5G: Sind viele Handys bald nicht mehr nutzbar?
Die Mobilfunklizenzen laufen bald aus und müssen neu vergeben werden. Teure Bietergefechte unter den Providern will die Netzagentur diesmal mit einem Kompromiss verhindern. So könnten auch mehr Reserven für den 5G-Ausbau übrig bleiben. Doch was ist dann künftig mit den einfachen GSM-Handys?
1&1 macht vier: So viele Provider wird es künftig geben, wenn die Mobilfunkrechte neu vergeben sind. Die Lizenzen über 800 MHz, 2,6 GHz und 1,8 GHz aus den Auktionen von 2010 und 2015 laufen Ende 2025 aus und müssen in absehbarer Zeit neu vergeben werden. Das Unternehmen 1&1 kommt dabei zu den etablierten Anbietern Telekom, Vodafone und O2 hinzu. Der 5G-Ausbau wird in nächster Zukunft für alle Provider zum zentralen Projekt.
Was ist 5G?
5G meint das Netz der fünften Mobilfunkgeneration. Der neue Mobilfunkstandard ist der direkte Nachfolger von LTE und Advanced LTE (4G) sowie UMTS (3G). Mit 5G sind höhere Datenraten möglich. Die Übertragungsgeschwindigkeiten sind deutlich höher als bei den bisherigen Netzstandards. So ermöglicht 5G eine bis zu zehn mal schnellere Datenübertragung als LTE. Latenzzeiten werden nahezu auf 0 reduziert, Kommunikation in Echtzeit ist damit möglich. Seit 2019 ist der 5G-Standard in einigen deutschen Städten verfügbar, sukzessive soll das Netz nun ausgebaut werden.
Die erhoffte digitale Transformation ist ohne 5G kaum denkbar, da sind sich Expertinnen und Experten einig. So kann der neue Standard in der Industrie zum Beispiel die Anlagensteuerung mithilfe von Maschine-to-Maschine-Kommunikation deutlich nach vorne bringen. Und im Alltagsleben von Verbraucherinnen und Verbrauchern funktionieren zum BeispielSmart-Home-Systeme mit 5G effizienter.
Neuvergabe Mobilfunklizenzen: Netzagentur schlägt Kompromiss vor
Die Bundesnetzagentur hat jetzt ein Verfahren für die Neuvergabe vorgeschlagen, bei dem die Interessen der Verbraucher und der Mobilfunkbetreiber berücksichtigt werden sollen.
Das 800-MHz-Frequenzband ist für die Flächenversorgung besonders gut geeignet. Für vier Anbieter reicht das vorhandene Spektrum allerdings nicht aus. Das Problem: Wenn 1&1 in einem Auktionsverfahren einen der anderen Provider verdrängt, stünden viele Menschen plötzlich ohne Netz da. Der Kompromiss der Netzagentur: Die Lizenzdauer im 800-MHz-Bereich soll ohne eine weitere Auktion um acht Jahre auf Ende 2033 verlängert werden. Im Gegenzug wird das Lizenzende für den Frequenzbereich von 900 MHz um acht Jahre von Ende 2033 auf Ende 2025 vorgezogen.
Bei der vorgezogenen Auktion für das 900-MHz-Frequenzband könnte 1&1 im Wettstreit mit den drei etablierten Providern besser zum Zuge kommen, weil hier mehr Frequenzspektrum zur Verfügung steht. Hier könnten alle vier Provider parallel funken. Die Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone und Telefónica O2 wiederum müssen das 800-MHz-Frequenzband nicht in einem teuren Auktionsverfahren gegen Neueinsteiger 1&1 verteidigen.
LTE-Versorgung soll aufrechterhalten werden
„Wir wollen den Spagat zwischen Wettbewerb und Versorgung schaffen“, sagte Klaus Müller, Präsident der Netzagentur. Mit dem Vorschlag eines Frequenztauschs wolle man die Interessen der etablierten Mobilfunkbetreiber und der neuen Markteinsteiger ausgleichen. „Die bestehende LTE-Versorgung soll aufrechterhalten werden und zugleich wollen wir chancengleichen Zugang zu Spektrum gewähren. Die wichtigste Regel dabei lautet: Es soll ein faires und transparentes Verfahren geben. Nun sind die Marktteilnehmer am Zug.“
Dort begrüßt man den Vorschlag. Die Bundesnetzagentur komme den Wünschen der etablierten Mobilfunknetzbetreiber entgegen, heißt es bei 1&1. „Gleichzeitig bekennt sie sich zu einem diskriminierungsfreien Verfahren und strebt mit einer vorzeitigen Auktion der 900-MHz-Frequenzen eine Lösung an, die auch 1&1 als Neueinsteiger eine faire Chance einräumt, Frequenzen im üblichen Versteigerungsverfahren zu erwerben“, so eine Konzern-Sprecherin.
Mehr Mittel für den 5G-Ausbau
Beim Branchenverband Bitkom sieht man einen weiteren Vorteil: Wenn es keine teuren Bieterkämpfe um die Lizenzen gibt, bleiben den Providern mehr Mittel, um in den 5G-Ausbau zu investieren. „Die nächste Frequenzvergabe wird ein weiterer wichtiger Meilenstein für die mobile Breitbandversorgung in Deutschland“, sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Bitkom begrüße die Bemühungen der Bundesnetzagentur, schon frühzeitig einen entsprechenden Rahmen zu definieren. „Bei der nächsten Vergabe wird es wesentlich darauf ankommen, ein Verfahren zu wählen, das dem Markt keine Investitionsmittel entzieht und die Unternehmen in die Lage versetzt, den für Deutschlands Digitalisierung besonders wichtigen 5G-Ausbau weiter mit voller Kraft vorantreiben zu können.“ Wichtig sei dabei, dass die LTE-Versorgung weiterhin gewährleistet bleibe. „Dies ist gerade für die Flächenversorgung in den ländlichen Gebieten von hoher Bedeutung“, so Rohleder.
Manche Handys funktionieren nur noch mit 2G
Viele Menschen nutzen nach wie vor Handys, die mit 4G und erst recht mit 5G nicht klarkommen. Sie sind auf den Mobilfunkstandard 2G oder GSM ausgelegt, den es seit 1991 gibt. Bereits 2021 haben Telekom, Vodafone und O2 das 3G/UMTS-Netz abgeschaltet. Der ältere Mobilfunkstandard 2G/GSM funktioniert indes weiter. Einfache Geräte für klassische Telefonie und für das Versenden von SMS werden zum Beispiel häufig von älteren Menschen genutzt oder als Zweithandy. Aber auch Diensttelefone sind oft GSM-Geräte. Sind diese dann unbrauchbar, sobald sich 5G durchgesetzt hat?
Tatsächlich ist das 2G-Netz in einigen Ländern bereits abgeschaltet worden. Vodafone, Telekom und O2 allerdings betonen bislang, dass sie 2G weiterhin bedienen wollen. Denkbar ist allerdings, dass bald der GSM-Standard an eine gemeinsame Gesellschaft übertragen und mittelfristig ganz abgeschaltet wird. Spätestens dann sind reine GSM-Handys in der Tat nicht mehr einsatzfähig. (mit dpa)
Ein Beitrag von: