Bundeswehr rüstet für den Cyberwar
Heer, Marine, Luftwaffe – und eine ganze Truppe IT-Soldaten: Die neue Abteilung soll die vierte Kraft der Bundeswehr werden. Eine schlagkräftige Einheit im Kampf gegen virtuelle Attacken, die längst ganz real sind.
13.500 Fachkräfte für den Cyberwar will Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen in wenigen Jahren unter ihrem Kommando haben. Ein eigener militärischer Organisationsbereich, der wie das Heer, die Marine und die Luftwaffe einen Chef im Range eines Inspekteurs hat – darüber stehen dann nur noch der Generalinspekteur der Bundeswehr und die Ministerin selbst. Geführt wird diese Abteilung dann von einem in Bonn angesiedelten neuen Kommando Cyber- und Informationsraum, das im Kurzvokabular der Bundeswehr „Kdo CIR“ heißt.
Woher aber sollen diese ganzen Spezialisten kommen? Von der Leyen ist sicher, dass sie den größten Teil per Umstrukturierung aus vorhandenen Ressourcen holen kann. Rund 700 Leute aber müssten auf dem Markt angeworben werden, der bekanntermaßen eng ist. Deshalb wirbt die Bundeswehr in ihrer aktuellen Kampagne mit dem Slogan „Mach, was wirklich zählt“ auch ausdrücklich um IT-Fachleute.
Abteilung ist nicht nur zur Verteidigung da
Die Abteilung wird gut zu tun haben. Im Schnitt fast alle 30 Minuten werden Behörden des Bundes aus dem Netz attackiert. Wie oft militärische Einrichtungen davon betroffen sind, wird naturgemäß nicht verraten. Aber der Anteil dürfte nicht gering sein, schließlich gehören sie zu den Hauptzielen fremder Nachrichtendienste. Und seit einiger Zeit wissen wir, dass darunter nicht nur feindliche Agenten zu verstehen sind. Denn die in den vergangenen Jahren bekannt gewordenen Spionageattacken mit den Namen „APT28“ und „Regin“ stammten sehr wahrscheinlich aus dem Umfeld russischer Geheimdienste beziehungsweise der NSA.
Die neuen Teilstreitkräfte werden sich allerdings nicht nur um Abwehrstrategien kümmern. Dazu gehören laut Verteidigungsministerium „die Aufgaben Cyber, IT, militärisches Nachrichtenwesen, Geoinformationswesen und Operative Kommunikation“. Das schließt ausdrücklich auch die eher offensive Arbeit der „Gruppe Computer-Netzwerk-Operationen“ (CNO) ein, die auf eigene virtuelle Attacken spezialisiert ist. „Selbstverständlich“ gelte der Parlamentsvorbehalt auch bei „Einsätzen im Cyber- und Informationsraum“, erklärt das Ministerium. Soll heißen: Der Bundestag muss gefragt werden, bevor eine Spionage-Software aktiviert wird.
Manager aus der Wirtschaft an der Spitze?
Bei der Opposition im Parlament gibt es indes große Zweifel, dass die Abgeordneten wirklich von jeder Aktion Kenntnis erhalten werden. Gerade das aber soll der Inspekteur an der Spitze der Cyber-Soldaten sicherstellen. Laut „Spiegel“ verhandelt die Bundesregierung außerdem mit einem hochrangigen Manager von ThyssenKrupp über die Leitung der entsprechenden neuen Abteilung im Ministerium.
Die neuen Pläne sind das Ergebnis der Arbeit eines Aufbaustabes, den von der Leyen im vergangenen Jahr eingerichtet hatte. Die Bedeutung dieser Aufgabe sei nicht hoch genug einzuschätzen, meint die Ministerin: „Es geht nicht nur um die Bundeswehr, die ihr Netzwerk – als Daueraufgabe – vor Angriffen schützen muss: Der Aufbau von Cyber-Fähigkeiten in den Streitkräften ist auch ein wichtiger Beitrag zur gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge.“ Und damit die nötigen Spezialisten dafür auch künftig zur Verfügung stehen, wird an der Universität der Bundeswehr ein eigener „Cyber-Cluster“ eingerichtet.
Laserwaffen werden entwickelt
Modernisieren will die Bundeswehr auch ihren Waffenbestand. So ist sie an Laserwaffen interessiert und investiert in deren Entwicklung 84 Millionen Euro.
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