Bitkom: Mehr als jeder Zweite schon Opfer von Cybercrime!
Eine unscheinbare E-Mail, ein gefälschter QR-Code oder ein harmlos wirkender Anruf – Cyberkriminalität beginnt oft unauffällig, kann aber massive Schäden verursachen. Der Digitalverband Bitkom stellt aktuelle Zahlen vor, die das Ausmaß der Bedrohung zeigen: Millionen Menschen sind betroffen, und die Dunkelziffer ist hoch.

Bitkom-Studie: 61 % der Internetnutzer von Cyberkriminalität betroffen.
Foto: PantherMedia / Peachaya Tanomsup
Viele glauben, mit einem Antivirusprogramm seien sie vor Cyberkriminalität sicher – doch das ist ein Trugschluss. Hacker entwickeln ständig neue Methoden, um Systeme zu überwinden, und oft reicht es nicht aus, nur auf Software zu vertrauen. Phishing, Ransomware und Social Engineering sind nur einige der Bedrohungen. Die aktuellen Zahlen zeigen das Ausmaß: Millionen von Menschen weltweit sind jedes Jahr betroffen, und die Dunkelziffer dürfte noch weitaus höher liegen.
Cyberkriminalität in Deutschland: Mehrheit der Internetnutzer betroffen
Die Mehrheit der Internetnutzer in Deutschland ist in den letzten 12 Monaten Opfer von Cyberkriminalität geworden. 61 % haben persönliche Erfahrungen gemacht, 36 % blieben verschont. Das zeigt eine Befragung von 1.021 Internetnutzern ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Der Trend zeigt einen leichten Rückgang: Vor einem Jahr waren noch 67 % betroffen, vor zwei Jahren sogar 75 %.
„Die Bedrohungslage im Internet verschärft sich, die rückläufigen Zahlen deuten darauf hin, dass die Menschen aufmerksamer sind und sich besser schützen“, erklärt Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst. „Aber weiterhin wird eine deutliche Mehrheit der Deutschen jedes Jahr Opfer von Cyber-Kriminellen. Wir müssen unsere Anstrengungen für Cybersicherheit erhöhen, im Privaten und in den Unternehmen. Außerdem müssen unsere Behörden so ausgestattet werden, dass sie Kriminalität im Netz mindestens so gut bekämpfen können wie in der analogen Welt.“
Die häufigsten Betrugsmaschen im Überblick
In den letzten 12 Monaten sind Internetnutzer in Deutschland häufig von Cyberkriminalität betroffen. Die häufigsten Delikte sind:
- 36 % der Nutzer wurden beim Online-Kauf betrogen.
- 30 % erlebten Phishing, bei dem Angreifer über E-Mails, SMS oder Anrufe persönliche Informationen abgriffen.
- 24 % haben sich Viren oder Schadprogramme auf ihren Smartphones oder Computern eingefangen.
Weitere häufige Angriffe umfassen:
- 9 % wurden Opfer des Ausspionierens von Zugangsdaten für Onlinedienste.
- 6 % fielen auf Betrug beim Online-Handel herein.
- 5 % erlebten Identitätsdiebstahl.
- 5 % wurden Konto- oder Kreditkartendaten gestohlen und missbraucht.
- 3 % wurden online sexuell belästigt.
- 2 % wurden online bedroht.
Zudem gibt es neue Bedrohungen durch künstliche Intelligenz:
- 3 % wurden durch Deepfakes, also KI-generierte Videos oder Fotos, getäuscht.
Am wenigsten betroffen sind:
- 2 % erlebten eine Ransomware-Infektion.
- 2 % hatten unberechtigten Zugriff auf ihr Online-Banking.
Betrug mit QR-Codes
Auch 2 % wurden Opfer einer neuen Betrugsmasche, dem Quishing. Dabei werden QR-Codes verteilt, zum Beispiel auf gefälschten amtlichen Schreiben oder Strafzetteln an Autos. Wenn man den Code mit dem Smartphone scannt, landet man auf einer betrügerischen Website, auf der man zur Zahlung von Gebühren oder zur Eingabe persönlicher Daten aufgefordert wird.
„Betrug mit QR-Codes ist ein Beispiel dafür, wie Cyberkriminelle immer neue Wege finden, um Menschen zu täuschen und ihnen Schaden zuzufügen. Quishing ist noch zu wenig bekannt und darüber müssen wir mehr informieren“, sagt Wintergerst.
Cybercrime in Deutschland: Schäden und Reaktionen
In den letzten 12 Monaten haben die Opfer von Cyberkriminalität durchschnittlich 219 Euro verloren. Davon sagen 60 %, dass der Schaden für sie persönlich 181 Euro betrug. 4 % berichten, dass der Schaden von Dritten (z. B. einem Online-Händler oder der Bank) übernommen wurde, mit einem durchschnittlichen Verlust von 609 Euro. 25 % erlitten keinen finanziellen Schaden, und 13 % machten keine Angaben dazu.
Nur etwa 26 % der Betroffenen haben Anzeige bei der Polizei erstattet. 8 % haben sich an andere Behörden wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gewandt, und 3 % suchten einen Anwalt auf.
Wintergerst erklärte, dass es bei Cyberkriminalität in den offiziellen Statistiken eine hohe Dunkelziffer gebe, weil viele Menschen sich nicht an Behörden wenden oder juristische Schritte ergreifen.
Viele Betroffene holen sich Hilfe im persönlichen Umfeld oder passen ihr Verhalten an. 46 % sprechen mit Freunden oder Familie, 39 % ändern Passwörter oder Sicherheitsinfos, und 11 % machen den Betrug durch Social-Media-Posts öffentlich. 3 % sind auf die Forderungen der Kriminellen eingegangen, etwa durch Lösegeldzahlungen.
Zudem wenden sich 42 % an die betroffene Plattform, und 12 % löschen oder kündigen ihren Account. 22 % reagieren gar nicht auf den Vorfall.
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