Bundesligist Hoffenheim rüstet Spieler mit Mikrochips aus
Mit Mikrochips in Trikots und Schienenbeinschützern können Trainer zukünftig die Leistung ihrer Spieler überwachen. Kennzahlen wie Lauf- und Zweikampfbereitschaft lassen sich sogar auf einer Datenbrille anzeigen. Für den Milliardenmarkt Fußball könnte dies der Aufbruch in eine neue Leistungsdimension sein.
Fußball ist ein Milliardengeschäft. Bayern München verkündete erst kürzlich einen Umsatz von über 430 Millionen Euro im aktuellen Geschäftsjahr. Kein Wunder also, dass Vereine und Trainer bemüht sind, die Leistung der Spieler kontinuierlich zu steigern. Zu Hilfe kommt ihnen dabei seit neuestem die Datenbanktechnologie HANA des IT-Unternehmens SAP. Der Bundesligist TSG Hoffenheim ist der erste Bundesligist, der die Technik erprobt.
Sensoren in Trikots, Schienenbeinschützern und im Ball erfassen jede Bewegungen und jeden zurückgelegten Meter der Spieler. Antennen am Spielfeldrand übertragen die Daten in Echtzeit an ein IT-System. Eine Software berechnet Kennzahlen und schickt diese auf die Datenbrille des Trainers. Noch während er einen Spieler beim Sprint beobachtet, sieht er im Blickfeld rechts oben beispielsweise dessen genaue Geschwindigkeit.
Während des Trainings sollen auch die Spieler selbst von der neuen Technologie profitieren: Die trainierten Spielzüge lassen sich auf einem virtuellen Fußballfeld abbilden und auf einem Tablet-PC am Spielfeldrand analysieren. 3D-Simulationen zeigen Mannschaft und Trainer, welche Abläufe Schwachstellen haben und wo das Potential einzelner Spieler liegt.
Die Performance jedes Akteurs lässt sich danach dauerhaft in einem wachsenden Datenpool speichern – etwa genaue Zweikampfstatistiken, Ballkontakte und Laufleistungen. Daraus lassen sich auch individuelle Trainings- und Fitnesspläne entwickeln.
Markenbotschafter des Softwarekonzerns ist Oliver Bierhoff, der seit 2004 Manager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist und 1996 als Spieler die Europameisterschaft gewann. Von der neuen Technologie ist er überzeugt: „Ich glaube, das ist die Zukunft des Fußballs“, sagte er Anfang November in Sinsheim, als er während eines SAP-Forums für die neue Lösung warb.
Funktechnologie des Fraunhofer Instituts
Versuchskaninchen für die neue Technologie ist derzeit die U19-Mannschaft der Hoffenheimer. Erst vor kurzem haben Techniker das Trainingsgelände im Nachwuchsleistungszentrum mit Empfangsantennen ausgerüstet. Zum Einsatz kommt auch eine funkbasierte Ortungstechnologie des Fraunhofer Instituts für integrierte Schaltungen (IIS) namens RedFIR.
Cheftrainer Julian Nagelsmann und sein Team können zukünftig Echtzeitinformationen über Spieler sammeln, auswerten und damit die Teamleistung optimieren. „Wir versprechen uns mit RedFIR in der weiteren Praxis noch viele Entwicklungsmöglichkeiten in der konkreten individuellen Trainingssteuerung“, sagt Bernhard Peters, Direktor für Sport- und Nachwuchsförderung bei 1899.
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