Corona: Jeder Vierte glaubt nicht an Infos von RKI und Behörden
Die Zahlen sind erschreckend, Bitkom-Chef Achim Berg nennt sie eine „Katastrophe“. Ein Großteil der Bevölkerung stellt Behörden und Politik in der Pandemie ein schwaches Zeugnis aus – und Fake News zu Corona werden zunehmend besorgniserregend.
Um das Vertrauen in öffentliche Institutionen und die Politik ist es in der Corona-Pandemie bei einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung nicht gut bestellt. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Branchenverbands Bitkom.
So gaben zwar 72 % der Deutschen an, den Informationen von Robert-Koch-Institut, Ministerien und Behörden zu vertrauen. 24 % aber sagten, dass sie diesen Informationen gar nicht vertrauen – also fast jeder vierte Deutsche. Das deckt sich ungefähr auch mit der Impfquote hierzulande: Aktuell haben etwa 73 % eine vollständige Corona-Impfung erhalten, 27 % sind noch nicht oder unvollständig geimpft.
Corona: Sorge wegen Fake News
Viele Menschen haben laut der Bitkom-Umfrage überdies Probleme, mit der Informationsflut zum Thema Corona umzugehen. So finden es 43 % derjenigen, die den offiziellen Stellen vertrauen, schwierig, Informationen über Corona richtig einzuordnen. Und 76 % sind wegen der Verbreitung von Falschinformationen zu Corona in den sozialen Medien besorgt.
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„An diese Zahlen dürfen wir uns nicht gewöhnen“, kommentierte Bitkom-Chef Achim Berg auf einer Pressekonferenz am Dienstag. „Ein Viertel der Bevölkerung hat gar kein Vertrauen, das kann man nicht hinnehmen, das ist eine Katastrophe.“ Der „Schlingerkurs“ in der Kommunikation von Behörden und Politik habe mit dazu beigetragen, dass Vertrauen verloren gegangen sei. „Wer Fake News erkennt, sollte sein soziales Umfeld darauf aufmerksam machen und auf offizielle Quellen verweisen. Corona heißt für uns alle: Farbe bekennen, Position beziehen und die Stimme der Vernunft hörbar machen, gerade auch in sozialen Medien.“
Bitkom-Chef: Fehlende Digitalisierung von Schulen und Behörden „unverantwortlich“
Dem aktuellen digitalen Status des Landes stellte Berg ein denkbar schlechtes Zeugnis aus. „Deutschland ist dem Ruf einer Hightech-Nation nicht gerecht geworden”, so Berg. Bitkom hatte die Umfrage-Teilnehmenden gebeten, das digitale Management der Pandemie von Verwaltungen und Behörden mit Schulnoten zu bewerten. Das Gesundheitswesen schnitt mit einer 3,3 relativ schlecht ab. Noch schlechter wurden Schulen sowie Verwaltung bewertet. Über eine glatte vier kam dieser Sektor nicht hinaus.
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Berg: „Auch wenn die Schulnote 4 mit ‚ausreichend‘ übersetzt wird: Ausreichend war das nicht, was viele der Behörden geboten haben. Zwei Jahre nach Beginn der Pandemie darf man erwarten, dass wirklich jede Verwaltung auf Homeoffice umschalten kann und in der Lage ist, ihre Dienstleistungen digital anzubieten.“ Es sei „unverantwortlich“, dass Schulen auch nach zwei Jahren Pandemie nicht in der Lage seien, uneingeschränkten digitalen Unterricht zu leisten. „Wir fordern ein Recht auf digitale Bildung“, so Berg. Deutschland müsse sich digital krisenresilient machen. Er finde den Befund „wirklich erschreckend“. Laut der Umfrage rechnen 49 % der Bevölkerung insgesamt mit einer Schwächung unseres Landes durch die Pandemie.
Deutsche verbringen immer mehr Zeit am Bildschirm
Seit der Corona-Pandemie verbringen die Menschen immer mehr Zeit am Bildschirm. Homeoffice und reduzierte soziale Kontakte lassen Smatphone, Laptop und Fernseher zu den “besten Freunden” werden. Laut der Erhebung des Bitkom beträgt die durchschnittliche Bildschirmzeit zehn Stunden am Tag, das entspricht 70 Stunden in der Woche. Vor zwei Jahren lag der Wert noch bei acht Stunden pro Tag. Vor allem Videostreaming, Online-Shopping und Videotelefonie boomen. „In der Corona-Pandemie haben digitale Technologien das Leben am Laufen gehalten, beruflich wie privat. Dabei wächst das Bedürfnis, wieder mehr Zeit in der analogen Welt zu verbringen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. In der repräsentativen Befragung gaben viele Menschen an, dass sie nach der Pandemie ihre analoge Zeit erhöhen wollen.
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