Cloud Computing bietet viele Chancen für den Mittelstand
Software und Services aus der Cloud spielen für den deutschen Mittelstand eine immer bedeutendere Rolle. Allerdings herrscht gerade bei kleineren Unternehmen immer noch Unklarheit darüber, worum es dabei überhaupt geht. Dabei sind viele Cloud-Services wie geschaffen für mittelständische Unternehmen.
Ein fiktives Beispiel: Susanne B. hat ein Seminar für Fachpersonal veranstaltet und will nun ihre Präsentation und andere Dokumente an die Teilnehmer auch in elektronischer Form verteilen.
Sie könnte theoretisch den FTP-Server ihrer Consulting-Firma nutzen, aber dessen Benutzung ist so unhandlich, dass sie lieber in die Cloud geht und Dropbox benutzt. Dropbox ist ein Briefkasten im Internet, mit einigen Gigabyte Speicherplatz reicht er für ihre Dateien locker aus. Nun braucht sie nur noch die Freigabe an die Seminarteilnehmer zu verschicken und fertig ist die Collaboration-Plattform. Denn die befugten Teilnehmer können ebenfalls so lange Dateien auf dem Dropbox-Server ablegen, bis Susanne ihn wieder schließt.
Dieses Beispiel zeigt eine Anwendung aus der Public Cloud, die sich heute auch bei Privatanwendern zunehmender Beliebtheit erfreut. Allerdings würde kaum einer der Nutzer, der hier Privatfotos einstellt, auf die Idee kommen, eine Konstruktionszeichnung oder ähnlich hochsensible Dokumente seines Unternehmens in der öffentlich zugänglichen Dropbox zu speichern. Denn deren einziger Schutz ist ein Passwort. Und das ist meist leicht zu knacken.
„Cloud Computing ist unabhängig von der Unternehmensgröße“
Deshalb haben in den Augen vieler IT-Verantwortlicher personenbezogene und patentrechtlich relevante Daten nichts in der Public Cloud zu suchen. Vielmehr werden sie hinter der Firewall eines Unternehmens oder eines IT-Dienstleisters wie Fiducia oder Datev in der Private Cloud sicher verwahrt. Das fiktive Beispiel von Susanne B. zeigt jedoch, dass es jederzeit zu einer Art Schatten-IT innerhalb eines Unternehmens kommen kann, wenn der CIO nicht rechtzeitig Vorkehrungen trifft. Cloud ist also ein Governance- und Compliance-Thema. „Cloud Computing ist unabhängig von der Unternehmensgröße“, betont Unternehmensberater Wolfgang Martin.
Immer mehr Vorstände und Geschäftsführer sehen die Vorteile, Dienste in eine Cloud-Struktur auszulagern oder von dort zu beziehen. Ein Unternehmen kann internetgestützte Services von einem Technologiepartner im Abo mieten.
Der Vorteil: Statt auf eine Frist bis zum Abschreiben dieser Investition warten zu müssen (Capital Expenditure oder CAPEX), kann der Finanzvorstand diese Kosten als laufende Betriebsausgaben (Operational Expenditure oder OPEX) bereits im laufenden Geschäftsjahr steuerlich geltend machen.
Software-Anbieter stellen immer mehr Anwendungen für Cloud Computing ins Netz
Dieser kleine Wechsel hat beachtliche Folgen: Firmen stecken immer weniger Kapital in lizenzabhängige Software, weil dies CAPEX-Ausgaben sind. Da die Nachfrage nach OPEX-basierten Bereitstellungsmodellen – also Public, Private oder Hybrid Cloud – so stark gewachsen ist, stellen fast alle Softwareanbieter ihre Programme und zugehörigen Dienste in der Cloud bereit, also in Rechenzentren.
Ein Mittelständler, der seine IT standardisiert und konsolidiert hat, erlangt durch deren Virtualisierung bereits eine Private Cloud, einen Ressourcenpool, der sich durch Flexibilität, aber durch begrenzte Skalierbarkeit auszeichnet. Dieser Pool lässt sich als Service – sprich: Cloud – bereitstellen. Um zusätzliche Rechen- oder Speicherkapazitäten bei saisonaler Beanspruchung zu erhalten, kann er externe Services für seine Infrastruktur anmieten und später wieder kündigen. Diese „Infrastructure as a Service“ (IaaS) ist der grundlegende Baustein der Servicearchitektur einer Cloud.
Die nächsthöhere Stufe bildet eine „Platform as a Service“ (PaaS). „Eine PaaS“, erklärt Berater Martin, „bietet eine auf die Cloud zugeschnittene Entwicklungsumgebung damit lassen sich Cloud-Services schnell und flexibel entwickeln.“ Auch hausintern. Die oberste Stufe im Serviceangebot bildet „Software as a Service“ (SaaS), wobei Software in der Cloud genutzt und abgerufen wird.
Mittelstand braucht oftmals individuelle Cloud-Lösungen
Jeder Mittelständler muss für sich herausfinden, welche Kombination von Diensten aus diesen drei Schichten für ihn das richtige Leistungspaket darstellt. Allerdings gibt es einen Haken: Die Kernanwendung des Mittelständlers ist meist derart individuell angepasst, dass sie sich nicht als Service mieten oder vermieten lässt. Hier muss der Lösungspartner vor Ort einspringen. Auf diesen kommen durch die Cloud Umstellungsprobleme zu: Er muss kompetentes Personal einstellen oder umschulen, um die Cloud-Technologie sicher und mit hoher Dienstgüte bereitstellen und pflegen zu können. Durch Initiativen wie HP cCells und IBM SmartCloud wird solchen Partnern geholfen.
Unternehmensberater Wolfgang Martin und die VDI nachrichten stellen Interessierten einen Cloud-Schnellcheck zur Verfügung: „Top-10-Cloud-Regeln“.
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