Auf Dauer hilft nur das Löschen von WhatsApp
Verbraucherschützer haben WhatsApp wegen der neuen Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen abgemahnt. Ihr Vorwurf: Seit Ende August zwingt der Messenger-Dienst seine Nutzer, die Übertragung ihrer Daten an Facebook zu erlauben. Widerspruch sei nur bedingt möglich. Und das stimmt. Deshalb auch unser Tipp: Wer sich vor der Datenkrake aus dem Hause Facebook schützen will, muss den WhatsApp-Dienst quittieren.
Das Marktwächter-Team des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) hat WhatsApp abgemahnt: „WhatsApp will Daten seiner Nutzer wie etwa Handynummern an den Mutterkonzern Facebook übertragen – unabhängig davon, ob sie einen Facebook-Account haben oder nicht,“ heißt es in einer gestern veröffentlichten Mitteilung. Betroffen seien auch Verbraucher, die weder WhatsApp noch Facebook nutzen: Sobald deren Telefonnummern in den Kontakten eines WhatsApp-Kunden gespeichert seien, gingen auch die an die gesamte Facebook-Unternehmensgruppe.
Widerstand ist zwecklos
Möglich machten das Ende August geänderte Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen. Für den Juristen Christopher Kunke von der Verbraucherzentrale NRW steht fest: „WhatsApp wirbt in seinen AGB damit, die Privatsphäre der Nutzer schützen zu wollen. Doch davon kann unserer Ansicht nach spätestens seit den neuen Nutzungsbedingungen keine Rede mehr sein.“ Bis morgen hat WhatsApp nun Zeit, eine Unterlassungserklärung abzugeben, ansonsten drohen die Verbraucherschützer mit einer Klage.
Immerhin, so informiert die Verbraucherzentrale, können Bestandskunden von WhatsApp einer Weitergabe ihrer Daten zu Werbezwecken widersprechen – zumindest bis zu 30 Tage, nachdem sie aufgefordert wurden, den überarbeiteten Nutzungs- und Datenschutzbestimmungen zuzustimmen. Unter dem Menüpunkt „Account“ in den „Einstellungen“ von WhatsApp sollte man in diesem Sinne den Punkt „Meine Account-Info teilen“ deaktivieren.
In den Einstellungen der Autorin dieses Beitrags tauchte diese Möglichkeit allerdings gar nicht mehr auf. Für die Ingenieur.de-Leser nahm sie dann in Kauf, dass alle ihre WhatsApp-Chats gelöscht wurden, und traute sich, ihren WhatsApp-Account komplett zu löschen. Das ist über die WhatsApp-Einstellungen möglich. Nach einer Neuanmeldung hatte sie dann auch erneut die Möglichkeit, zumindest der Nutzung ihrer Daten zu Werbezwecken auf Facebook zu widersprechen. Und das geht so:
Klicken Sie nicht gleich auf „Zustimmen“, sondern zunächst auf den kleinen Link „Lesen“ im Text der Mitteilung über die Änderung der Nutzungs- und Datenschutzbedingungen. Sie haben dann die Möglichkeit, ein Häkchen bzw. den Schieberegler auf „Deaktiviert“ zu setzen, wo es um die Nutzung ihrer WhatsApp-Daten zu Werbezwecken auf Facebook geht. Es sei jedoch angemerkt: Ob und wie lange sich das Unternehmen an dieses „Versprechen“ hält, steht in den Sternen.
Letztlich ist das aber ohnehin egal. Schon als Facebook das Unternehmen WhatsApp für 19 Milliarden Dollar kaufte, waren die Aufregung und die Sorge um den Datenschutz der WhatsApp-Kunden vor Facebook groß. Dabei hatte WhatsApp-Gründer Jan Koum erst kurz vor der Übernahme in einem von Focus veröffentlichten Interview kund getan: „… unser Modell basiert ja eben nicht darauf, möglichst viel über unsere Nutzer zu wissen und Daten zu sammeln. Wir kennen nur seine Telefonnummer. Aber wir speichern die Nachrichten nicht. Wir kennen weder die Namen unserer Nutzer noch ihr Alter, ihr Geschlecht oder ihre Adresse. Wir wissen nicht, wie sie ihr Geld ausgeben, wo sie wohnen oder was sie essen. Das interessiert uns auch alles nicht. Wir wollen so wenig wissen wie möglich.“
Tipp: Zu Messenger mit Open Source Code wechseln
Soviel zur Glaubwürdigkeit. Die Autorin dieses Beitrags meint: Will man sich vor der Datenkrake WhatsApp schützen, muss man den Dienst quittieren. Netzpolitik.org gibt Aussteige-Willigen fünf gute Gründe für einen Messenger-Wechsel an die Hand, mit denen man die WhatsApp-Freunde eventuell zum Mitziehen bewegen könnte.
Übrigens: Der gerne als Alternative zu WhatsApp genannte Threema-Messenger veröffentlicht seinen Quellcode nicht. Sondern versichert lediglich, den Code intern regelmäßig und sorgfältig zu prüfen. Was das Unternehmen aber mit den Daten der Threema-Nutzer macht, kann auch hier keiner nachprüfen. Mit Messenger-Dienste, die ihren Quellcode offenlegen, ist die Kundschaft sehr viel besser bedient – zumindest, was die Nutzung ihrer Daten angeht.
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