Cyber-Angriffe 06.12.2024, 11:50 Uhr

Bitcoin-Boom lockt Betrüger

Der Anstieg des Bitcoin-Kurses zieht immer mehr Anleger an, doch genau das nutzen Krypto-Betrüger aus, um mit raffinierten Methoden zu täuschen und zu betrügen. Eine aktuelle Studie zeigt alarmierende Ergebnisse und offenbart, wie weit verbreitet der Betrug mit Kryptowährungen ist und welche Maßnahmen notwendig sind, um die Opfer zu schützen.

Krypto-Betrug im Aufwind: Wie steigende Investitionen in Bitcoin und Co. immer mehr Anleger in die Falle locken. Foto: PantherMedia / stevanovicigor

Krypto-Betrug im Aufwind: Wie steigende Investitionen in Bitcoin und Co. immer mehr Anleger in die Falle locken.

Foto: PantherMedia / stevanovicigor

Vor einem Monat berichtete die Tagesschau, dass der Betrug mit Krypto-Anlagen weltweit einen Schaden von rund 70 Milliarden Euro verursacht, wobei in Deutschland fast täglich neue Opfer hinzukommen.

Während die Begeisterung über den Bitcoin-Boom wächst, steigt gleichzeitig auch das Risiko für Anleger: Krypto-Betrüger machen sich die Marktdynamik und das Vertrauen unerfahrener Investoren zunutze.

Mit dem Anstieg des Bitcoin-Kurses wächst auch das Interesse an Kryptowährungen. Viele sehen darin eine Chance, schnell reich zu werden, und werden von den hohen Gewinnversprechungen verführt. Krypto-Betrüger nutzen diese Begeisterung aus, um ahnungslose Anleger zu betrügen.

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Die häufigsten Methoden der Krypto-Betrüger

  • Gefälschte Webseiten
    Betrüger erstellen täuschend echte Kopien von Handelsplattformen oder Wallet-Anbietern, um Anleger zu betrügen und ihre Zugangsdaten oder Kryptowährungen zu stehlen.
  • Krypto-Phishing
    Opfer werden durch gefälschte E-Mails oder Nachrichten auf manipulierte Webseiten gelockt, oft mit angeblichen Sicherheitsmaßnahmen oder exklusiven Angeboten.
  • Schneeballsysteme (Ponzi-Systeme)
    Anleger werden mit unrealistischen Renditen gelockt, die jedoch nur aus den Einlagen neuer Investoren bezahlt werden. Solche Systeme kollabieren, sobald keine neuen Teilnehmer mehr kommen.
  • Pump- und Dump-Systeme
    Betrüger erhöhen den Kurs einer unbekannten Kryptowährung künstlich („Pump“), indem sie in sozialen Medien oder Gruppen Kaufempfehlungen verbreiten. Sobald der Kurs steigt, verkaufen sie ihre eigenen Bestände („Dump“) und lassen die anderen Investoren mit den Verlusten zurück.

76-Jähriger wird um 100.000 Euro von Betrügern gebracht

Ein Beispiel aus den Medien zeigt einen Mann aus Rostock, der bei einem Messenger-Betrug etwa 100.000 Euro verlor. Der 76-Jährige erhielt im Juli Nachrichten von einer angeblichen Jobvermittlung, die ihm anbot, Hotels im Internet zu bewerten. Dafür bekam er zunächst kleine Beträge auf ein Krypto-Konto.

Im Laufe der Zeit forderte die „Jobvermittlung“ ihn auf, eigene Einzahlungen zu tätigen, um höhere Provisionen zu bekommen. In der Hoffnung auf mehr Gewinn überwies der Mann daraufhin mehrere Geldbeträge.

Laut Polizei wollte der 76-Jährige seine verdienten Einnahmen auszahlen lassen, als ihm gesagt wurde, dass er dafür eine Kaution zahlen müsse. Er überwies das Geld, erhielt jedoch nichts zurück. Erst als die „Vermittlerin“ ihn aufforderte, noch 60.000 Euro einzuzahlen, bemerkte der Mann den Betrug und meldete sich bei der Polizei.

Studie zu Investmentbetrug von BrokerChooser

BrokerChooser hat vor Kurzem eine detaillierte Studie zu Investmentbetrug im Internet veröffentlicht, die aufschlussreiche und alarmierende Ergebnisse liefert. BrokerChooser ist eine internationale Plattform, die sich auf die Analyse und den Vergleich von Brokern konzentriert. Gegründet im Jahr 2016 von Finanzexperten, setzt das Unternehmen auf fortschrittliche KI und Datenwissenschaft, um detaillierte Einblicke in mehr als 100 globale Broker zu geben.

In der Analyse konnte man u.a. sehen, welche EU-Länder besonders stark von betrügerischen Aktivitäten betroffen sind. Besonders besorgniserregend ist, dass Kryptowährungen in 60 % der Betrugsfälle eine Rolle spielen.

