus The Edge in Amsterdam baute, das wir auf ingenieur.de vorgestellt haben.
Weniger und kleinere Schächte
Seine Premiere wird der neue Aufzug im 140 Meter hohen Büroturm East Side Tower in Berlin haben. „Wir freuen uns, als Partner von Thyssenkrupp die ersten Multi-Aufzüge in unserem neuen Projekt, dem East Side Tower in Berlin, zu installieren“, sagte Real-Estate-Chef Coen van Oostrom. „Das Gebäude entsteht nahe der Mercedes-Benz-Arena und der Warschauer Straße und hat das Potenzial, ein neuer Orientierungspunkt der Berliner Skyline zu werden.“ 2020 soll das Hochhaus bezugsfertig sein.
Dass das Aufzugsystem auch horizontal fahren kann, ist bemerkenswert. Doch das sind die weiteren Vorteile? Laut Hersteller können die Transportkapazitäten um bis zu 50 Prozent gesteigert und damit die Wartezeiten der Fahrgäste verkürzt werden. Gleichzeitig lassen sich die bei konventionellen Aufzugsystemen auftretenden Spitzen beim Energieverbrauch um bis zu 60 Prozent senken.
Und dann spart der Verzicht auf Seile ganz erheblich Platz. So benötigt die neue Technologie weniger und kleinere Schächte als konventionelle Systeme. Im Vergleich würde sich die Nutzfläche in Gebäuden um bis zu 25 Prozent erhöhen. Und das bedeutet zusätzliche Mieteinnahmen in nennenswertem Umfang.
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„Wir sind davon überzeugt, dass Multi die Art und Weise, wie sich Menschen in ihrer gebauten Umwelt bewegen, wie sie leben und arbeiten, fundamental verändern wird“, sagt Thyssenkrupp-Chef Andreas Schierenbeck. „Er kann Wartezeiten deutlich verringern und sorgt für einen erheblichen Gewinn an Nutzfläche in Gebäuden. Multi ist der Schlüssel zum Umbruch in der Aufzugsindustrie.“
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