Bundeswehr: Neue Cyber-Truppe zieht ins Feld
Ein Ingenieur führt die neue Abteilung für Cyber-Sicherheit im Verteidigungsministerium. Für die Hausherrin Ursula von der Leyen ist die IT-Truppe ein gewaltiger Schritt in die Zukunft der Bundeswehr.
Es ist einer dieser Fälle, in denen man zu gerne Mäuschen spielen würde. Was für ein Gesicht wird Klaus Hardy Mühleck machen, wenn er sich die IT-Infrastruktur der Bundeswehr zum ersten Mal aus der Nähe anschaut? Dieses ganze System, das ein Bericht des Bundesrechnungshofes vor kurzem noch als ein Paradies für Kriminelle dargestellt hat, in dem Personal- und Finanzdaten kaum gesichert sind?
Weg zurück in die Bundeswehr
Über Mangel an Arbeit wird Mühleck, der gerade die neue Abteilung Cyber- und Informationstechnik (CIT) bei der Bundeswehr übernommen hat, eher nicht klagen können. Der gelernte Ingenieur für Automatisierungstechnik war zuletzt als Chief Information Officer bei ThyssenKrupp für die IT hauptverantwortlich, zuvor schon in derselben Funktion bei Volkswagen. Jetzt, mit immerhin schon 61 Jahren, kehrt er der Industrie den Rücken. Seine neue Chefin Ursula von der Leyen sieht das aber mehr als Heimkehr, schließe habe Mühleck vor 40 Jahren eine Ausbildung zum Richtfunker bei der Luftwaffe in Roth absolviert. „Schön, dass Sie den Weg zurück in die Bundeswehr gefunden haben“, sagte die Ministerin.
Superlative der Ministerin
Mit Superlativen spart die sonst eher nüchterne von der Leyen an dieser Stelle nicht. Von einem „wegweisenden Tag“ spricht sie und von „einer neuen Dimension“, die sich die Bundeswehr erschließe. Dafür wurde im Ministerium eine neue Abteilung mit rund 130 Mitarbeitern eingerichtet, die sich auf zwei Standorte verteilt. In Berlin sitzt die Gruppe „Cyber-/IT-Governance“, die sich eher mit der Strategie gegen virtuelle Attacken befassen wird, in Bonn derweil ein Team mit dem Titel „IT-Services“, die eher für die technische Umsetzung zuständig sein wird.
Insgesamt sollen rund 13.000 Soldaten und Beschäftigte der Bundeswehr der neuen Einheit zugeordnet werden. Dazu muss aber erst noch, entsprechend den Bundeswehr-Strukturen, das neue „Kommando für den Cyber- und Informationsraum“ entstehen – geplant ist das für das nächste Frühjahr. Dass ein Teil der Spezialisten auch selbst virtuelle Angriffe starten kann und soll, ist ein offenes Geheimnis.
Nicht sicher, sondern elastisch…
Erst vor einem Jahr hatte die Ministerin den Aufbaustab für das gesamte Programm eingesetzt, die Realisierung erfolgte also sehr schnell. Die beinahe täglich registrierten Cyberangriffen auf das „Regierungsnetz“ könne man nicht verhindern, aber doch die „IT-Systeme so resilient machen, dass diese Angriffe keine schwerwiegenden Folgen haben“. Die Begriffswahl spricht für sich, denn resilient bedeutet nicht nur widerstandsfähig, sondern auch elastisch, anpassungsfähig – das Gegenteil starrer, verkrusteter Strukturen.
Als nächsten wichtigen Schritt will von der Leyen die „digitale Akte“ einführen. Daran werde „mit Hochdruck“ gearbeitet, heißt es bei ihrem Ministerium. Die papierlose Bundeswehr, das wäre schon eine Vision.
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