Die Studie basiert auf einem weltweit einzigartigen Datensatz, der über 30.000 bekannte betrügerische Unternehmen umfasst. Zusätzlich wurden Google-Suchmuster zu BrokerChooser-Inhalten in 56 verschiedenen Sprachen analysiert.

Suchanfragen unter der Lupe

Von den 30.000 erfassten Organisationen waren 67 allein in der ersten Hälfte des Jahres 2024 für über eine Million Suchanfragen in der EU verantwortlich. Diese bedeutende Erkenntnis liefert Regulierungsbehörden und anderen Beteiligten gezielte Hinweise darauf, wo sie ihren Fokus und ihre Präventionsmaßnahmen verstärken sollten.

Die Untersuchung des Suchvolumens nach Ländern zeigt, in welchen Staaten Bürger am häufigsten nach Informationen über betrügerische Investmentfirmen suchen. In der ersten Hälfte des Jahres 2024 entfielen 86,4 % der Suchanfragen auf fünf Länder: Deutschland, Frankreich, Polen, Italien und die Niederlande. Dies könnte darauf hindeuten, dass diese Regionen besonders stark betroffen sind oder dass das Bewusstsein für solche Betrugsfälle dort höher ist.

Weckruf für Aufsichtsbehörden, Plattformen und Anleger

„Diese beispiellose Analyse ist ein Weckruf für Aufsichtsbehörden, Plattformen und Anleger, dass ein abgestimmtes Vorgehen der Branchenakteure erforderlich ist, um Anlagebetrug sinnvoll zu bekämpfen“, erklärte Tibor Bedő, Gründer und CEO von BrokerChooser. „Die Raffinesse dieser betrügerischen Operationen erfordert eine ebenso raffinierte Reaktion der Finanzdienstleistungsbranche.“

Die Zahl der Betrugsfälle steigt weiter, und die Methoden werden immer ausgeklügelter. Viele Betrüger geben vor, KI und andere moderne Technologien einzusetzen, um Anlegern ein falsches Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Kryptowährungen bleiben der am häufigsten beworbene Vermögenswert, da sechs von zehn Betrugsversuchen darauf abzielen. Weitere von Betrügern beworbene Vermögenswerte sind Devisen, CFDs, Immobilien und Edelmetalle.

Im Bericht werden zudem die Unternehmen aufgeführt, nach denen europäische Anleger am häufigsten suchen. An der Spitze der meistgesuchten betrügerischen Organisationen stehen:

  1. Immediate Edge
  2. Pocket Option
  3. Quantum Ai Trading

Die Autoren des Berichts haben diese Anbieter gründlich rechtlich und operativ bewertet. BrokerChooser macht durch die Aufdeckung der Methoden dieser Betrüger das Thema „Anlagebetrug“ greifbar und liefert konkrete Handlungsempfehlungen.

Maßnahmen gegen Investmentbetrug

  1. Warnhinweise in Suchmaschinen:
    Große Suchmaschinen sollten deutliche Warnhinweise anzeigen, wenn Unternehmen auf den Beobachtungslisten der Aufsichtsbehörden stehen. So erkennen Nutzer Risiken auf einen Blick.
  2. Schärfere Kontrolle digitaler Anzeigen:
    Mit moderner Datenanalyse können Finanzströme hinter betrügerischen Werbeanzeigen verfolgt werden, um Betrüger effizienter zu identifizieren und strafrechtlich zu verfolgen.
  3. Kooperation mit Hosting-Anbietern:
    Schnelle Sperrungen von URLs, die mit Betrügereien in Verbindung stehen, könnten den Betrieb betrügerischer Netzwerke stören und weitere Opfer schützen.
  4. Aufklärungskampagnen:
    Gezielte öffentliche Informationskampagnen in Verbindung mit den Listen der Aufsichtsbehörden erhöhen das Bewusstsein und schaffen ein sichereres Umfeld für Anleger.

Ressourcen und Fachkenntnisse gegen den Betrug vereinen

BrokerChooser geht über die bloße Sensibilisierung hinaus und bietet Regulierungsbehörden einen praktischen Ansatz, um schädliche Akteure zu erkennen, zu untersuchen und ihre Auswirkungen zu verringern. Die Studie zeigt, dass eine effektive Bekämpfung von Anlagebetrug nur durch Zusammenarbeit der wichtigsten Akteure aus der Branche möglich ist. BrokerChooser fordert Regulierungsbehörden, Technologieunternehmen, Finanzinstitute und andere relevante Gruppen auf, ihre Ressourcen und Fachkenntnisse zu vereinen, um betrügerische Aktivitäten besser zu erkennen und zu verhindern und so ein sichereres Investitionsumfeld in der EU zu schaffen.

Der Bericht wurde von führenden Unternehmen der Branche unterstützt, darunter FP Markets, Fusion Markets, Global Prime, Mexem, Pepperstone, Saxo, Skilling, Tickmill und XTB, die sich gemeinsam für die Bekämpfung von Anlagebetrug einsetzen.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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