Amazon baut Supermärkte ohne Kassen
Eine Flasche Wasser nehmen und den Laden ohne zu bezahlen verlassen: Das ermöglicht Amazon Go – ein Supermarkt, der Kunden über das Smartphone vernetzt und Bewegungen mit Sensoren und Kameras registriert. Doch ist das auch mit deutschem Datenschutz vereinbar?
Amazon macht Shoppen seit jeher bequemer. Im Internet funktioniert das gut. Doch beim täglichen Einkauf der Lebensmittel wollen die meisten Menschen auf einen Supermarkt nicht verzichten. Was tut Amazon-Chef Jeff Bezos also? Er erfindet einen Supermarkt, der mit nervigen Randerscheinungen aufräumt – etwa mit dem Schlange stehen an der Kasse. Wie das funktioniert, davon überzeugen sich gerade Amazon-Mitarbeiter in Seattle. Dort steht in der exklusiven Beta-Phase der erste Supermarkt Amazon Go an der Kreuzung 7th Avenue/Blanchard Street.
Sensoren und Kameras überwachen den Einkauf
Beim Betreten des Supermarktes startet der Kunde eine Smartphone-App und das Handy wird über einen Scanner registriert. Dann nimmt er sich aus der Regalen, was er braucht und verlässt das Geschäft. Das funktioniert, weil alle Regale mit Kameras und Sensoren ausgestattet sind. Sobald der Kunde zum Käsekuchen greift, registriert die Technik Gesicht und Produkt und schickt die Kaufentscheidung an eine zentrale Datenbank. Die Datenbank bekommt auch mit, wenn der Kunde ein Produkt zurücklegt.
Die Rechnung erscheint dann nach dem Einkauf im Amazon-Konto. Klingt praktisch. Und Amazon ist vom Konzept überzeugt. Laut einem Bericht von Business Insider plant das Unternehmen, in den nächsten zehn Jahren in den USA bis zu 2.000 Supermärkte zu eröffnen. Und wie sieht es in Deutschland aus?
Amazon Go mit deutschem Datenschutz nicht vereinbar
In Deutschland müssen Kunden vorerst auf Amazon Go verzichten. Das Konzept ist mit dem Datenschutz in Europa nicht zu vereinbaren, erklärte Peter Schaar der Zeit. Der frühere Bundesdatenschutzbeauftragte kritisiert, dass Kunden nicht nachvollziehen können, welche Daten der Supermarkt sammelt und was damit passiert – neben Bewegungen könnten die Kameras beispielsweise auch Emotionen erkennen und den Kunden vollkommen gläsern machen.
„Ich gehe davon aus, dass die Infos auf Servern gespeichert werden und ein sehr exaktes Profil zusammengestellt wird“, so Schaar. Nach deutschem Datenschutzrecht sei dafür eine Einwilligungserklärung des Kunden nötig. „Die kann aber nicht wirksam sein, solange der Betroffene nicht überblicken kann, wie, wo und wofür seine Daten verwendet werden.“
Totale Kontrolle des Kunden
Stellen Sie sich beispielsweise folgendes Szenario vor: Sie greifen zur Schokolade, denken zwei Sekunden später an Ihre guten Vorsätze und legen die Kalorienbombe zurück. Diesen Ablauf der Entscheidungen registriert die Datenbank. Im nächsten Schritt schlussfolgern Algorithmen im Hintergrund – Amazon spricht von Deep Learning Algorithms – , dass Sie auf Diät sind und schicken Produktvorschläge direkt auf Ihr Smartphone. Unheimlich, oder? Schaar: „Das Konzept basiert darauf, den Menschen total zu kontrollieren.“
Amazon macht auch vor dem Badezimmer der Menschen nicht halt. Der Konzern bietet sogenannte Dash-Buttons an, über die Menschen mit einem Knopfdruck Zahnpasta, Rasierklingen und Waschmitteln nachbestellen. Die Auslieferung soll dann irgendwann eine Drohne übernehmen, die mit der Bestellung vor der Tür landet: Amazon testet Zustelldrohnen in Großbritannien.
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