Wärmepumpe: Für wen sie sich lohnt und wie viel sie kostet
Beratungen für den Einbau einer Wärmepumpe boomen: Viele wollen unabhängig von fossiler Energie sein. Doch welche Wärmepumpe lohnt sich für wen? Und mit welchen Kosten muss man rechnen?
Die Gasheizung ist – zwar ganz langsam aber umso sicherer – auf dem Weg in Richtung Museum. Bei Neubauten hat das klassische System ohnehin keine Zukunft mehr, aber auch in vielen Bestandsbauten wird die Gasheizung über kurz oder lang gegen neuere Systeme ausgetauscht werden. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind die Preise für fossile Brennstoffe durch die Decke gegangen, Deutschland will unabhängig von Russlands Öl und Gas werden – so schnell wie möglich. Vor allem Solaranlagen und der Einbau von Wärmepumpen boomen jetzt.
Wärmepumpe: Rückenwind aus der Politik
Die Pläne von Politik und Herstellern sind ehrgeizig: Ab 2024 sollen jährlich mindestens 500.000 Wärmepumpenheizungen installiert werden. Dies beschloss der Wärmepumpengipfel, zu dem sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Bundsbauministerin Klara Geywitz und Vertreter von 26 Anbietern Ende Juni virtuell trafen. Zum Vergleich: 2021 wurden in Deutschland 154.000 Wärmepumpen neu installiert. Das entspricht einem Zuwachs von 28 Prozent gegenübder dem Vorjahr. Damit sind erstmals mehr als 1 Million Wärmepumpen in Deutschland installiert. Doch es bleibt viel zu tun, denn der Anteil der Wärmepumpe an neu installierten Heizungen betrug nur 17 Prozent. Der Löwenanteil der über 900.000 neuen Heizungen hierzulande heizt noch mit Gas.
Habeck unterstrich auf dem Gipfel: „Wenn wir uns konsequent aus der Klammer russischer Importe befreien wollen, dann dürfen wir nicht nur an den Stromsektor denken, sondern dann brauchen wir gerade auch den Wärmebereich.“ Ab dem 1. Januar 2024 sollte laut dem Minister möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Habeck: „Das macht deutlich, dass wir hierfür auch schnell mehr Wärmepumpen brauchen.“
Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands Wärmepumpe forderte die Minister auf, dieses Ziel möglichst schnell gesetzlich zu verankern, denn die Branche brauche Planungssicherheit um ihre Kapazitäten hochfahren zu können.
Nur: Was muss man beachten? Für wen lohnt sich eine Wärmepumpe – und wer sollte auf andere klimafreundliche Heiztechnologien umstellen? Der Bedarf nach Beratung ist hoch. So hoch, dass Unternehmen, die beim Einbau von Wärmepumpen unterstützen, sich vor Anfragen kaum retten können. Beratungstermine sind zum Teil bis Oktober ausgebucht, erzählt Marius Zellmer. Der 24-Jährige studiert Erneuerbare Energien an der TH Köln und jobbt als Werkstudent beim Bonner Heizungsspezialisten Küpper in Bonn als Energieberater.
Für wen lohnt sich eine Wärmepumpe?
“Die Menschen machen sich Sorgen wegen steigender Energiepreise und der ungewissen Zukunft von Gasheizungen.” Sie suchen Rat – unter anderem bei Marius Zellmer. Durch sein Studium ist er tief im Thema. “Außerdem gibt es bei meinem Arbeitgeber Hilfestellung und Know-how.” Angesichts des enormen Fachkräftemangel sind Expertinnen und Experten in der Energieberatung rar. Für Studierende biete das eine Chance, sich bereits jetzt in einem Jobfeld zu positionieren, so Marius Zellmer. Er kann sich durchaus vorstellen, nach dem Abschluss in diesem Sektor weiter aktiv zu sein.
Sind die Kunden denn eher Hausbesitzer, die ihren Altbau umrüsten wollen – oder Hausbauer? “Am häufigsten wird der Einbau bei Neubauten angefragt”, sagt Zellmer. Eine energieeffiziente Gebäudehülle sei den Kunden wichtig.
Welche Arten von Wärmepumpen gibt es?
Für wen lohnt sich denn eine Wärmepumpe überhaupt? Grundsätzlich muss man mehrere Arten von Wärmepumpen unterscheiden:
- Die Luft-Luft-Wärmepumpe: Sie nutzt Luft als Energiequelle und gibt warme Luft direkt in die Räume ab, statt die Energie auf Heizwasser zu übertragen.
- Die Luft-Wasser-Wärmepumpe. Sie entzieht der Außenluft Wärme.
- Die Sole-Wasser-Wärmepumpe. Sie entzieht dem Erdreich Energie, dafür sind Tiefenbohrungen nötig. Sole-Wasser-Wärmepumpen lassen sich ganzjährig ohne zusätzliche Wärmeerzeuger betreiben, denn die Temperaturen im Erdreich verändern sich bereits in wenigen Metern Tiefe kaum noch durch die Witterung. Die Wärmepumpe sitzt bei dieser Variante nah und großflächig unter der Erde. Ein Rohrleitungsnetz in zwei Metern Tiefe nimmt thermische Energie über eine spezielle Oberfläche auf. Die Wärmepumpe kann aber auch platzsparender senkrecht oder schräg eingebaut werden.
- Die Wasser-Wasser-Wärmepumpe: Sie entzieht dem Grundwasser Wärme. Ab einer Tiefe von zehn Metern hat das Grundwassers ganzjährig eine Temperatur von 10 °C. Von der Anlage wird diese Temperatur dann auf ein höheres Niveau gebracht. Bei der Installation sind zwei Brunnen von Nöten. Der sogenannte Saugbrunnen speist die Wärmepumpe mit Wasser. Der Schluckbrunnen führt das Wasser aus dem Heizkreislauf wieder zurück ins Grundwasser.
Bei der Sole-Wasser-Pumpe fallen sehr wenig Betriebskosten an, dafür sind die Anschaffungskosten hoch. Sie rechnet sich erst dann, wenn mehrere Bohrungen notwendig sind, weil ein erhöhter Wärmebedarf besteht – also eher bei einem Mehrfamilienhaus.
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Luft-Wasser- und Luft-Luft-Anlagen sind in der Anschaffung erheblich preisgünstiger. Die Betriebskosten sind dafür aber höher. Luft-Wasser- und Luft-Luft-Wärmepumpen sind bei Einfamilienhäusern besonders beliebt. Den meisten Kunden gehe es bei der Beratung um tragfähige Entscheidungen für die Zukunft und Unabhängigkeit von fossiler Energie, sagt Marius Zellmer.
Das belegen auch aktuelle Zahlen. Über 70 % der im Jahr 2021 fertiggestellten Wohngebäude werden ganz oder teilweise mit erneuerbaren Energien beheizt, so das Statistische Bundesamt. 2020 lag der Wert bei 68 %. 2015 wurden circa 61 % der Wohnbauten mit erneuerbarer Energie beheizt. Wärmepumpen werden am häufigsten eingesetzt. 2021 sorgten sie in mehr als der Hälfte der neuen Wohngebäude für warme Räume.
Lohnt sich der Einbau auch bei einem Altbau?
Das kommt darauf an: Bei alten Gebäuden mit schlechter Dämmung müsste zunächst eine energetische Sanierung erfolgen. Das kann aktuell viele Monate dauern und sehr teuert werden. Eine individuelle Beratung, ob sich eine Umrüstung lohnt, ist in jedem Fall sinnvoll.
Was kostet eine Wärmepumpe?
Für die Anschaffung muss mit Kosten zwischen etwa 12.000 bis 35.000 Euro gerechnet werden – je nach Art der Pumpe und Aufstellungsort. Das heißt: Sind Bohrungen nötig, oder eine Grundwassererschließung, wird es teurer.
Wie funktionieren Wärmepumpen?
Die Idee: Die Anlagen nehmen auf verschiedene Weisen (s.o.) Wärme auf einem niedrigen Temperatur-Niveau aus der Umwelt auf und bringen sie auf ein höheres Temperatur-Niveau. Ein Beispiel: Bei der Luft-Wärmepumpe wird Wärme in der Außenluft aufgenommen. Damit wird ein Kältemittel erwärmt und zu Gas verdichtet, wodurch mehr Wärme entsteht, die wiederum Heizwasser erhitzt, das in einen Heizkreislauf eingespeist wird.
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Was sind die Vorteile einer Wärmepumpe?
Diese Art zu Heizen nutzt Wärme aus der Umgebungsluft, Erde oder dem Grundwasser. Die Vorteile einer Wärmepumpe:
- Im Gegensatz zu Öl- oder Gasheizungen sind Wärmepumpen unabhängig von fossilen Brennstoffen. Der CO2-Ausstoß ist um bis zu 90 Prozent geringer als bei Gas- oder Ölheizungen.
- In der Anschaffung sind Wärmepumpen zwar teurer als etwa eine Gasheizung. Aber: Die von der Wärmepumpe eingesetzte Primärenergie ist unendlich verfügbar und kostenlos. In Kombination mit Solarstrom oder Windenergie sind die Betriebskosten von Wärmepumpen sehr gering.
- Wärmepumpen gelten als vergleichsweise wartungsarm.
- Die Anlagen sind sehr energieeffizient. Eine Wärmepumpe wandelt die elektrische Energie in das Drei- bis Vierfache an Wärmeenergie um.
Was sind die Nachteile einer Wärmepumpe?
In erster Linie die Anschaffungskosten, die deutlich höher sind als etwa bei einer Gasheizung. Bei Altbauten kann es unter Umständen sein, dass sich eine Umrüstung nicht lohnt oder sich zumindest finanziell nicht rechnet.
Solarspeicher und Wärmepumpe: Was ist der Nutzen?
Durch die Kombination aus einer Solarstromanlage und einer Wärmepumpe lässt sich der Eigenverbrauch an Solarstrom deutlich steigern – und mit einem Stromspeicher erst recht. Denn eine Solaranlage liefert nur dann Strom, wenn Sonnenlicht auf die Paneele scheint. Nur mithilfe eines Solarstromspeichers kann der überschüssige Solarstrom gespeichert werden. Intelligente Systeme sorgen dafür, dass der Strom erst dann abgegeben, wenn er benötigt wird: etwa von der Wärmepumpe. Denn die braucht womöglich genau dann Strom, wenn die Sonne schon untergegangen ist oder im Winter, wenn er Solarertrag niedriger ist, aber am meisten geheizt wird.
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