Krypto-News 01.04.2022, 11:44 Uhr

Bitcoin in Europa: Droht Kryptowährungen in der EU das Aus?

Nach dem Willen des EU-Parlaments sollen die Regeln für Krypto-Transaktionen verschärft werden. Branchenverbände und Sicherheitsexperten schlagen Alarm. Ist das das Ende von Bitcoin und Co.?

Stehen Kryptowährungen in der EU vor dem Aus? Foto: Panthermedia.net/artjazz

Stehen Kryptowährungen in der EU vor dem Aus?

Foto: Panthermedia.net/artjazz

Die Entscheidung wurde mit Spannung erwartet, jetzt ist sie gefallen – leider zu Ungunsten der Krypto-Branche: Das EU-Parlament hat über die sogenannte Transfer of Funds Regulation (TFR) und den Umgang mit „unhosted Wallets“ abgestimmt. Nun sollen die Regeln für Krypto-Transaktionen verschärft werden. Branchenverbände, Hardware-Wallet-Hersteller, Sicherheitsexperten – sie alle schlagen Alarm. Droht Kryptowährungen in der EU das Aus?

Wird Bitcoin in der EU verboten?

Ein Verbot ist de facto kaum umzusetzen, Experten fürchten jedoch einen herben Rückschlag für den gesamten Wirtschaftsstandort Europa. Konkret schreibt die Transfer of Funds Regulation (TFR) strengere Anti-Geldwäschemaßnahmen (AML) vor: Anbieter von Krypto-Transaktionen sollen in Zukunft keine Krypto-Transfers von oder an non-compliant Anbieter ermöglichen dürfen. Das kommt Fachleuten zufolge einem Verbot jener „unhosted Wallets“ in Europa gleich. Damit gemeint sind Krypto-Wallets, die nicht eindeutig einer Person zugeordnet werden können. Also im Prinzip alle Wallets, die Nutzer selbstverwalten – auch Hardware-Wallets. Entsprechend ausgenommen sind Wallets, die von einem Verwahrungsdienstleister betreut werden.

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Dazu zählen Krypto-Börsen wie Coinbase oder Binance. Die und alle sonstigen Wallet-Anbieter sollen künftig verpflichtet werden, Transaktionsdaten aufwendig zu erfassen, zu verifizieren und ab einem Volumen von 1.000 Euro an die zuständigen Behörden weiterzuleiten. Zum Vergleich: Das ist, als müssten Banken den Konto-Inhaber bei jedem Eingang von 1.000 Euro bei der Polizei melden. Hintergrund: Mit der EU-Regelung soll es einfacher sein, illegale Transaktionen zu erkennen und verantwortliche Personen zu identifizieren.

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Experten sehen „bedenkliche Konsequenzen“

„Die Änderungen sind ein großer Rückschlag für Krypto in der EU und sollten in den Trilogen aufgehoben werden“, kommentiert etwa das deutsche DeFi-Unternehmen „Unstoppable Finance“. Die Konsequenzen seien „bedenklich“. So würden beispielsweise die Transaktionen zwischen „unhosted Wallets“ und Krypto-Börsen deutlich kostspieliger und aufwendiger. Coinbase etwa müsste die persönlichen Daten des Besitzers des Empfänger-Wallets sammeln, speichern und verifizieren – obwohl der nicht einmal ihr Kunde ist.

Das ist in der Praxis nicht durchführbar – weshalb befürchtet wird, dass Unternehmen wie Krypto-Börsen künftig nur Überweisungen an nicht gehostete Wallets zulassen, die mit ihren eigenen Kunden verbunden sind und durch eine Unterzeichnung mit einem privaten Schlüssel verifiziert werden können. Das ist allerdings kompliziert und teuer. Kleinere Krypto-Firmen mit weniger Ressourcen hingegen könnten Überweisungen an selbstverwahrte Geldbörsen sogar vollständig unterbinden – und dadurch weniger wettbewerbsfähig werden.

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Nutzer innerhalb Europas wenden sich dann möglicherweise ausländischen Anbietern zu. Schätzungen zufolge werden Krypto-Unternehmen bis Anfang 2024 Zeit haben, die Maßnahmen umzusetzen – vorher würden die Neuregelungen also gar nicht relevant. Perspektivisch ergibt sich aber schon jetzt ein gigantisches Sicherheitsproblem, warnen Analysten. Denn: Durch die Datenerfassung entstehen enorme Honigtöpfe – große Ansammlungen persönlicher Daten, die für Hacker bare Münze bedeuten. Unstoppable Finance warnt: „Seien Sie sich sicher: Unabhängig von den Sicherheitsvorkehrungen werden diese Datentöpfe zu wertvoll sein, um nicht irgendwann gehackt zu werden.“

Cyberkriminelle im Vorteil

Die Folgen sind fatal: Da durch den Regulierungs-Entwurf sämtliche Daten eines Nutzers (Name, Wohnadresse usw.) mit den Blockchain-Adressen und der Transaktionshistorie verknüpft sind, erhalten Hacker ausführlich Auskunft über dessen finanzielle Verhältnisse. „Kriminelle sehen genau, wie viel Krypto Sie besitzen, und könnten sowohl virtuelle (Hacking, Phishing usw.) als auch physische Angriffe (Raub, Entführung usw.) starten“, so Unstoppable Finance. Auch Ledger, das Unternehmen hinter dem gleichnamigen Hardware-Wallet, warnt: Aufgrund der „inhärent grenzenlosen Natur von Software und Internettechnologien“ könne die geplante Neuregelung die Europäer nicht von der Nutzung dezentraler Technologien abhalten.

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Vielmehr werde ihnen der Zugang zu diesen Technologien über vertrauenswürdige und regulierte Plattformen mit Sitz in der EU verwehrt – was sie einem größeren Risiko aussetze. Bitcoin hat auf die Nachricht jedenfalls umgehend reagiert, sich von fast 47.000 Dollar auf aktuell 44.660 Dollar zurückgezogen. Ein Minus von 5% innerhalb der letzten 24 Stunden. Dennoch könnte sich das Blatt zum Guten wenden.

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Experten zufolge kann die Entscheidung nun angefochten werden, sofern sich eine Mehrheit findet. Danach käme der Entwurf in einer Plenarsitzung dann erneut zur Diskussion und im Anschluss in den Trilog mit der EU-Kommission und dem Rat. „Ich setze darauf, dass Finanzminister [Christian Lindner] diesen Unsinn im Trilog mit EP und Kommission noch verhindern kann“, so der FDP-Abgeordnete Frank Schäffler.

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Auch Patrick Hansen, Head of Strategy & Biz Dev bei Unstoppable Finance, hält Anpassungen für möglich: „Der Trilog dauert in der Regel ein paar Monate und bietet die letzte Chance, Änderungen vorzunehmen. Einzelne Stimmen aus dem Rat und der Kommission stimmen mich optimistisch, dass wir noch Änderungen erreichen können.“ Und: „Wir haben eine Schlacht verloren, aber das ist noch lange nicht vorbei.“

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Ein Beitrag von:

  • Jannis Grunewald

    Jannis Grunewald ist Autor mit Fokus auf Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Er schreibt News, Analysen und Prognosen über digitale Assets und beschäftigt sich mit den Entwicklungen der Branche. Außerdem schreibt er über Technik und Innovationen.

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